BildungskampagneBerlin (epo.de). - Im Jahr 2000 tagte das Weltbildungsforum in Dakar. Damals verpflichteten sich 164 Länder dem Ziel, bis 2015 "Bildung für alle" zu ermöglichen. Anlässlich des Halbzeittreffens, das wieder in Dakar stattfindet, hat die Globale Bildungskampagne (GCE) 178 Ländern ein Zeugnis für ihre "schulischen Leistungen" ausgestellt. Sie bewertet mit Noten von "A" (sehr gut) bis "F" (ungenügend) die Beiträge aller Regierungen zur Förderung von Grundbildung in den Entwicklungsländern. Erstmals wird dabei neben dem Engagement der Industrieländer auch die Eigenleistung der Entwicklungsländer benotet. Deutschland schneidet dabei schlecht ab, es erhält ein "D". Dies geht aus dem internationalen GCE-Bildungsbericht "No Excuses" hervor, der am Dienstag erschienen ist.

Die Zeugnisse der reichen Länder bewerten, ob die Regierungen einen angemessenen Beitrag zur Förderung von Grundbildung in den armen Ländern bereit stellen. Dem Bericht zufolge sollte Deutschland nach Maßgabe seiner Wirtschaftskraft 532 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Tatsächlich habe die deutsche Regierung im Jahr 2006 jedoch nur 68 Millionen Euro an bilateraler Entwicklungshilfe für Grundbildung vergeben. Das entspreche nur knapp einem Prozent ihrer gesamten bilateralen Entwicklungszusammenarbeit.

"Alle sprechen zurzeit von der Pisa-Studie und beobachten genau, wie sich die Lesefähigkeit der Schüler in Deutschland entwickelt. Dabei wird vergessen, wie schlecht die Situation in den armen Ländern ist. Nach wie vor können 72 Millionen Kinder noch nicht einmal die Grundschule besuchen. Es ist ein Trauerspiel, dass Deutschland sich nicht viel stärker für die Bildung in armen Ländern engagiert", sagte Jörn Kalinski, Sprecher der GCE Deutschland und Oxfam-Kampagnenleiter. Unter den Geberländern belege Deutschland nur den 14. Platz. Am besten schneiden Norwegen und die Niederlande ab, sie teilen sich den ersten Platz. Österreich ist das Schlusslicht bei den Industrieländern.

Die Zeugnisse vieler Entwicklungsländer fallen besser aus. "No Excuses" zeigt, dass es vor allem auf den politischen Willen ankommt. So wurden in 14 Ländern die Schulgebühren abgeschafft. In Kenia, Kamerun, Botswana und Burundi gehen mehr Kinder zur Schule als je zuvor. 17 afrikanische und fünf lateinamerikanische Länder haben ihre Bildungsausgaben auf 20 Prozent ihres Staatshaushalts gesteigert.

"Bildung ist die wichtigste Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung", so Jörn Kalinski. "Schon wenn Mädchen in den armen Ländern durchschnittlich nur ein Jahr länger zur Schule gingen, könnte ihr zukünftiges Einkommen um 10 bis 20 Prozent steigen. Und 700.000 HIV-Infektionen könnten jedes Jahr verhindert werden, wenn alle Kinder eine Grundschule besuchten." Fehlende Bildung verstärke die Armut, behindere die Entwicklung und schade der Stabilität ganzer Gesellschaften. "Für mangelndes Engagement in der Bildung gibt es keine Entschuldigung", betonte Kalinski.

Immer noch besonders benachteiligt sind dem Bericht zufolge Kinder in Konfliktregionen (konfliktreiche Länder wie Somalia, Haiti und Sierra Leone schneiden durchweg schlecht ab), behinderte Kinder (ein Drittel aller Kinder, die keinen Zugang zu Schulbildung haben, sind behindert), Kinder in ländlichen Regionen, arbeitende Kinder und Mädchen.

Der GCE-Bildungsbericht hebt zudem hervor, dass die bloße Erhöhung der Einschulungsrate nicht ausreicht. Neben der Quantität müsse auch die Qualität der Bildung verbessert werden. Dafür sei es notwendig, in den nächsten zehn Jahren mindestens 18 Millionen zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer einzustellen, um die steigenden Schülerzahlen aufzufangen und die gesetzten Ziele zu erreichen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind zusätzlich zu den Eigenanstrengungen der Entwicklungsländer und der jetzigen Entwicklungshilfe für Grundbildung jährlich 6,2 Milliarden Euro nötig, um jedem Kind zumindest eine Grundschulbildung zu ermöglichen.

In Deutschland engagieren sich in der Globalen Bildungskampagne (Global Campaign for Education): CARE, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Kindernothilfe, Oxfam, Plan, World Vision und World University Service.
Weitere Informationen unter:

www.bildungskampagne.org
www.campaignforeducation.org


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