GermanwatchNusa Dua (epo.de). - Weniger entwickelte Länder leiden unter Stürmen, Überschwemmungen und Wetterextremen häufig sehr viel stärker als die Industrieländer. Im Jahr 2006 war vor allem Asien betroffen. Das geht aus dem Klima-Risiko-Index hervor, den die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch gemeinsam mit der Münchener Rück am Dienstag bei den UN-Klimaverhandlungen in Bali vorstellte. Germanwatch betrachtet die Ergebnisse des Index als einen weiteren Beleg dafür, dass eine zentrale Aufgabe des Klimagipfel in Bali ist, sich auf ein Verhandlungsmandat zu einigen, das die Risiken des Klimawandels deutlich begrenzt und die besonders Betroffenen stärker bei der Anpassung an die negativen Folgen unterstützt.

"Meistbetroffene Länder im Jahr 2006 waren die Philippinen, Nordkorea und Indonesien, Gastgeber des Klimagipfels", erklärte Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch und Autor der Studie. "Auf den Philippinen und in Indonesien sind jeweils fast 1.300 Menschen durch Stürme und Überschwemmungen ums Leben gekommen und Schäden in Milliardenhöhe entstanden." Zwar seien diese absoluten Auswirkungen deutlich geringer als jene in den USA oder in China. Die absoluten Zahlen alleine reichten aber laut Harmeling nicht aus, um die tatsächliche Betroffenheit eines Landes zu beurteilen. "Daher bezieht der Klima-Risiko-Index von Germanwatch auch relative Indikatoren mit ein. So sind in Nordkorea, pro 100.000 Einwohner gerechnet, etwa viermal so viele Menschen durch Wetterextreme gestorben wie in Indonesien."

Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre haben Honduras, Nicaragua und Bangladesch die größten Auswirkungen erfahren. Deutschland belegt Rang 17 im Jahr 2006, mit 56 Todesopfern und Schäden von ca. zwei Milliarden US-Dollar. Bezogen auf die letzten zehn Jahren (1997-2006) belegt Deutschland Rang 10. Hier hat sich vor allem der Extremsommer 2003 mit mehr als 7.000 Todesopfern ausgewirkt.

Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung bei der Münchener Rückversicherung, auf deren weltweit anerkannter Datenbank zu Wetterextremen der Klima-Risiko-Index basiert: "Aus den Ereignissen eines Jahres kann nicht direkt auf einen Zusammenhang mit dem Klimawandel geschlossen werden. Dennoch, seit 1980 hat sich die Häufigkeit von Naturkatastrophen aufgrund von Überflutungen um das Vierfache, durch Windstürme um das Zweifache und weitere Wetterextreme wie Hitzewellen oder Dürren um das Vierfache erhöht", so Höppe, "was deutlich eine Erhöhung der Gefährdungssituation anzeigt." Bei geophysikalischen Katastrophen habe sich die Häufigkeit hingegen nur um das 1,5fache erhöht.

"Während diese Zunahme höchstwahrscheinlich auf sozioökonomischen Faktoren beruht, ist der viel stärkere Anstieg bei den wetterbezogenen Katastrophen mit immer größerer Sicherheit zu einem guten Teil auf den Klimawandel zurückzuführen", sagte Peter Höppe. "Insbesondere die Länder, die in der Vergangenheit bereits stark durch Wetterextreme betroffen waren, sollten dies zum Anlass nehmen, der Vorsorge gegenüber solchen Gefahren eine größere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Industrieländer als Hauptverursacher des Klimawandels stehen in der Verantwortung solche Prozesse zu unterstützen."

Thomas Loster, Geschäftsführer der Münchener Rück Stiftung, betonte, dass die Menschen in Entwicklungsländern am stärksten von Wetterkatastrophen betroffen sind. Langzeituntersuchungen belegten, das rund 80 Prozent der Katastrophenopfer in armen Ländern zu beklagen sind. "Auch die zehn Naturkatastrophen mit den meisten Todesopfern im Jahr 2007 ereigneten sich in armen Ländern", so Loster. "Nur eine war nicht wetterbedingt. Der Klimawandel bringt mehr Wetterextreme und die ärmeren Menschen sind besonders verletzlich. Das wird die Herausforderungen in der Katastrophenvorsorge und in der Entwicklungszusammenarbeit weiter vergrößern."

Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch, hob die Bedeutung solcher Projekte für die internationale Klimapolitik hervor. "Die effektive Vorsorge gegenüber Wetterextremen ist von zentraler Bedeutung für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, die bei der Klimakonferenz in Bali weit oben auf der Verhandlungsagenda steht. Die Regierungen sollten den Vorschlag der kleinen Inselstaaten und der am wenigsten entwickelten Länder, der sogenannten LDC, hier in Bali unterstützen, und eine Initiative für Frühwarnungssysteme für Überflutungen und Dürren auf den Weg bringen."

Solche Schritte lohnten sich, wie viele Studien zeigten, sagte Milke. Mit einem Euro Investition könne ein Mehrfaches an Katastrophenhilfe vermieden werden. "Es geht in Bali auch darum, Verhandlungen über verbindliche Zahlungen zur Unterstützung der besonders Betroffenen an den Klimawandel aufzunehmen. Durch diese sollten Anpassungsmaßnahmen der lokalen Bevölkerung, Anreizsysteme für Anpassung und Versicherungssysteme für die besonders Betroffenen finanziert werden."

www.germanwatch.org


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