GermanwatchBerlin (epo.de). - Deutsche Entwicklungsorganisationen haben das Ergebnis des Weltklimagipfels auf der indonesischen Insel Bali verhalten positiv aufgenommen. Am Samstag sei "in einer dramatischen Verhandlungsrunde ist doch noch ein Durchbruch des Klimagipfels in Bali gelungen", erklärte die deutsche Nord-Süd-Initiative Germanwatch. "Das ist ein ermutigender Zwischenschritt auf dem Weg heraus aus der Klimakatastrophe", sagte der Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg, Wolfgang Jamann. Als unzureichend wertete das katholische Entwicklungshilfswerk MISEREOR die Ergebnisse der Klimakonferenz auf Bali.

"Die Lokomotive, die Ende 2009 zu einem weitreichenden weltweiten Klimaschutzabkommen führen soll, hat Fahrt aufgenommen", kommentierte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von  Germanwatch. In Bali seien jetzt zwar noch keine ausreichenden Reduktionsziele vereinbart worden. Für die Industrieländer sei jedoch immerhin eine Spannbreite von 25 bis 40 Prozent Reduktion bis 2020 gegenüber 1990 als Verhandlungsgrundlage vereinbart worden. "Die Bali-Roadmap plus eine neue Regierung in den USA könnten dazu führen, dass 2009 die zur Großgefahrenabwehr notwendigen Ziele vereinbart werden", sagte Klaus Milke, Vorsitzender von Germanwatch.

Eine konstruktive Koalition zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern sowie der EU habe das Ergebnis von Bali möglich gemacht, berichtete Germanwatch. Die Bali-Roadmap sei so konstruiert, dass sie nur dann viele Finanzen für Technologie, Anpassung und Waldschutz generiert, wenn ein ehrzeiziges Klimaziel beschlossen wird. Dies könne durch eine Art Tobinsteuer auf internationalen Emissionshandel, die Versteigerung von Emissionsrechten oder Umweltabgaben geschehen. "So wird der Anreiz für Entwicklungsländer erhöht, sich für Klimaschutz einzusetzen", sagte Bals.

Auch über neue Absicherungs- bzw. Versicherungsinstrumente werde jetzt verhandelt, so Germanwatch. Diese könnten durch Industrieländer gemäß ihrem CO2-Ausstoß bzw. Bruttosozialprodukt kofinanziert werden. Ende 2009 sollen die vielfältigen Verhandlungen über Ziele und Instrumente abgeschlossen sein.

ERMUTIGENDER ZWISCHENSCHRITT

"Das ist ein ermutigender Zwischenschritt auf dem Weg heraus aus der Klimakatastrophe." So bewertete der Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg, Wolfgang Jamann, das Ergebnis der Umweltkonferenz von Bali.

Mit der gemeinsamen Roadmap und mit den internen Vereinbarungen der Kyoto-Unterzeichner seien die erforderlichen Schritte allerdings "längst noch nicht umgesetzt", betonte Jamann in einer ersten Reaktion für seine Organisation. "Es liegen jetzt zwei harte Arbeitsjahre vor allen Beteiligten, die genutzt werden müssen, um endlich eine Kehrtwende beim Klimaschutz zu erreichen." Jamann sagte, dass es zu einer "gerechten Lastenverteilung zwischen den Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern" kommen müsse, da sonst in zwei Jahren kein tragbares Ergebnis zu erwarten sei.

KLIMASCHUTZ ALS FUSSNOTE

Als unzureichend wertete das katholische Entwicklungshilfswerk MISEREOR die Ergebnisse der Klimakonferenz auf Bali. "Im jetzt verabschiedeten Bali-Fahrplan bleibt die feste Vereinbarung über die Reduktion der Treibhausgase kaum sichtbar in einer Fußnote und im Nebel wissenschaftlicher Verweise verborgen", kritisierte der Abteilungsleiter Entwicklungspolitik, Bernd Bornhorst, das Ergebnis der Klimakonferenz. "Angesichts der Dramatik des Klimawandels und der schon jetzt spürbaren Auswirkungen für die Menschen im Süden ist das den Betroffenen nicht zu vermitteln und verursacht Wut und Angst vor der Zukunft."

Der Aktionsplan enthalte aber auch Bausteine einer gerechteren Klimaschutzpolitik, die in die richtige Richtung weisen, meinte Bornhorst. Hierzu zähle insbesondere die Selbstverpflichtung der Industriestaaten, die Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, die negativen Folgen des Klimawandels zu bewältigen und den Zugang zu - und die eigene Entwicklung von - neuen, klimafreundlichen Technologien zur Minderung von Treibhausgasen zu erleichtern. Zudem sei in Parallelverhandlungen eine Einigung über die Struktur eines Anpassungsfonds erzielt worden, so dass dieser seine Arbeit aufnehmen könne.

"Damit ist deutlich geworden, dass die Industriestaaten ihre Verantwortung für den Klimawandel wahrnehmen und anerkennen, dass sie finanzielle und technische Beiträge leisten müssen, sagte Bornhorst. "Allerdings reichen die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel bei weitem nicht aus, um die notwendigen Anpassungsmaßnahmen zu finanzieren. Die Industrieländer sollten sich deshalb zukünftig verpflichten, entsprechend ihres historischen Beitrages zum Klimawandel Zahlungen für Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländer zu leisten".

Immerhin seien durch diese Fortschritte Vertrauen bei den sich entwickelnden Ländern gewonnen worden, die sich ihrerseits bereit erklärten, sich an den Bemühungen zum internationalen Klimaschutz zu beteiligen und den Zuwachs an Treibhausgasen gering zu halten. Dies hatten sie bisher mit Verweis auf ihre geringen Pro-Kopf Emissionen sowie dem Recht auf eine nachholende, energieintensive Entwicklung verhindert. Die Industrieländer hätten das Klima aber inzwischen so sehr aufgeheizt, dass das Zwei Grad-Ziel ohne den Beitrag der schnell wachsenden Schwellenländer nicht zu erreichen sei.

MISEREOR hatte im Vorfeld der Konferenz gefordert, dass es Ziel der internationalen Verhandlungen sein müsse, den globalen Ausstoß an Treibhausgasen bis 2015 zu stabilisieren und ihn um 25 - 40 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 zu reduzieren. Nur so kann nach Berechnungen des globalen Klimarates der Vereinten Nationen (IPCC) ein Anstieg der Mitteltemperaturen auf weniger 2?C begrenzt werden.

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www.care.de
http://www.misereor.de/