GfbVGöttingen (epo.de). - Als "schweren Rückschlag für die indianischen und afro-brasilianischen Gemeinschaften" hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) das Urteil des Obersten Gerichtshofes von Brasilien bezeichnet, den Baustopp für die Umleitung des Flusses S?o Francisco in Nordostbrasiliens aufzuheben. "Die Begründung des Gerichts, den am 10. Dezember verhängten Baustopp für die so genannte Transposi??o wieder aufzuheben, weil das Projekt Gebiete der Ureinwohner nicht berühre, ist vollkommen unverständlich", sagte Yvonne Bangert, Mitarbeiterin im GfbV-Referat indigene Völker in Göttingen.

"34 indianische Gebiete und 153 Siedlungen der Quilombolas (Afro-Brasilianer) liegen in seinem Einzugsbereich", sagte Bangert. Viele Angehörigen dieser Gemeinschaften seien Fischer und Reisbauern. Ihre Existenz sei in Gefahr, denn die Umleitung werde den Rio S?o Francisco, der bereits unter den Staudämmen von Sobradinho und Itaparica leidet, noch stärker austrocknen. Zudem werde der Nord-Kanal bei Cabrobr? gerade dort angestochen, wo seit Jahren das Volk der etwa 1.800 Kirir? um sein angestammtes Territorium kämpft. Auch die zusammen etwa 9.000 Tumbalal?- und Truka-Indianer hätten schon mit Landbesetzungen gegen die Flussumleitung protestiert.

Die "Transposi??o" ist ein Prestigeprojekt der Regierung Lula da Silva. Zwei Kanäle mit zusammen 700 Kilometern Länge sollen über mehrere große Pumpstationen das Wasser des Flusses nach Norden befördern, wo es vor allem für den Zuckerrohranbau, Obstplantagen und die Garnelenzucht sowie für die Stahlindustrie im Großraum Fortaleza genutzt werden soll. "Magere vier Prozent des Wassers sollen auch in die bedürftigen privaten Haushalte gelangen", so die GfbV.

Indianische Flussanrainer, Quilombolas, Landlose und Umweltschützer bilden mit großen brasilianischen Menschenrechtsorganisationen wie dem Indianermissionsrat (CIMI) und der Kommission für Landpastoral (CPT-PB) eine breite Opposition gegen das Projekt. Spektakulär ist dabei das Zeichen, das der Bischof der Diözese Barra im brasilianischen Bundesstaat Bahia, Dom Luiz Fl?vio Cappio, gesetzt hat. Seit dem 27. November hat er gefastet und gebetet, um die Regierung zu einem neuen Dialog darüber zu veranlassen, wie das Wasser des Rio S?o Francisco umweltverträglicher und zum Nutzen der Landbevölkerung, nicht der Großindustrie, verwendet werden kann. Nach Bekanntwerden des Urteils brach Dom Cappio laut GfbV zusammen und musste in ein Krankenhaus eingewiesen werden.

 www.gfbv.de


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