Gleichzeitig sollen sich unzufriedene Angehörige des Volksstammes der Haussa aus dem Süden dem Aufstand angeschlossen haben, bei dem es vor allem um die Verteilung ökonomischer Ressourcen im Zusammenhang mit dem Uranabbau im Lande geht. Die MNJ versucht mit der Verlegung von Minen die wichtige Verkehrsader von der Hauptstadt in die Wüstenstadt Agadez lahmzulegen.
Nach weiteren Minenexplosionen in den Städten Maradi und Tahoua, für die ebenfalls die MNJ verantwortlich gemacht wird, kam es im Januar auch in der ansonsten ruhigen Hauptstadt Niamey zur Explosion einer Mine, bei der der bekannte Radiojournalist Abdou Mahamane getötet wurde. Die Hintergründe dieser Gewaltat sind unklar. Einerseits lehnt die MNJ die Urheberschaft für diese Tat strikt ab, andererseits behaupten politische Kreise in Niamey, dass durchaus auch Trittbrettfahrer im Zusammenhang mit einem zweiten Konflikt um die Regierungsmacht im Staat zwischen dem amtierenden Präsidenten Mamadou Tandja und seinem Widersacher Hama Amadou beteiligt sein könnten.
Letzterer wird verdächtigt, Interesse an einer Destabilisierung der Situation im Lande zu haben, um selbst die Macht ergreifen zu können. Gleichzeitig droht Amadou eine Anklage durch den Obersten Gerichtshof des Niger wegen Korruption. Mit der Begründung, den lokalen Terrorismus bekämpfen zu müssen, wurde in Niamey bereits zur Bildung von Volksmilizen aufgerufen, berichtete die Tageszeitung L? Autre Observateur.
PRESSEFREIHEIT WIRD BEHINDERT
Die instabile Lage im Zusammenhang mit dem Tuareg-Konflikt im Norden hatte im vergangenen Dezember zur Inhaftierung der französischen ARTE-Journalisten Pierre Creisson und Thomas Dandois geführt, die eine Fernsehreportage zu den Auseinandersetzungen drehen wollten und dazu in den verbotenen Norden gefahren waren. Erst gegen Zahlung einer Kaution von 30.000 Euro sowie nach politischem Druck aus Paris und Intervention des gabunischen Präsidenten Omar Bongo konnten sie im Januar ausreisen, nachdem sie das Weihnachtsfest in einer nigrischen Gefängniszelle verbrachten. Die einheimischen Journalisten Moussa Kaka und Ibrahim Manzo Diallo, die ebenfalls über die Auseinandersetzungen im Norden berichtet hatten, befinden sich noch immer in Haft.
KONFLIKTSTOFF URANERZ
Ökonomischer Hintergrund des Tuareg-Konflikts im Norden sind die reichen Uranvorkommen um die Stadt Arlit am Rande der Sahara, die vom französischen AREVA-Konsortium ausgebeutet werden. Zwar wurde im Januar zwischen der nigrischen Regierung und AREVA ein neuer Vertrag ausgehandelt, der eine Erhöhung der Zahlungen um 50 Prozent für die Uranausbeute an die nigrische Regierung vorsieht, doch sehen Entwicklungsexperten dessen Auswirkungen in Richtung nachhaltiger Konfliklösung eher skeptisch.
Der Niger liegt mit seiner Uranproduktion auf Platz zwei der Weltproduktion. Wie AREVA-Repraesentantin Anne Laugergeon in Niamey erklärte, soll der neue Vertrag allerdings ein umangreiches Entwicklungs- und Sozialprogramm für die Krisenregion beinhalten. Dazu zählten rund 1400 neue Arbeitsplätze im Minensektor, die Erneuerung der Berbauschulen in Niamey und Agadez sowie Bewässerungsprojekte in den Tälern von Irhazer und Tamesna. Keinesfalls, so Laugergeon während einer Pressekonferenz in Niamey, wolle man sich politisch in die inneren Angelegenheiten um den Tuareg-Konflikt einmischen.
Andreas Herrmann, Niamey