GTZEschborn (epo.de). - Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat in Indien eine zentrale Anlaufstelle für die Vermittlung von Klimaschutz-Zertifikaten eingerichtet. Die "Carbon Procurement Unit" (CPU) in der indischen Hauptstadtregion in Gurgaon unterstützt deutsche Unternehmen, die Zugang zu Emissionsgutschriften erhalten möchten, indem sie in Entwicklungs- oder Schwellenländern Projekte zur Senkung von Treibhausgasemissionen finanzieren.

Grundlage ist die im Kyoto-Protokoll und im Europäischen Emissionshandelssystem vereinbarte Möglichkeit für Industrieländer und dort agierende Unternehmen, eigene Maßnahmen zur Senkung von Treibhausgasemissionen durch Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern zu ergänzen. Die dabei erreichten Emissionsminderungen werden zertifiziert und sind als Gutschriften einsetzbar, um eigenen Reduktionsverpflichtungen nachkommen zu können.

Die Attraktivität dieser Möglichkeit liegt darin, dass Treibhausgasmissionen in Entwicklungsländern häufig kostengünstiger als in Industrieländern gemindert werden können. Positive Nebeneffekte entsprechender Projekte sind ein damit einhergehender Technologietransfer sowie die Förderung einer nachhaltigen lokalen oder regionalen Entwicklung.

Für diesen privatwirtschaftlichen Auftrag hat die GTZ in Gurgaon die "Carbon Procurement Unit" (CPU) geschaffen. "Die CPU startet zum richtigen Zeitpunkt, denn der Markt wächst rasant: Zusammen mit China ist Indien das Land mit der größten Anzahl an Projekten, die Emmissionszertifikate erzeugen", sagte Markus Kurdziel, Klimaexperte der GTZ. Anfang 2008 stammten 302 von weltweit insgesamt 803 Projekten zur Schaffung von Emmissionsgutschriften aus Indien. Erster Kunde der Anlaufstelle: Die RWE Power AG aus Essen, die bis zum Jahr 2012 bis zu 90 Millionen derartige Zertifikate einsetzen kann, um ihren eigenen Verpflichtungen nachzukommen. Ein Großteil davon soll aus Indien kommen.

"Mit der CPU vermitteln wir deutschen Kunden Zugang zu Projekten, die Treibhausgase mindern und dafür entsprechende Emissionsgutschriften erhalten können", sagte der Projektverantwortliche Kai Berndt. "Der Mechanismus ist im Prinzip einfach: Wenn zum Beispiel RWE verpflichtet ist, die CO2-Emissionen eines Kohlekraftwerks in Deutschland zu senken, dann kann das Unternehmen Zertifikate von einem neuen Wasserkraftwerk in Indien erwerben", so Berndt. Auf diese Weise gewännen alle Seiten: RWE könne sein Kraftwerk in Deutschland weiterbetreiben, der indische Stromerzeuger erhielte eine zusätzliche Finanzierung für sein emissionsfreies Wasserkraftwerk - und global reduziere sich der Ausstoß von Treibhausgasen.

Wasserkraftwerke sind jedoch nur ein Beispiel: Zurzeit verfolgt die CPU in Indien rund 100 Projekte verschiedener Größe. Darunter ist das weltgrößte Vorhaben zur Stromerzeugung aus Biogas und Biomasse, das sich über acht indische Bundesstaaten erstreckt und letztendlich eine Stromleistung von mehr als 700 Megawatt erbringen wird. Zudem gibt es Projekte zu erneuerbaren Energien wie Windkraft oder zur Vermeidung von Methangasemissionen. Gemeinsam mit dem größten Stromerzeuger für indische Privatkunden arbeitet die CPU außerdem an einem Programm zum Austausch von alten Glühbirnen durch moderne Energiesparlampen.

"Die CPU begleitet dabei alle Schritte bis zum fertigen Zertifikat: Wir identifizieren mögliche Projekte in einem frühen Stadium, beraten die Projekteigner und untersuchen die wirtschaftliche sowie technische Tragfähigkeit", erklärte Kurdziel. Zudem werde durch eigene und unabhängige Kontrollen von Zertifizierungsorganisationen, wie zum Beispiel den deutschen Technischen Überwachungsvereinen, sichergestellt, dass die Projekte auch tatsächlich die erwartete Minderung von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen erbringen.

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