"Unsere Partner im Süden sind alarmiert, weil sich durch den neuen Boom mit energetisch nutzbaren Pflanzen eine Verschärfung der Konflikte um Ressourcen wie Land und Wasser abzeichnet", sagte Sacher. Es sei zu befürchten, dass Nahrungsmittel knapp und teuer würden und die Ernährungssicherheit und Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern gefährdet werde.
Auch Bernd Bornhorst, Leiter der Abteilung Entwicklungspolitik bei Misereor, befürchtet, dass einmal mehr die Ärmsten zu Verlierern werden könnten: "In Ländern wie Brasilien, Indonesien oder Malaysia müssen wir mit ansehen, wie Zehntausende bäuerliche Familien ihre Existenzgrundlage verlieren, weil das Land, das sie teilweise seit Generationen bewirtschaften, in Palmöl- und Zuckerrohrplantagen umgewandelt wird. Dabei gehen fünfmal mehr Arbeitsplätze verloren, als neu geschaffen werden."
Die verbindliche Beimischungsquote der EU für Agro-Treibstoffe müsse daher fallen und zunächst ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien entwickelt und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden, fordert Bornhorst. Die von der Bundesregierung vorgelegten Kriterien für eine Zertifizierung seien unausgereift.
"Wir brauchen Klimagerechtigkeit, damit die Sicherung unserer Treibstoffversorgung nicht zu Lasten der Ernährungssicherheit der Armen in der Welt geht", sagte Wilfried Steen, Vorstand des EED. "Klimagerechtigkeit beginnt bei uns mit einem tiefgreifenden Wandel unseres Lebensstils." Die weltweite Nutzung dezentraler, erneuerbarer Energien sei unverzichtbar im Kampf gegen den Klimawandel. Jedoch würden falsche Prioritäten gesetzt, wenn man lediglich fossile durch nachwachsende Rohstoffe ersetze, anstatt Verkehr zu vermeiden und die Energieeffizienz zu steigern.