Tag der Muttersprache. Bild: UNESCOToronto (epo.de). - Am Internationalen Tag der Muttersprache 2008 (21. Februar) hat die Weltvereinigung für Christliche Kommunikation (World Association for Christian Communication - WACC) zu gemeinsamen Aktionen aufgerufen, um die sprachliche Vielfalt zu schützen und die Vielsprachigkeit zu fördern. Viele Sprachen sind bedroht. Von früher etwa 8.000 Sprachen seien nur 6.000 übrig geblieben, und die Hälfte von ihnen werde von weniger als jeweils 10.000 Menschen gesprochen, ein Viertel sogar von weniger als 1.000 Menschen, so die WACC.

Sprachen sind machtvolle Instrumente, um die Kulturen und das Erbe der vielen verschiedenen Völker zu bewahren, die die Erde bewohnen. Die Rettung der bedrohten Sprachen hält Traditionen lebendig und fördert das Wissen über und den Respekt vor der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Viele indigene Gemeinschaften müssen sich jedoch unter großem Zeitdruck bemühen, ihre Sprachen zu dokumentieren und zu bewahren.

Im Januar 2008 starb Marie Smith Jones, die vermutlich letzte Person, die die Eyak-Sprache in Alaska sprach. Glücklicherweise half sie der Universität von Alaska vor ihrem Tod, ein Eyak-Wörterbuch zusammenzustellen, sodass zukünftige Generationen in der Lage sein könnten, die Sprache wiederzubeleben.

Cultural Survival erklärte: "Wenn wir jetzt nicht handeln, werden in den kommenden zehn Jahren 70 indigene amerikanische Sprachen verschwunden sein. Nach weiteren zehn Jahren werden nur noch 20 dieser ursprünglich 300 Sprachen gesprochen werden ... Ein einziger Autounfall könnte das Ende von 10.000 Jahren kultureller Kontinuität bedeuten."

In Mexiko hat die Regierung die erste Übersicht über die nationalen indigenen Sprachen veröffentlicht. Ziel ist es, dazu beizutragen, die indigenen Kulturen in einem Land zu bewahren, in dem etwa 300 Sprachvarianten gesprochen werden.

Dieser Schritt befindet sich im Einklang mit der kürzlich verabschiedeten Erklärung der Vereinten Nationen zu den Rechten der indigenen Völker, in der festgestellt wird, dass "indigene Völker das Recht haben, ihre Geschichte, Sprache, mündlichen Traditionen, Philosophien, ihr Schrift-System und ihre Literatur neu zu beleben, zu verwenden, zu entwickeln und an zukünftige Generationen weiterzugeben". Diese Rechte sind implizit auch in der Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen der Vereinten Nationen enthalten.

Aber vielen indigenen Völkern fehlen die Mittel und das Fachwissen, um wirksame Programme zur Wiederbelebung ihrer Sprachen zu verwirklichen. Dies gilt besonders für die vielen kleinen Sprachgemeinschaften mit nur wenigen Mitgliedern, die diese Sprachen noch sprechen. WACC unterstützt zum Beispiel eine Initiative in Asociana/Nordargentinien, wo eine lokale Radiostation aufgebaut wurde, die in Wich? Lhamt?s sendet, der Sprache der etwa 45.000 Mitglieder der Wich?-Gemeinschaft.

Gemeinschaften, deren Sprachen akut gefährdet sind, benötigen dringend Unterstützung, um das Geburtsrecht ihrer Kinder auf die eigene Sprache erfüllen zu können. Dafür seien politischer Wille und öffentliches Bewusstsein erforderlich, damit Gelder und technische Hilfe bereitgestellt und Zentren mit Sprachlehrern aufgebaut werden können, so die WACC.

"Es gibt nicht so etwas wie eine hässliche Sprache", schrieb der Schriftsteller Elias Canetti, "Heute höre ich jede Sprache so, als wäre es die einzige, und wenn ich höre, dass eine Sprache stirbt, überwältigt mich das so, als wenn es um den Tod der Erde ginge."

www.waccglobal.org
www.unesco.org

Frank Kürschner-Pelkmann


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