Ilisu StaudammBerlin/Ankara (epo.de). - Mindestens 1.500 Bewohner des Tigristals im Südosten der Türkei wollen in der Schweiz, Österreich und Deutschland Asyl beantragen, sollte der Ilisu-Staudamm tatsächlich gebaut und ihre Heimat überflutet werden. Entsprechende Schreiben überreichten einhundert Betroffene am Dienstag den Botschaften der drei Regierungen, die im vergangenen Jahr Exportbürgschaften für das Projekt bewilligten.

Rund einhundert Personen nahmen nach Angaben von Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED) die lange Reise vom Tigris in die türkische Hauptstadt Ankara auf sich, um bei den Botschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz gegen die Beteiligung der drei Länder am Ilisu-Projekt zu protestieren. Sie überreichen dabei Schreiben von knapp 1500 Einwohnern der Region an die Bundeskanzler Merkel und Gusenbauer sowie die Schweizer Bundesrätin Leuthard, in denen sie Asylanträge ankündigen, sobald ihre Heimat überflutet wird.

"Wir würden durch den Ilisu-Stausee alles verlieren. Wer unsere Lebensgrundlagen und unsere historischen Wurzeln zerstört und daran noch verdient, soll uns aufnehmen und für unsere Zukunft sorgen", begründete Frau Behiye Kepti aus dem von der Überflutung bedrohten Dorf Su?eken in der Nähe der antiken Stadt Hasankeyf, die außergewöhnliche Aktion.

"Hasankeyf ist unsere Geschichte, Kultur und unser Gedächtnis", schrieben die Staudammbetroffenen und forderten die drei Staatschefs auf, ihre Unterstützung für das Ilisu-Dammprojekt umgehend zurückzuziehen. Statt des Staudamms brauche die Region die Entwicklung des Tourismus und der Landwirtschaft.

"Kaum noch jemand der 55.000 Betroffenen traut den Versprechen der türkischen Wasserbehörde DSI und den Auflagen der europäischen Regierungen, die die gravierenden Auswirkungen des Projekts mildern sollen", so Behiye Kepti. Zigtausende Vertriebene anderer Dämme kämpften seit Jahren in den Elendsvierteln der Großstädte ums Überleben. Die ersten Enteignungen an der Dammbaustelle in Ilisu hätten zudem gezeigt, dass die Wasserbaubehörde DSI die Auflagen der europäischen Regierungen ignoriere und dass es an fruchtbarem Land fehlt, um ein neues Leben aufzubauen.

Die Regierungen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands hatten im März 2007 Exportkreditgarantien für Lieferungen an das Ilisu-Wasserkraftwerk genehmigt und damit grünes Licht für den Bau des umstrittenen Wasserkraftwerks gegeben, obwohl die Planungen gravierende Mängel bezüglich Umsiedlung, Kulturschutz und Ökologie aufwiesen und internationale Standards nicht einhielten. Der Stausee hat zudem durch seine Lage im kurdischen Gebiet an der syrisch-irakischen Grenze eine brisante politische Dimension.

"Die Asylankündigung und der Protest der Betroffenen gegen den ungefragten Ausverkauf ihrer Heimat macht die Tragweite des Projekts und die Verantwortung der drei Staaten deutlich. Weitere Proteste werden folgen", erklärte Heike Drillisch von WEED.

www.stopilisu.com
www.weed-online.org


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