ROGBerlin (epo.de). - Reporter ohne Grenzen hat einen detaillierten Bericht zur Lage irakischer Journalisten veröffentlicht, die seit Kriegsbeginn vor fünf Jahren aus ihrem Land flüchten mussten. Nach Drohungen oder überlebten Attentaten seien viele nach Jordanien oder Syrien gegangen, berichtet die Organisation. Hunderte versuchten, in Damaskus oder Amman zu überleben. Nur wenige hätten in Länder Europas oder in Nordamerika einreisen können.

"Diese Journalisten sind wieder sicher, nachdem sie die Hölle im Irak überlebt haben, das derzeit gefährlichste Land für Medien", hielt Reporter ohne Grenzen fest. "Aber Exil bedeutet nicht das Ende aller Probleme. Die meisten finden keine Arbeit. Viele müssen ihren Beruf aufgeben. Sie leben von der Hand in den Mund."

"In Syrien und Jordanien werden irakische Flüchtlinge aufgenommen", so ROG. "Europa, Nordamerika und der Rest der arabischen Welt sollte sich ebenfalls bereit erklären, Flüchtlinge aufzunehmen und entsprechende politische Maßnahmen ergreifen."

Irakische Journalisten haben ROG zufolge viele Feinde. Angriffe gehen von sunnitischen und schiitischen militanten Gruppen aus, von Al-Qaida, aber auch von Behörden, einschließlich der Polizei und von US-geführten Truppen. Seit Kriegsbeginn sind 210 Journalisten und Medienassistenten getötet worden. Das irakische Innenministerium habe zwar Ermittlungen eingeleitet, doch die Mehrzahl verlief ergebnislos, so ROG. Nur in wenigen Fällen habe es Festnahmen gegeben.

Entführungen durch politisch motivierte oder kriminelle Gruppen treffen auch Berichterstatter. Seit Kriegsbeginn sind 87 Journalisten gekidnappt worden. Das Schicksal von 15 Journalisten gilt als ungewiss. Fred N?rac, ein französischer Kameramann, der für den britischen TV-Sender "ITN" gearbeitet hat, gilt seit dem zweiten Tag der Invasion im März 2003 als vermisst. Er geriet in ein Kreuzfeuer zwischen US- und irakischen Truppen. Sein Körper wurde nie gefunden.

Reporter ohne Grenzen führte viele Gespräche mit betroffenen Journalisten. Ein früherer Korrespondent der spanischen Nachrichtenagentur "EFE" erzählte, er habe sofort mit seiner Familie den Irak verlassen, als er seinen Namen auf einer Liste fand, die an einer Bäckerei aushing. Er lebte in einem von Al-Qaida kontrollierten Stadtteil von Bagdad.

Ein ehemaliger Kameramann eines US-Senders, der aus Angst vor Repressionen anonym bleiben wollte, floh, als er hörte, dass die Mahdi-Armee Informationen in seiner Nachbarschaft einholte. Die Gruppe wird mit dem Schiitenführer Moqtada al Sadr in Verbindung gebracht. Als Mitarbeiter eines US-Senders und Sunnit war der Kameramann zur Zielscheibe geworden.

Hussein Al Maadidi verließ den Irak im Oktober 2007, nachdem er den Zorn der irakischen Behörden und der US-Militärs auf sich gezogen hatte. Er hatte über Soldaten der US-Marine berichtet, die im November 2005 absichtlich Frauen und Kinder erschossen - als Reaktion auf einen in der westlichen Provinz Al Anbar getöteten Marine. "Die Polizei hat mein Haus 23-mal durchsucht. Ich bin nie mehr dort gewesen in den vergangenen zwei Jahren. Ich habe unter falschen Namen gearbeitet, um Repressalien durch die Polizei zu vermeiden. Meine Artikel über das, was wirklich geschieht im Westen des Landes, hat sie verärgert", erzählte der Journalist.

Der ROG-Bericht kommt zu dem Ergebnis: "Irakische Journalisten sind wie viele ihrer Landsleute im Exil, weil sie angegriffen, bedroht und entführt wurden. Oder weil sie die unsichere und angespannte Lage in ihrer Heimat nicht mehr ausgehalten haben. Jordanien ist das bevorzugte Land für irakische Journalisten. Es ist der Ort, an den sie am einfachsten gelangen. Nach Syrien einzureisen, ist schwieriger. Die Behörden in Amman wie Damaskus erlauben irakischen Journalisten, frei zu arbeiten, solange sie sich darauf beschränken, über den Irak zu berichten und ihr Aufnahmeland nicht kritisieren."

Nur wenige der Journalisten, die in Europa aufgenommen wurden, können ihren Beruf ausüben. Ahmed Al-Allef war als Stringer für viele ausländische Medien tätig und will nun in Frankreich Journalismus studieren, um langfristig bei einer Nachrichtenagentur zu arbeiten. Der Schwierigkeiten ist er sich bewusst. "Meine Familie ist über die ganze Welt verteilt. Dennoch will ich ein neues Leben anfangen und ich versuche mein Bestes, indem ich Französisch lerne." Unterstützt von führenden europäischen Nachrichtenmedien ist es ihm gelungen, innerhalb von sieben Monaten einen Flüchtlingsstatus zu erhalten.

 www.rsf.org
 www.reporter-ohne-grenzen.de


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