drk logoBerlin (epo.de). Angesichts von mehr als 15.000 Todesopfern und Hundertausenden Obdachlosen haben internationale und nationale Hilfsorganisationen am Dienstag zu Spenden für die Opfer des Zyklons "Nargis" in Myanmar (Birma) aufgerufen. Die Militärregierung des südostasiatischen Landes bat in der Hauptstadt Yangon (Rangun) um Unterstützung: "Wir brauchen Hilfe auch aus dem Ausland, wir freuen uns darüber", sagte Informationsminister Kyaw Hsan. Wann und wie Hilfsgüter verteilt werden, ist aber noch unklar. Zahlreiche deutsche Hilfswerke riefen zu Spenden auf.

Freiwillige Rotkreuzhelfer verteilen nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Myanmar Trinkwasser, Kleidung, Lebensmittel und Plastikplanen an Menschen, die vom verheerenden Wirbelsturm betroffen sind. Fünf Erkundungsteams des Roten Kreuzes haben die Hauptstadt verlassen, um den Hilfsbedarf in den schwer zugänglichen ländlichen Regionen zu erkunden.

"Wir arbeiten zur Zeit rund um die Uhr, um den Menschen in Myanmar zu helfen", sagte Bernd Schell vom Deutschen Roten Kreuz in Bangkok, wo die internationale Hilfe koordiniert wird. Das Rote Kreuz gehört zu den wenigen Organisationen, die bereits jetzt im Land tätig sein können.

Das Rote Kreuz in Myanmar hat ein Netzwerk von über 10.000 freiwilligen Helfern. Aus Lagerhäusern im Land konnten über 4.000 Familien-Pakete mit Kleidung, Decken, Moskitonetzen, Handtüchern, Seife und Kochutensilien verteilt werden. Weitere Hilfsgüter, vor allem Zelte und Plastikplanen für Notunterkünfte, können aus dem Rotkreuz-Lager in Kuala Lumpur ins Land gebracht werden, wenn sie angefordert werden.

Um die ersten Hilfsmaßnahmen zu finanzieren, hat das Rote Kreuz 122.000 Euro zur Verfügung gestellt. Der Bedarf wird sich in den kommenden Tagen höchstwahrscheinlich erhöhen, sobald das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar wird.

Drei Tage nach dem Zyklon Nargis hat Ärzte ohne Grenzen erste Hilfsmaßnahmen in Rangun gestartet. Die Teams konnten bisher in alle betroffenen Gegenden in den Vororten von Rangun vordringen und verteilen Nahrungsmittel, Plastikplanen und aufbereitetes Wasser. Zudem versucht Ärzte ohne Grenzen, Gebiete außerhalb Ranguns zu erreichen, die stärker betroffen sein sollen. Für humanitäre Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen ist es nun entscheidend, unbeschränkten und sofortigen Zugang zu der Bevölkerung in den betroffenen Regionen zu bekommen, um deren Bedürfnisse zu evaluieren und entsprechend reagieren zu können.

In Daala und Twante, zwei Vororten von Rangun mit einer Gesamtbevölkerung von 300.000 Menschen, sind bis zu 80 Prozent der Häuser zerstört und einige Gebiete stehen meterhoch unter Wasser. Unter diesen Bedingungen könnten sich Infektionskrankheiten wie Cholera sehr leicht verbreiten, warnte die Ärzteorganisation. In diesen beiden Gegenden beginnt Ärzte ohne Grenzen derzeit, Nothilfe zu leisten, und verteilt Nahrungsmittel, Wasser und Hilfsgüter an 5.000 Menschen. Vier seit langem bestehende Kliniken von Ärzte ohne Grenzen in anderen Teilen Ranguns sind auf Mutter-Kind-Gesundheit, die Therapie sexuell übertragbarer Krankheiten und HIV/Aids-Behandlung spezialisiert. Ärzte ohne Grenzen leistet hier nun auch für all jene Hilfe, die Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit dem Zyklon haben.

Caritas international stellte am Dienstag 50.000 Euro Soforthilfe für den Kauf von Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten bereit. Die Hilfe wird über ein Team von Malteser international und lokale Caritas-Partner in dem Land verteilt. Das Hilfswerk der deutschen Caritas rief die Bevölkerung angesichts des Ausmaßes der Katastrophe dringend zu Spenden auf.

Als dringlichste Aufgabe sehen Caritas international und seine lokalen Partner an, den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern. Nach wie vor sei es für die internationalen Helfer aufgrund von Stromengpässen und einer restriktiven Informationspolitik der Regierung jedoch schwierig, exakte Informationen über das Ausmaß der Katastrophe zu erhalten.

Lokale Caritas-Partner rechnen aufgrund der ersten Informationen damit, dass das Engagement nach dem Zyklon mehrere Monate, wenn nicht Jahre andauern wird. Das am stärksten betroffene Irrawaddy-Delta gilt traditionell als Reiskammer Birmas, dem Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Reis weltweit. Die lokalen Caritas-Partner befürchten deshalb schwerwiegende langfristige Auswirkungen auf die Versorgungslage in Birma.

HELP hat 20.000 Euro Soforthilfe bereit gestellt. Ein Team aus erfahrenen Nothelfern machte sich aus Indonesien und Deutschland nach Myanmar auf den Weg, um erste Hilfsprojekte einzuleiten.

Die genauen Ausmaße der Sturmkatastrophe sind noch immer unklar. Stündlich steige die Zahl der Opfer, so HELP. Zurzeit gehen chinesische Quellen von mehr als 15.000 Toten aus, 30.000 Menschen gelten als vermisst, die Zahl der Obdachlosen dürfte in die Hunderttausende gehen. Nach Erfahrungen aus anderen Katastrophen wird die Zahl der Opfer aber wahrscheinlich noch weitaus höher sein.

"Wir prüfen zurzeit den Bedarf der Opfer in unseren Projektgebieten", sagte Angela Schwarz, Regionalkoordinatorin der Welthungerhilfe in Myanmar. "Hier sind wir bereits vor Ort, kennen uns aus und können auf langjährige Erfahrung zurückgreifen." Mitarbeiter der Welthungerhilfe seien derzeit in den betroffenen Regionen unterwegs, danach könnten die weiteren Schritte konkret geplant werden. Fehlende Elektrizität und zerstörte Telefonleitungen machten eine Kommunikation zurzeit fast unmöglich.

Das Kinderhilfswerk UNICEF hat begonnen, aus seinen Vorratslagern in den verwüsteten Regionen Tabletten zur Wasseraufbereitung, Medikamente gegen Durchfall, Decken, Zusatznahrung und Hygieneartikel an obdachlose Familien zu verteilen. Mit Hubschraubern der Regierung wurden Hilfsgüter in die besonders betroffene Stadt Laputta im Irrawaddy-Delta gebracht.

Fünf Untersuchungs-Teams von UNICEF tragen seit dem Wochenende dringend benötigte Informationen über das tatsächliche Ausmaß der Schäden zusammen, damit die internationale Hilfe organisiert werden kann. UNICEF wird die internationale Hilfe im Bereich der Wasserversorgung, beim Kinderschutz und bei der Einrichtung von Notschulen koordinieren.

Die Kindernothilfe stellte 50.000 Euro Soforthilfe bereit. Sie will in einem ersten Schritt vor allem die Kinder mit Zusatznahrung, Decken sowie frischem Wasser versorgen. Fehlende Kommunikationsmöglichkeiten und fehlende staatliche Genehmigungen ließen die Hilfe nur sehr schleppend anlaufen, teilte die Organisation in Duisburg mit.


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