planet diversityBonn (epo.de). - Zum Auftakt der Verhandlungen der Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) und des Cartagena Protokolls zur biologischen Sicherheit haben am Dienstag rund 6.000 Menschen und mehr als 80 Umwelt- und Agrarorganisationen in Bonn demonstriert. Sie wehrten sich gegen Gentechnik und Patente auf Leben und sprachen sich für bäuerliche Landwirtschaft und den Erhalt der biologischen Vielfalt aus. Im Anschluss feierten 15.000 Besucher auf dem "Festival der Vielfalt".

Sichtlich beeindruckt von dem bunten Demonstrationszug, der von den Rheinauen zum UN-Konferenzzentrum führte, sagte der Generalsekretär der Convention on Biological Diversity (CBD), Ahmed Djoghlaf, ein Gespräch mit der Präsidentin der CBD zu, um über die Forderungen der Nichtregierungsorganisationen zu diskutieren. Teilnehmen sollen auch Vertreter der deutschen Regierung, die nun die Präsidentschaft der CBD übernimmt.

Auf der Veranstaltung berichtete die indische Umweltaktivistin und Trögerin des Alternativen Nobelpreises, Vandana Shiva, dass zehntausende indische Bauern Selbstmord begangen hätten, nachdem sie sich durch den Kauf von teurem Saatgut für gentechnisch veränderte Baumwolle und einer nachfolgenden Missernte finanziell ruinert hatten. Sie stellte klar, dass die industrielle Landwirtschaft keine Lösung für die Bauern in Indien sei und forderte die CBD auf, sich aktiv für den Erhalt der Biodiversität und traditioneller Landwirtschaftsformen einzusetzen.

Ulrich Kelber von der SPD unterstrich, dass es sowohl eine ambitionierte Strategie der Bundesregierung zum Schutz der Biodiversität als auch ein strenges Gentechnikgesetz gebe. Diese müssen nun vor der Aufweichung durch einschlägige Lobbygruppen geschützt werden.

Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und grüner Abgeordneter im Europaparlament, freute sich, dass die bäuerliche Landwirtschaft auch Dank des Berichts des Weltagrarrats IAASTD endlich eine Renaissance erlebe. Dies gebe den benötigten Rückenwind für die anstehenden politischen Auseinandersetzungen.

Rudolf Buntzel, Agrarexperte beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), forderte die Teilnehmer der MOP 4 auf, strenge Haftungsregeln bei der Verschmutzung durch gentechnisch veränderte Organismen zu verabschieden. Dies sei gerade auch für die Entwicklungsländer von immenser Bedeutung, da sie sonst keine Möglichkeiten hätten, sich vor dem Eintrag von GVOs in ihre indigene Landwirtschaft zu schützen. Die Konzerne, die mit Gentechnik Geld verdienen wollten, müssten auch die Verantwortung für ihr Handeln tragen.

Der Bundesvorsitzende des BUND, Hubert Weiger, forderte für die gentechnikfreien Regionen sowohl EU-weit als auch national eine rechtliche Absicherung. Die grüne Gentechnik bezeichnete er als einen der größten Anschläge auf die Vielfalt des Lebens. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass Deutschland im nächsten Jahr wieder gentechnikfrei sei.

Christine von Weizsäcker, die Verhandlungsleiterin der NGOs beim Cartagena-Protokoll, erklärte, die Verhandlungen über ein internationales Haftungsregime stünden kurz vor dem Durchbruch und die nächsten Tage würden darum sehr spannend. Das freiwillige Selbstverpflichtungspaket, das sechs Gentechnik-Konzerne (u.a. Monsanto und Bayer) vorgelegt hatten, bezeichnete sie hingegen als "absoluten Papiertiger".

Der kanadische Bauer Percy Schmeiser berichtete, dass er nach Jahren der Klagen im März diesen Jahres einen Erfolg gegen Monsanto errungen habe. Der Saatgutkonzern habe in einer außergerichtlichen Einigung seine Verantwortung für die gentechnischen Kontaminationen auf Schmeisers Feldern eingeräumt. Damit wolle er allen Landwirten auf der Welt Mut machen, gegen Monsanto gerichtlich vorzugehen.

www.planet-diversity.org

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.