COP 9Bonn/Berlin (epo.de). - Einen Tag vor Ende der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und sein internationales Netzwerk Friends of the Earth International (FOEI) den bisherigen Verlauf der Beratungen bewertet. Die Verbände begrüßten die Zusagen Norwegens und Deutschlands zur Finanzierung des globalen Urwaldschutzes. 

Industriestaaten wie Italien und Großbritannien hätten sich Initiativen wie denen von Deutschland und Kanada bislang leider verweigert, erklärten BUND und FOEI. Trotzdem sei eine Vielzahl von Dokumenten inzwischen unterschriftsreif. Bei Kernthemen wie der nachhaltigen Nutzung der Wälder, der Verbindlichkeit internationaler Regeln zum gerechten Vorteilsausgleich oder den Einzelheiten der Schutzgebietseinrichtung sei jedoch noch keine Einigung erzielt worden. Die Umweltorganisationen hoffen, dass es hier bis Konferenzende noch Fortschritte gibt.

Die FOEI-Vorsitzende Meena Raman warnte die Industrieländer vor einer Steigerung ihrer Agrospritimporte. Dies zöge einen weltweit unkontrollierten Biomasseanbau auf Kosten des Regenwaldes und der Artenvielfalt nach sich. "Die Urwälder sind nicht nur für die Tiere und Pflanzen sondern auch für uns Menschen überlebenswichtig. Sie dürfen nicht dem Energiehunger der Industriestaaten geopfert werden", sagte sie. Raman forderte die Industriestaaten zur Steigerung ihrer Energieeffizienz und zu Energieeinsparungen auf.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger rügte die Blockadehaltung Kanadas, Brasiliens und der EU beim Verbot der Anpflanzung gentechnisch veränderter Bäume. "Gentech-Bäume zu pflanzen, ohne das Geringste über die Gefahren für Flora und Fauna zu wissen, ist ein untragbares Risiko", sagte Weiger. Bisher hätten sich nur die afrikanischen Staaten gegen die Pflanzung von Gentech-Bäumen positioniert.

Scharf kritisierte der BUND-Chef die Delegation der Europäischen Union, die sich dem Auftrag des Europaparlaments widersetzt habe, gegen das Anpflanzen von Gentech-Bäumen zu stimmen. "Das Verhalten der europäischen Delegierten ist vollkommen inakzeptabel. Damit das Moratorium für gentechnisch veränderte Bäume von den Teilnehmerstaaten verabschiedet werden kann, muss die EU-Delegation ihre Haltung ändern und den Parlaments-Auftrag einhalten."

Der BUND forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, nicht den Eindruck entstehen zu lassen, sich mit großzügigen Geldgeschenken von Verpflichtungen im eigenen Land freikaufen zu wollen. Den globalen Artenschwund könne Deutschland am wirksamsten bekämpfen, wenn es seine eigenen Hausaufgaben mache. Dazu gehöre die Ausweisung und Verknüpfung weiterer Schutzgebiete u. a. für Buchenwälder, die Erstellung von Managementplänen für Schutzgebiete in Deutschland, die Festlegung ökologischer Standards für die Landwirtschaft und der konsequente Einsatz für ein europäisches Urwaldschutzgesetz.

Dem Klimawandel müsse mit der entschlossenen Minderung der CO2-Emissionen bei der Energieerzeugung und beim -verbrauch sowie mit strengen Vorgaben für die Auto- und Flugzeugindustrie begegnet werden, so der BUND. Die Verschiebung der Kabinettsentscheidung über das "Zweite Klimaschutzpaket" sei dabei kein gutes Signal.

KEIN DURCHBRUCH BEI SUBVENTIONEN

Beim Thema Anreize und Subventionen ("incentives") habe es keinen echten Durchbruch gegeben, beklagte der Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Helmut Röscheisen, der an den Verhandlungen mitwirkte. Umweltschädliche Subventionen müssten als lange unterschätzte Ursache des weltweiten Biodiversitätsverlustes abgebaut werden.

Nach einer jetzt vom DNR veröffentlichten Studie über "Schädliche Subventionen gegen die biologische Vielfalt" beträgt der Anteil umweltschädlicher Subventionen jährlich weltweit zwischen 485 und 677 Milliarden Dollar. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) geht sogar von einem schädlichen Subventionsvolumen von 500 bis 1.500 Milliarden Dollar aus. Allein die Agrarsubventionen in den OECD-Staaten betragen 240 Milliarden Euro pro Jahr.

"Würden in einem ersten Schritt nur zehn Prozent der oft als 'perverse Subventionen' bezeichneten Finanzmittel umgewandelt und zur Unterstützung der biologischen Vielfalt eingesetzt, könnte damit ein wesentlicher Beitrag für ein globales Schutzgebietsnetzwerk an Land und im Meer geleistet werden", sagte Röscheisen.

Der DNR beziffert den Finanzbedarf für weltweite Schutzgebiete auf mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr. Umweltschädliche Subventionen gibt es in den Sektoren Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Verkehr, Infrastruktur und Energie.

www.bund.net
www.foei.org
www.dnr.de
 


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.