Tropenwald-Zerstörung. Foto: FSC

Bonn/Berlin (epo.de). - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace und andere nichtstaatliche Organisationen (NGOs) haben die Ergebnisse der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn als "Fortschritt im Schneckentempo" kommentiert. "Beim Artenschutz ist der Fortschritt eine Schnecke. Und viele Schnecken sind bedroht", erklärte der BUND. Greenpeace kritisierte inbesondere das "Schneckentempo" beim dringend notwendigen Schutz der Urwälder. Der UN-Biodiversitätsgipfel habe "die Lähmung der internationalen Staatengemeinschaft beim Arten- und Naturschutz deutlich gemacht", so Greenpeace.

Enttäuschend sei vor allem die Zurückhaltung bei finanziellen Beiträgen zum Schutz der biologischen Vielfalt, kritisierte der BUND. Leider seien die meisten Industriestaaten den entsprechenden Initiativen Norwegens und Deutschlands nicht gefolgt. Die Bundesregierung stehe in den kommenden zwei Jahren ihrer Präsidentschaft bei der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) vor der Aufgabe, noch zögerliche Regierungen in die Finanzierung von Schutzgebieten einzubeziehen.

Fortschritte sieht der BUND - ebenso wie Greenpeace - bei der Erstellung von Kriterien für die Auswahl von Meeresschutzgebieten. Auch die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zu den Folgen der weltweit steigenden Produktion von Agrosprit sei ein Schritt in die richtige Richtung. Gleiches gelte für das Mandat zum Aushandeln von Regeln zum gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzung biologischer Ressourcen der Entwicklungsländer.

Hier sei jedoch noch ungeklärt, wie diese verbindlich werden sollten. Ein großes Manko der Konferenz sei auch, dass man sich nicht darauf geeinigt habe, Gentech-Bäume zu verbieten und bereits jetzt international verbindliche Standards für den Biomasseanbau zu verabschieden. Beides bedrohe die Artenvielfalt in besonderem Maße.

"Das zentrale Ziel der UN-Konferenz, das Artensterben bis 2010 zu stoppen, wird mit den Bonner Beschlüssen nicht erreicht", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger: "Es wurde aber einiges auf den Weg gebracht, was die Bundesregierung bis zur nächsten UN-Naturschutzkonferenz 2010 in Japan in Beschlüsse umsetzen muss. Wenn sich die Staaten in Japan nicht einigen können, wird der Kampf um den Erhalt der Biodiversität verloren gehen."

"Das Hauptproblem, die dramatische Unterfinanzierung des weltweiten Schutzes der Artenvielfalt", wurde nicht beseitigt, konstatierte Greenpace. Mit Ausnahme von Deutschland engagiere sich keiner der G8-Staaten für die Finanzierung des Urwaldschutzes, für den jährlich 30 Milliarden Euro benötigt würden, um die Zerstörung stoppen zu können.

Insgesamt zog der BUND-Vorsitzende eine ernüchternde Bilanz. Weiger: "Gut dass es diese Konferenz gab. Nicht gut, dass über vieles zum x-ten Mal geredet wurde, ohne dass es durchgreifende Maßnahmen gegen die illegale Abholzung der Urwälder oder die Überfischung der Meere gibt. Angela Merkel und Sigmar Gabriel müssen dafür sorgen, dass das Mandat zum Aushandeln von Regeln für den gerechten Vorteilsausgleich endlich schnell Ergebnisse bringt. Die Bundesregierung kann auch hier ein Signal setzen, indem sie die Entwicklungsländer an den Gewinnen beteiligt, die deutsche Firmen ausder Nutzung ihrer genetischen Ressourcen ziehen."

Der BUND lobte die Installierung des Biodiversitäts-Rates, der ähnlich dem UN-Weltklimarat arbeiten soll. Die hohe Glaubwürdigkeit von Gremien international anerkannter Wissenschaftler werde die Sensibilität in der Bevölkerung für den Schutz des Klimas und der Biodiversität weiter erhöhen.

"Der UN-Biodiversitätsgipfel kriecht wie eine Schnecke, während der Verlust an Arten und Lebensräumen rasend schnell voranschreitet. Wenn dies so weiter geht, kann das UN-Ziel, bis 2010 eine Trendwende zu schaffen, nie und nimmer erreicht werden", sagte Martin Kaiser, Leiter der Greenpeace-Delegation. "Die knallharten wirtschaftlichen Interessen von Ländern wie Brasilien, Kanada, Japan und China haben einen Erfolg des Bonner Gipfels systematisch verhindert."

www.bund.net
www.greenpeace.de

 


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