TI corruption report cover

 

Berlin (epo.de). - Transparency International (TI) hat einen neuen Bericht vorgelegt, der sich am Beispiel von sieben internationalen Hilfsorganisationen mit Anti-Korruptions-Maßnahmen in der humanitären Hilfe befasst. Der Report mit dem Titel "Preventing Corruption in Humanitarian Assistance" plädiert für einen intensiveren Erfahrungsaustausch der Hilfswerke untereinander. Die meisten humanitären Organisationen seien das Problem bislang noch nicht umfassend angegangen und tauschten kaum Erfahrungen aus, monieren die Autoren des Berichts. 



TI zufolge haben sich die Budgets im Bereich der humanitären Hilfe seit Beginn dieses Jahrzehnts nahezu verdoppelt. Mehr als 10 Milliarden US-Dollar - rund 14 Prozent der gesamten staatlichen Entwicklungshilfe (Official Development Assistance, ODA) wurden im Jahr 2006 als Not- und Katastrophenhilfe vergeben.

 

"Considering the impact of corruption on the most vulnerable aid recipients, as well as the magnitude of disaster and post-conflict relief efforts costing millions, detecting and preventing corruption in relief processes is an urgent priority", sagte Huguette Labelle, Vorstandsvorsitzende von Transparency International.
Laut der Studie werden Hilfsorganisationen insbesondere bei Einsätzen nach Tsunamis, Erdbeben, Bürgerkriegen und anderen Notsituationen häufig mit dem Thema "Korruption" konfrontiert. Schließlich müssen in einer solchen Lage große Mengen Geld und Hilfsgüter unter hohem Zeitdruck in ein instabiles Umfeld gebracht werden. Das Risiko, dass es dabei zu Betrug, Machtmissbrauch, Vetternwirtschaft und sexueller Ausbeutung kommt, sei "groß", räumt das Hilfswerk World Vision ein.

"Es ist ganz wichtig, dass Hilfsorganisationen mit dem Thema 'Korruption' offen umgehen", erklärte World Vision-Sprecherin Silvia Holten. "Unser Ziel ist es, den Menschen in Not zu helfen. Nur wenn wir Risiken im Vorfeld eines Katastropheneinsatzes erkennen, richtig einschätzen und mit Verdachtsfällen professionell umgehen, stellen wir sicher, dass die Hilfe tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt."

Autoren des TI-Berichts sind Daniel Maxwell, Peter Walker and Cheyanne Church vom Feinstein International Center der US-amerikanischen Tufts University; Paul Harvey, Kevin Savage and Sarah Bailey vom Overseas Development Institute (ODI) in London sowie Roslyn Hees und Marie-Luise Ahlendorf von Transparency International.

Für die Studie hat Transparency International 2007 und 2008 Mitarbeiter von sieben internationalen Hilfsorganisationen befragt: Action Aid, CARE International, Catholic Relief Services, Islamic Relief Worldwide, Lutheran World Federation, Save the Children USA and World Vision International. Die Organisationen hatten von sich aus Unterstützung angeboten, um gemeinsam Mittel und Wege gegen Korruption zu erarbeiten.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, die untersuchten Hilfsorganisationen seien sich des Korruptionsrisikos bewußt und hätten eine Reihe von Präventionsmaßnahmen entwickelt. Die meisten humanitären Organisationen seien das Problem bislang jedoch noch nicht umfassend angegangen und tauschten kaum Erfahrungen aus.  

Konkrete Empfehlungen des Berichts sind unter anderem:
  • Hilfsorganisationen sollten schon während der Vorbereitung auf einen Nothilfeeinsatz das Korruptionsrisiko in dem betroffenen Land sowie die politischen Umstände dort analysieren. Risiken bei der Finanz- und Personalplanung sowie bei der Materialbeschaffung sollten erfasst werden.
  • Lokale Partnerorganisationen sollten genau überprüft und gezielt ausgewählt werden.
  • Der Hilfsbedarf sollte analysiert und die Hilfsbedürftigen aufgelistet werden.
  • Korruption kann unter Umständen aufgedeckt werden, indem Hilfsempfänger mehr Verantwortung zugesprochen bekommen und motiviert werden, Korruptionsfälle zu melden.
  • Die Verwendung der Mittel sollte möglichst transparent dargestellt sein.
  • Katastrophenhelfer sollten Verdachtsfälle offen ansprechen. Korruption darf kein Tabu-Thema sein.
  • Hilfsorganisationen sollten gemachte Erfahrungen intensiver untereinander austauschen und voneinander lernen.
» TI-Bericht "Preventing Corruption in Humanitarian Assistance" (PDF)