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Friedrichsdorf/Berlin (epo.de). - Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision hat die die EU aufgefordert, eine Milliarde Euro für die landwirtschaftliche Entwicklung in ärmeren Ländern freizugeben.  Finanzmittel in dieser Höhe waren ursprünglich im EU-Haushalt zur Unterstützung europäischer Landwirte eingeplant, wurden aber nicht benötigt. Jetzt wollen europäische Staatschefs, darunter auch Kanzlerin Angela Merkel, dass das Geld an die einzelnen EU-Mitgliedsländer zurückgezahlt wird. EU-Ausschüsse beraten am Montag, was mit dem Geld geschehen soll.

"Deutschland und andere EU-Staaten blockieren ein milliardenschweres Hilfspaket, das zur Bekämpfung der weltweiten Armut genutzt werden könnte", kritisierte World Vision am Sonntag. Statt jedem einzelnen EU-Staat einen kleinen Anteil zurückzugeben, sei es angesichts der weltweiten Nahrungsmittelkrise viel sinnvoller, Landwirte in Entwicklungsländern massiv mit einer Milliarde Euro zu fördern, sagte Ekkehard Forberg von World Vision Deutschland. Vor allem Kleinbauern sollten mit Saatgut und Produktionsmitteln unterstützt werden, damit die Hilfe auch direkt bei den Betroffenen ankommt.

Wenn Kleinbauern ihre Produktion erhöhen können oder durch eine bessere Infrastruktur und einen Marktzugang ihr Einkommen steigern können, so World Vision, profitieren ihre Familien und vor allem die Kinder unmittelbar. Zuletzt waren die Preise für Nahrungsmittel weltweit in die Höhe geschossen, wodurch besonders arme Menschen an Mangelernährung und Hunger leiden.

"Was ist mit Angela Merkels Zusage, die Ärmsten der Welt intensiv zu unterstützen?", fragte Ekkehard Forberg. Er erinnerte die Kanzlerin an ihre Versprechen. So habe sie beim G8-Gipfel zugesagt, Deutschland werde sich insbesondere für die Entwicklung in Afrika einsetzen. "Jetzt in der Krise sollte sie entsprechend befürworten, dass die EU-Agrargelder, die im Haushalt verplant, aber nicht benötigt werden, für die Entwicklung der armen Länder eingesetzt werden", forderte Forberg.

Die Halbierung von Hunger und Armut in der Welt bis zum Jahr 2015 ist eines der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Seit dem Beginn der globalen Nahrungsmittelkrise sind schätzungsweise 100 Millionen Hungernde hinzugekommen, sodass derzeit mehr als 900 Millionen Menschen Hunger leiden.