Klima-Aktion am Brandenburger Tor. Foto: Klima-Allianz

Berlin (epo.de). - Unter dem Motto "Große Konzerne – kleines Verantwortungsbewusstsein" haben am Klima-Aktionstag 60 Initiativen gegen die "rückwärtsgewandte Klimapolitik" vieler Konzerne protestiert. Von München bis Rostock fanden Aktionen vor den Zentralen und Filialen von RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, Audi und der CMA sowie auf vielen Weihnachtsmärkten statt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte hingegen nach einem Zeitungsbericht vom Sonntag, es werde in der EU keine EU-Klimaschutz-Beschlüsse geben, "die in Deutschland Arbeitsplätze oder Investitionen gefährden".

Am Klima-Aktionstag waren die Bürger aufgerufen, ein Zeichen zu setzen, "dass sie sich nicht länger von den Konzernen täuschen lassen, die sich in teuren Image-Kampagnen als Klimaschützer verkaufen". Die Klima-Allianz hatte im Vorfeld des Klima-Aktionstages Plakatparodien von Werbeanzeigen der genannten Konzerne erstellt und bundesweit zu Aktionen aufgerufen.

"Die aktuelle Verhandlung des EU-Energie- und Klimapaketes zeigt, dass die Energie-und Autokonzerne mit ihrem Druck auf die Politik erfolgreich waren. Die CO2-Obergrenzen wurden aufgeweicht und beim Emissionshandel drängt das Bundeskanzleramt auf weitgehende Ausnahmen", erklärte Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung und Mitglied des Sprecherrates der Klima-Allianz. "Die Konzerne schädigen sich durch ihre Blockadepolitik langfristig nur selbst. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie in klimafreundliche Technologien investieren. Wir fordern die Auto-und Energiekonzerne zum Kurswechsel auf."
 
In Essen demonstrierten nach Angaben der Veranstalter 500 Menschen vor der RWE-Zentrale, in Hamburg schoben sich "Kanzlerin Merkel und Vattenfall-Chef Josefson" gegenseitig Verschmutzungszertifikate zu, in München stiegen auf dem Odeonsplatz hunderte von Luftballons mit der Aufschrift CO2 in die Luft; in Tübingen verlas ein Weihnachtsmann die Klimasünden der Konzerne und in Freiburg wurde mit 300 Lichterkerzen der Schriftzug "Stopp CO2" auf einem Platz in der Innenstadt dargestellt.

In Berlin gab es mehrere Aktionen: Vor dem Brandenburger Tor wurde eine riesige Puppe eines Konzernmanagers aufgeblasen und die Werbe-Parodien in der Ausstellung "Alles heiße Luft" präsentiert. In Kreuzberg wurde symbolisch ein Baum gefällt, um eine neue Sojaplantage anzulegen, und vor der Vattenfall-Kundenzentrale wurde das "Vattenfall-Klimamärchen" gelesen.

Beim globalen Klima-Aktionstag gingen in mindestens 64 Ländern Menschen auf die Straße, um sich für konsequenten Klimaschutz einzusetzen. Auch in Posen, dem Tagungsort der UN-Klimakonferenz, demonstrierten Verhandlungsteilnehmer und Bürger der Stadt. Der Globale Klimaaktionstag wurde 2005 ins Leben gerufen und findet seither immer am Samstag während der UN-Klimakonferenz statt.

TÖPFER: KEINE VERHANDLUNGSMASSE

Der ehemalige Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer (CDU), warnte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau davor, die EU-Klimaschutzziele zu verwässern. "Klimaschutz kann angesichts der Gefahren, die er bringt, keine Verhandlungsmasse sein, um die Folgen einer geradezu mutwillig herbeigeführten Finanzkrise mit ihren dramatischen Konsequenzen für die Realwirtschaft zu lösen. Der Klimawandel ist nicht so freundlich innezuhalten, weil wir eine ökonomische Krise haben."

Zugleich widersprach Töpfer in der FR der These der Kanzlerin, Umweltschutz koste Arbeitsplätze: "Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Arbeitsplätze kann man nicht konservieren. Nur wer ökologisch vorne dran ist, schafft die Jobs der Zukunft. Klimagerechtes Produzieren ist die Lösung der Krise, nicht die Ursache. Wer zum Beispiel auf falsche Produkte setzt, verliert Absatzmärkte. Schauen Sie sich die Autoindustrie in den USA an. Jetzt plötzlich will sie zukunftsfähige, sparsame Wagen bauen. Dass sie das tun muss, haben Umweltexperten seit vielen Jahren gesagt, aber sie wurden ausgelacht."

STILLSTAND IN POSEN

Die Klimaverhandlungen in Poznan (Posen) sind unterdessen in einer Sackgasse. "Posen droht zu einer verlorenen Sache zu werden", kommentierte der Klimaexperte der ARD, Werner Eckert. "Die Gründe: Mangelnder Willen bei der EU, keine handlungsfähige amerikanische Regierung. In der Konsequenz fehlen auch den Entwicklungsländern die Partner für Verhandlungen."
 

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