BfdW Böller

Berlin/Stuttgart (epo.de). - Alle Jahre wieder ruft die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" zum Jahreswechsel dazu auf, die Ausgaben für das Silvesterfeuerwerk für nützlichere Zwecke zu verwenden. Und wie in jedem Jahr wirft die "Aktion 3.Welt Saar" (A3WS) der Hilfsorganisationen deswegen "Lustfeindlichkeit" vor und fordert, den Appell "Brot statt Böller" einzustellen. Eine Firma aus Bad Rappenau hat unterdessen ein "virtuelles Taschenfeuerwerk" entwickelt, dessen Erlös gespendet werden kann.

Brot für die Welt argumentiert, mit ihrem Silvesterfeuerwerk verpulverten die Deutschen rund 100 Millionen Euro in den Himmel. "Wir wollen niemanden den Spaß verderben. Aber spenden Sie doch wenigstens einen Teil davon lieber den Menschen, die es viel dringender brauchen", erklärte die Direktorin von Brot für die Welt, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel.

Diesmal hat die Pfarrerin für notorische Knaller aber eine Alternative parar. Der IT-Dienstleister ASZ-Group aus Bad Rappenau hat ein "virtuelles Taschenfeuerwerk" entwickelt. Die Software ist speziell für iPhone- und iPod-Besitzer gedacht. Diese können sich das Programm auf Ihr Gerät laden und danach ein virtuelles Feuerwerk in Ton und Bild starten. "Jederzeit, völlig umweltschonend, witterungsunabhängig und ohne jedes Verletzungsrisiko", so Brot für die Welt.

Das Taschenfeuerwerk steht im "AppStore" von Apple als Download zur Verfügung. Den Erlös von 2,39 Euro pro Taschenfeuerwerk spendet das Unternehmen aus Bad Rappenau an "Brot für die Welt".

Die Aktion "Brot statt Böller" wurde vor 25 Jahren ins Leben gerufen. 1981 sammelte die evangelische Kirchengemeinde in Bargteheide (Schleswig-Holstein) zum ersten Mal unter diesem Motto Spenden für "Brot für die Welt". Die evangelische Hilfsaktion unterhält derzeit mehr als 1.200 Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.

Unter der Webadresse www.brot-statt-boeller.de sammeln auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und die Evangelische Jugend München Spenden.

HUNGER WIRD GEMACHT

"Kann denn Feiern Sünde sein?", fragt hingegen die "Aktion 3. Welt Saar" (A3WS) und fordert die Hilfsorganisationen auf, den Appell "Brot statt Böller" einzustellen. "Der Aufruf trägt eine gehörige Portion Lustfeindlichkeit zur Schau. Mit seinem Appell an das schlechte Gewissen richtet er zudem politischen Flurschaden an", sagt Roland Röder, Geschäftsführer der "Aktion 3. Welt Saar".

Der unterstellte Zusammenhang zwischen dem Sylvesterfeuerwerk sowie Hunger und Armut in der Welt sei "beliebig gewählt und existiert nicht", so Röder. "Genauso gut könnte man dazu aufrufen, keine Weihnachtsbäume und Bücher zu kaufen oder Fußball-Hallenturniere ausfallen zu lassen."

"Der Einsatz für Gerechtigkeit und Solidarität führt ins Leere, wenn er mit einer Leidensmine und dem moralischen Zeigefinger einher geht", meint Röder. Zum Wesen des Menschen gehöre in allen Kulturen "das Feiern, der Rausch, die Verausgabung".

"Dass Menschen hungern, obwohl genügend Nahrungsmittel vorhanden sind, liegt an der Verteilung und an der Verwendung von Nahrungsmitteln als Viehfutter", betont Röder. "Denn Hunger ist kein Schicksal, sondern wird gemacht."

Die Aktion 3. Welt Saar verweist auf den aktuellen Weltagrarbericht, in dem eine andere Agrarpolitik vorgeschlagen wird. "Dazu gehört die Abkehr von der viel gepriesenen Liberalisierung des Welthandels und von der Vorrangpolitik für Gentechnik. Stattdessen muss weltweit die bäuerliche Landwirtschaft den Vorzug vor der industriellen Landwirtschaft bekommen."