Davos/Berlin (epo.de). - Anlässlich des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos haben die Erklärung von Bern (EvB) und Greenpeace Schweiz am Mittwoch besonders krasse Verstösse gegen ethische und nachhaltige Unternehmensführung gebrandmarkt. Die Public Eye Awards 2009 gehen an den US-Goldminenkonzern Newmont Mining und die Bernischen Kraftwerke (BKW). In einer Internet-Abstimmung wurde Newmont zudem mit dem Publikumsschmähpreis "ausgezeichnet". Den "Public Eye Positive Award" erhalten zwei couragierte kolumbianische Gewerkschafter. FIAN Deutschland begrüßte die "Auszeichnung" von Newsmont und forderte die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auf, sich von Newmonts Projekten in Ghana zu distanzieren.
Newmont und BKW stünden exemplarisch für all jene WEF-Mitglieder und Grossunternehmen, deren soziale und/oder ökologische Vergehen die Kehrseite einer rein Profit orientierten Globalisierung zeigen, erklärten die EvB und Greenpeace. "Eine wirkliche Wirtschaftsordnung braucht starke politische Regeln", stellte der deutsche CDU-Politiker Heiner Geissler in seiner Eröffnungsrede klar. Die Schweizer SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer kritisierte das WEF als "ebenso wichtigen wie windigen Lobbyverein für das konkursite Geschäftsmodell Neoliberalismus".Newmont Mining gewann gleich zwei Anti-Oscars: Den Global Award und den Publikumspreis (People’s Award). Diese Doppelauszeichnung zeigt nach Auffassung der Veranstalter, dass Fachjury und Internet-Gemeinde Newmonts "Goldrausch" gleichermassen verurteilen. Am Pranger steht der US-Bergbaukonzern wegen seines "skandalösen Goldminenprojekts" in Ost-Ghana. In seiner Laudatio berichtete Daniel Owusu-Koranteng, Präsident der Betroffenenorganisation WACAM, von der "zynischen Zerstörung einzigartiger Lebensräume", "brutalen Zwangsumsiedlungen" sowie "vergifteten Böden und Flüssen".
SWISS AWARD
Siegerin der Kategorie "Swiss Award" ist BKW. Die Bernischen Kraftwerke planen im niedersächsischen Dörpen für mehr als eine Milliarde Euro ein Kohlekraftwerk. Dagegen wehrt sich u.a. Inge Stemmer von der lokalen Bürgerinitiative Saubere Energie, für die BKW längst für "Beschleunigten Klimawandel" steht. In Davos wies sie auf den "riesigen Widerspruch zwischen der grünen Schweizer Werbung und der schwarzen Dörpener Realität" hin und forderte BKW-CEO Kurt Rohrbach zum "Verzicht auf diesen gigantischen CO2-Export ins benachbarte Ausland" auf.
An der vom aktuellen Bond-Widersacher Anatole Taubman moderierten Jubiläumsveranstaltung wurde erstmals auch der mutigste Mitarbeitende geehrt. Diesen "Positive Award" teilen sich zwei kolumbianische Gewerkschaftsführer: Jairo Quiroz Delgado und Freddy Lozano. Ihre Gewerkschaft Sìntracarbon engagiert sich hartnäckig und erfolgreich für die von der Kohlemine El Cerrejon betroffenen Gemeinschaften. Sie wünschten sich in Davos "ein schnelles Ende der rücksichtslosen Ausbeutung von Ressourcen in Entwicklungsländern durch transnationale Konzerne".
WALD STATT GOLD
FIAN Deutschland erklärte zur Auszeichnung Newsmonts, die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) müsse sich von Projekten des Unternehmens in Ghana distanzieren. "Ghanas Wälder brauchen Schutz, nicht Zerstörung. Die Menschen brauchen die Früchte des Waldes, nicht das Gold aus dem Boden", sagte Ute Hausmann, Bergbauexpertin bei FIAN Deutschland.
Allein durch die von Newmont geplante Goldmine Akyem im Osten Ghanas würden mehr als 9.000 Menschen ihr Land verlieren. Die Mine ist ein Pilotprojekt des "Business and Biodiversity Offset Programme (BBOP)". An dieser Initiative ist die KfW laut FIAN maßgeblich beteiligt. Die Pilotprojekte zielten darauf ab, die negativen Auswirkungen von Großprojekten auf die Biodiversität an anderer Stelle durch Umweltprojekte auszugleichen. "Newmont will sich auf diese Weise einen Persilschein für den Goldabbau und die Zerstörung von Waldschutzgebieten in Ghana verschaffen", kritisierte Ute Hausmann. "Die Vergabe des Public Eye Award an Newmont sollte der KfW zeigen, dass die Öffentlichkeit solche Machenschaften der Unternehmen nicht duldet."
Die von Newmont geplante Goldmine Akyem soll 2.000 Hektar groß werden und liegt zum Teil im Waldschutzgebiet Ajenua Bepo. Die Goldmine ist aktuell Gegenstand einer lebhaften Debatte in Ghana um die Freigabe der Waldschutzgebiete für den Bergbau. Die Umweltbehörde hat die Erteilung der Umweltlizenz bisher verweigert.