One Kampagnenstart mit Bob Geldof und Campino. Fotos: ONE/

Berlin (epo.de). - Bob Geldof findet es mittlerweile "schwierig, immer wieder neue Worte zur Beschreibung derselben Situation zu finden": Armut, Hunger, Aids - die Liste der Mißstände ist lang, für deren Bekämpfung der irische Rockmusiker eintritt. Am Montag startete er gemeinsam mit Campino von den "Toten Hosen" in Berlin die Kampagne "Be ONE of us", mit der die entwicklungspolitische Lobbyorganisation ONE im Superwahljahr 2009 in Deutschland politisch Druck machen will. Geldof fühlte sich "komfortabel" in seiner Rolle in Deutschland: Schließlich habe Bundeskanzlerin Merkel ihr Versprechen erneuert, die Entwicklungsleistungen auch in Zeiten der Finanzkrise zu steigern. Eine Mehrheit der Deutschen, so das Ergebnis einer aktuellen emnid-Umfrage, will die Politiker im Wahlkampf auch an ihrer Verlässlichkeit in dieser Frage messen. Unter dem Motto "Be ONE of us" kann jeder sich in die Kampagne von ONE  einbringen und von der künftigen Bundesregierung "mehr und bessere Hilfe für die Ärmsten Länder der Welt fordern". Bob Geldof begrüßte auch den Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, einen "Weltwirtschaftsrat" zur Bewältigung der Finanzkrise und für eine gerechtere Gestaltung der Weltwirtschaftsordnung zu gründen. Er empfinde "keine Schadenfreude" über den Kollaps des Weltfinanzsystems, sagte der frühere Sänger der "Boomtown Rats".

Es gehe ansgesicht von knapp einer Milliarde Hungernder auch nicht nur um Moral, betonte Geldof, sondern um eine Weltwirtschaft, die alle gleichermaßen beteiligt. Das Platzen der Spekulationsblase auf den Finanzmärkten habe auch damit zu tun, dass drei Milliarden Menschen von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben müssten. Eine ungerechte Verteilung des Reichtums werde immer wieder solche Krisen hervorrufen. Deshalb sei Merkels Vorstoß für einen Weltwirtschaftsrat eine "exzellente Idee".

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Campino, Sänger der Toten Hosen und seit langem für Hilfsorganisationen wie Oxfam in Afrika aktiv, kritisierte die in deutschen Medien wiederholt aufgetauchte Debatte um Sinn oder Unsinn von Entwicklungshilfe. Wer wie er in Sambia, Malawi oder Nord-Uganda vor Ort miterlebt habe, wie sich nationale wie internationale Entwicklungshelfer in Krankenhäusern oder Projekten "Hand in Hand" für eine Verbesserung der Lebensumstände der Menschen einsetzten, müsse angesichts dieses Engagements "demütig werden" und diese Debatte als "zynisch" empfinden.

ONE soll nach den Worten von Campino "die Stimmen in Deutschland bündeln", die sich für eine Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit und einen gerechteren Welthandel zu Wort melden. Dass dies die Mehrheit der Deutschen ist, unterstrich Klaus-Peter Schöppner von tns emnid. Das Umfrageinstitut hatte in der vergangenen Woche rund tausend Bundesbürger nach ihrer Einstellung zur Entwicklungshilfe im Wahljahr befragt. 

ZWEI DRITTEL DER DEUTSCHEN FINDEN ENTWICKLUNGSTHEMA WICHTIG

"Auch in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise bleibt Armutsbekämpfung für die Deutschen ein entscheidendes Thema", sagte Schöppner. "Eine deutliche Mehrheit fordert die Einhaltung des Versprechens der Bundesregierung, die Entwicklungshilfe zu erhöhen; sogar dann, wenn dies Mehrbelastungen für die Bürger bedeutet. Daran hängt für 67 Prozent der Befragten auch die Glaubwürdigkeit der Bundeskanzlerin."

Bei jungen Menschen liege der Anteil, die dies für wichtig halten, bei über 80 Prozent, betonte Schöppner. Er sieht eine "neue Bewegung der Moralität" entstehen, die sich in Initiativen für "faire" wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen ausdrücke.

"Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Deutsche ONEs Forderungen unterstützen und damit in den Koalitionsvertrag der nächsten Regierung befördern. Die Mehrheit in diesem Land will das. Wir wollen das", ergänzte Toten-Hosen-Frontmann Campino.

Die Kampagne "Be ONE of us" bezieht sich nach den Worten von ONE Deutschland-Geschäftsführer Tobias Kahler auf den Paragraphen Eins des Grundgesetzes, der allen Menschen zusichert: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Um dies weltweit durchzusetzen, soll die Kampagne sich dafür eingagieren, dass Ziele wie Armutsbekämpfung und gerechte Handelsbedingungen in der Koalitionsvereinbarung der nächsten Bundesregierung verankert werden.

{mosimage}"Wenn wir uns mit den Ärmsten dieser Welt jetzt nicht massiv befassen, um aus diesem wirtschaftlichen Schlamassel rauszukommen, wird sich nichts ändern. Nationales Eigeninteresse kann man so wenig vom globalen Interesse trennen wie ein Bein vom Körper", rief Rockstar und Afrika-Aktivist Bob Geldof zum Start der Kampagne.

"Der Slogan 'Be ONE of us' lädt alle Menschen ein, zu einer Welt ohne extreme Armut beizutragen. Über zwei Millionen Menschen, Versicherungsmakler und Superstars, Hausfrauen und Wirtschaftsbosse unterstützen ONE bereits weltweit", sagte Tobias Kahler, Deutschlandchef von ONE.

ONE wurde von Bono, Bobby Shriver und anderen Aktivisten gegründet und wird von bekannten Persönlichkeiten wie Bob Geldof, Katja Riemann, Anke Engelke, Campino, Michael Mittermeier und Alfred Biolek unterstützt. Derzeit hat die Organisation in Deutschland rund 9.000 Unterstützer.

Fotos: ONE