Karthoum (epo.de). - In der sudanesischen Krisenprovinz Darfur könnten ab Mai mehr als eine Million Menschen ohne Nahrung sein, weil die Kapazität zur Verteilung der Nahrungsmittelhilfe fehlt. Das geht aus einer gemeinsamen Lageeinschätzung hervor, die sudanesische Behörden und die Vereinten Nationen jetzt in der Hauptstadt Kartoum veröffentlichten. Bereits innerhalb von zwei Wochen könne auch Wassermangel herrschen, erklärte die UN-Koordinatorin für Nothilfe, Ameerah Haq, vor Journalisten.

Nach Angaben der gemeinsamen Kommission, die vom 11. bis 19. März durch Darfur reiste, können im März und April rund 1,1 Millionen Menschen mit Nahrungsmittelhilfe versorgt werden. Wenn das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen aber keine lokalen Partner findet, die die Mammut-Aufgabe der Nahrungsmittelverteilung übernehmen können, werden die Menschen, die mehrheitlich in Flüchtlingslagern leben, keine Rationen mehr erhalten.

Die sudanesische Regierung hatte nach der Verhängung eines internationalen Haftbefehls gegen den Präsidenten des Landes, Omar Hassan al Bashir, 13 internationalen Hilfsorganisationen des Landes verwiesen. Deren Expertise im Bereich der technischen Bedarfsabschätzung, der Planung, Umsetzung, Überwachung und Evaluierung von Hilfsprogrammen fehlt nun. Nach UN-Angaben haben vier der ausgewiesenen NGOs mehr als eine Million Menschen versorgt.

Binnenflüchtlinge im Sudan (c) UNMIS

Das Fachwissen der internationalen Helfer und deren Erfahrung könne nicht effektiv und schnell genug auf lokale Organisationen übertragen werden, sagte Ameerah Haq. Ihren Angaben zufolge verfügten die jetzt ausgewiesenen Hilfsorganisationen über 201 ausländische Fachkräfte und 2.941 lokale Helfer.

Die sudanesische Regierung hatte erklärt, die Verteilung der Hilfsgüter könne problemlos von lokalen Organisationen übernommen werden. Die jetzige Lageeinschätzung wurde aber auch von den sudanesischen Mitglieder der Kommission unterschrieben. Die internationalen Helfer klagen auch über bürokratische Hürden wie die Verweigerung von Visa und Reisegenehmigungen. Außerdem müssen die NGOs auch Gebiete versorgen, die nicht unter der Kontrolle der Regierung, sondern von Rebellengruppen stehen.

Foto: Displaced people fleeing fighting in Abyei, now in Agok. Sudan. May 2008 © Tim McKulka/UNMIS

Joint Statement (APF)