Bischof Luiz CappioBerlin (epo.de). - Deutsche Firmen, die Biokraftstoffe aus Ländern wie Brasilien beziehen, dürfen sich nicht ihrer Verantwortung für Hunger und Armut im Erzeugerland entziehen. Das hat der brasilianische Bischof Luiz Cappio (Foto), der in seiner Heimat gegen Umweltzerstörung und Menschenrechte kämpft, auf der MISEREOR-Fachtagung "Energie-Macht-Hunger" am Donnerstag in Berlin gefordert. Sie müssten bei der brasilianischen Regierung vielmehr auf die Einhaltung von Sozial- und Umweltkriterien dringen. Vertreter von Politik, Kirche und Gesellschaft verlangten eine klare klima- und energiepolitische Weichenstellung von der deutschen Bundesregierung.

"Deutschland muss genau wissen, unter welchen Bedingungen Ethanol in Ländern wie Brasilien erzeugt werden", sagte der brasilianische Bischof Luiz Cappio. "Die Importeure dürfen sich nicht der Verantwortung für Hunger und Armut entziehen, sondern müssen die Einhaltung von Sozial- und Umweltkriterien von der brasilianischen Regierung fordern".

Neben einer möglichen Energiewende in der deutschen Politik diskutierten die Teilnehmer der MISEREOR-Konferenz auch über die negativen Folgen des Rohstoff-Reichtums in Entwicklungsländern. Ute Koczy, entwicklungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, forderte in diesem Zusammenhang eine stärkere Unternehmensverantwortung, internationale Standards bei der Ölförderung und mehr Transparenz bei Zahlungen an die rohstofffördernden Regierungen. "Wir sind als deutsche Politiker nicht parteiisch genug, uns eindeutig auf die Seite der Armen in den rohstofffördernden Ländern zu stellen", erklärte Koczy.

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen mahnte die Umsetzung einer konsequenten und kohärenten deutschen Klima-, Energie-, Rohstoff- und Entwicklungspolitik an: "Wichtig ist ein Ausbau der erneuerbaren Energien, schärfere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, zum Beispiel im Automobilbereich sowie der Ausbau eines attraktiven öffentlichen Verkehrssystems", so der Erzbischof.

Thissen, der in der deutschen Bischofskonferenz für Entwicklungspolitik zuständig ist, drängte die deutsche und internationale Politik zum Handeln. "Wir befinden uns in einer historisch bedeutenden Phase, in der wir von verschiedenen Krisen herausgefordert werden. Lassen wir es nicht zu, dass Klimawandel, Finanzkrise, Ernährungskrise oder Energiesicherung gegeneinander ausgespielt werden", betonte der Erzbischof.

www.misereor.de

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