Prabhakaran - Interpol SteckbriefColombo/Berlin (epo.de). - Die Armee Sri Lankas hat die endgültige Zerschlagung der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) verkündet. LTTE-Führer Velupillai Prabhakaran sei am Montagmorgen bei einem Fluchtversuch getötet worden, erklärten die Streitkräfte. Das sri-lankische Fernsehen zeigte am Dienstag Fortos von Prabhakarans angeblicher Leiche und der LTTE-Kennmarke mit seiner Mitgliedsnummer 001. Die Rebellen wiesen dies am Dienstag zurück. "Unser geliebter Führer Velupillai Prabhakaran lebt und ist in Sicherheit", erklärte LTTE-Sprecher Pathmanathan dem Internetdienst Tamilnet. Der der LTTE nahestehende Onlinedienst sprach von einem "gezielten Massaker" an den rund tausend verbliebenen LTTE-Kämpfern und Zivilisten in der sogenannten "Sicherheitszone".


Da weder Reporter noch Hilfsorganisationen Zutritt zu der Kampfzone im Nordosten Sri Lankas hatten, tobt zwischen Armee und Regierung auf der einen und LTTE-Sympathisanten auf der anderen Seite nach wie vor eine Propagandaschlacht. TamilNet meldete am Montag, der Chef des politischen Flügels der LTTE, Balasingham Nadesan, habe um drei Uhr Ortszeit Kontakte in Europa angerufen und darüber informiert, dass rund "tausend verwundete LTTE-Kader, "zivile Beamte" der LTTE und Zivilisten in der "Sicherheitszone" verblieben seien. Das Feuer der Regierungstruppen werde nicht mehr erwidert. Er rief das Internationale Komitee vom Roten Kreuz dazu auf, die Verletzten zu evakuieren.

Die Armee Sri Lankas erklärte, die "Terroristenführer" kämpften "auf den letzten Metern" in der Sicherheitszone in Puthumathalan. Mehrere hochrangige LTTE-Kader, darunter Nadesan und der älteste Sohn Prabhakarans, Charles Anthony, seien getötet worden. Prabhakaran (Fahndungsfoto) wurde von Interpol steckbrieflich gesucht.

Agenturberichten zufolge, die sich auf Quellen "in Regierungskreisen" beriefen, starben LTTE-Führer Prabhakaran und zwei seiner Stellvertreter bei einem Raketenangriff auf einen gepanzerten Kleinbus. Prabhakaran hatte sich seit 1975 für ein unabhängiges "Tamil Eelam" eingesetzt und 1983 mit der LTTE den bewaffneten Kampf aufgenommen. Rund 240 Selbstmordanschläge mit Sprenggürteln sollen von ihm angeordnet worden sein. In den 26 Jahren Bürgerkrieg starben rund als 75.000 Menschen. Derzeit sind etwa 250.000 Menschen aufgrund der Gewalt im eigenen Land Flüchtlinge.

Die Europäische Union will sich für eine unabhängige Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen im Rahmen des Konflikts einsetzen. Die EU-Außenminister erklärten am Montag in Brüssel, alle Konfliktparteien müssten ihre Verpflichtungen hinsichtlich des internationalen Völkerrechts und der Menschenrechte einhalten.

NGOS RUFEN ZU SPENDEN AUF

Deutsche Hilfsorganisationen riefen am Montag zu Spenden für die Opfer des Konfliktes auf. Die Diakonie Katastrophenhilfe erklärte, die Flüchtlinge benötigten zunächst Lebensmittel, Trinkwasser und Hygieneartikel. Äußerst wichtig sei aber auch die psychosoziale Unterstützung für die durch die heftigen Kämpfe vielfach schwer traumatisierten Menschen.

"Wir sind froh, dass die Menschen nicht mehr durch die schrecklichen Kämpfe bedroht werden", berichtete Dirk Altweck, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe für Sri Lanka in Colombo. "Dennoch arbeiten wir weiterhin rund um die Uhr, um die Flüchtlinge im Norden des Landes vor allem mit Nahrungsmitteln zu versorgen."

"Die Menschen sind total ausgemergelt und medizinisch unterversorgt. Sie brauchen dringend Hilfe, doch unsere Spendengelder reichen leider hinten und vorne nicht", sagte Jürgen Clemens, Sri Lanka-Referent von Malteser International.

MEDICO FORDERT FREIEN ZUGANG FÜR INTERNATIONALE HILFE

"Niemand außerhalb der Kampfzone weiß, was sich jetzt dort abspielt", sagte sagte Thomas Seibert von medico international. "Sicher ist nur, dass das Überleben tausender Menschen gefährdet ist, weil es dort schon seit Tagen kaum noch Lebensmittel, Wasser und Medikamente gibt."

Dramatisch unterversorgt seien auch die weit über 200.000 Flüchtlinge und Vertriebenen in den vollkommen unzureichend ausgestatteten Lagern um die Städte Vavuniya und Mannar. "Unsere Partner haben uns ein Gerichtsdokument zugesandt, in dem ein Untersuchungsrichter schon vor Tagen den Hungertod vor allem älterer Menschen bestätigt. Die Situation hat sich seither immer weiter verschlechtert."  Zugleich gebe es nach wie vor Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen in den Lagern.

"Mit unseren Partnern vor Ort fordern wir freies Geleit für alle Überlebenden, damit sie nicht länger schutzlos der Armee ausgeliefert sind", sagte Seibert. "Erst wenn lokale und internationale Hilfsorganisationen Zugang haben, können die Menschen wenigstens mit dem Nötigsten versorgt und vor Willkür bewahrt werden."

www.tamilnet.com
www.army.lk

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