unepNairobi/Bonn (epo.de). - Statt riesige Summen für die unterirdische Verklappung von Kohlendioxid zu verschwenden, sollten die Nationen besser in die Erhaltung oder Wiedernutzbarmachung von Wäldern, Torfmooren, Böden und anderen Ökosystemen investieren. Mehr als 50 Milliarden Tonnen (Gigatonnen) Kohlenstoff könnten so auf natürliche Weise gebunden werden, heißt es in einem neuen Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), der zum Welt-Umwelttag am 5. Juni veröffentlicht wurde. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen könnte so beträchtlich verrringert werden.

UNEP fordert im Rahmen der derzeitigen UN-Klimaverhandlungen in Bonn ein umfassendes politisches Programm unter der Aufsicht der UN-Klimarahmenkonvention, mit dem Kohlenstoff-Management auf allen Ebenene des Ökoystems angegangen werden soll. Der deutsche UNEP-Exekutivdirektor Achim Steiner erklärt in dem Bericht:

"Tens of billions of dollars are being earmarked for carbon capture and storage at power stations with the CO2 to be buried underground or under the sea. "But perhaps the international community is overlooking a tried and tested method that has been working for millennia, the biosphere. By some estimates the Earth’s living systems might be capable of sequestering more than 50 gigatones (Gt) of carbon over the coming decades with the right market signals."

Steiner verweist darauf, Investitionen in die Biosphäre könnten nicht nur den Kampf gegen die Erderwärmung voranbringen, sie hätten auch positive Effekte für die wirtschaftliche Entwicklung: eine bessere Wasserversorgung, die Stabilisierung erodierender Böden, die Reduzierung des Artensterbens und die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Bereich des Ressourcenmanagements und des Naturschutzes.  

Der UNEP-Bericht mit dem Titel "The Natural Fix? The Role of Ecosystems in Climate Mitigation" erscheint knapp sechs Monate vor der entscheidenden Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember, auf der ein Nachfolgeabkommen für das auslaufende Kyoto-Protokoll beschlossen werden soll. Wesentliche Aussagen des Berichtes sind:
  • Die Verringerung der Abholzung von Wäldern um 50% bis 2050 und die Aufrechterhaltung dieses Levels bis 2100 könnte die Freisetzung von 50 Gigatonnen (Gt) Kohlenstoff verhindern. Das enspricht 12% der Emissionsminderung, die benötigt wird, um die atmosphärische Konzentration unter dem angestrebten Wert von 450 ppm (Parts per Million) zu halten.
  • Die Zerstörung von Torfmooren setzt jährlich bis zu 0,8 Gigatonnen Kohlenstoff frei.
  • Durch ein nachhaltiges Ressourcenmanagement könnte die Landwirtschaft bis 2030 kohlenstoff-neutral werden und dadurch 6 Gt Kohlendioxid-Äquivalent oder 2 Gt Kohlenstoff einsparen.
Dem Bericht zufolge sind "menschliche Aktivitäten" derzeit für globale Kohlenstoff-Emissionen von rund 10 Gt veranwortlich. 15% dieser Menge könnte durch eine verbesserte Landnutzung und die Kohlenstoffspeicherung in natürlichen Ökosystemen vermieden werden.  

Tropenwälder sind die größte Kohlenstoff-Senke auf der Erde und speichern rund 1,3 Gt - 15% des vom Menschen verursachten Kohlenstoff-Ausstoßes. Die Abholzung von geschätzten 14,8 Millionen Hektar Tropenwald pro Jahr - einer Fläche von der Größe Bangladeschs - ist für fast 20% der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die Entwaldung ist damit klimaschädlicher als der gesamte Transportsektor.

Die Landwirtschaft birgt dem Bericht zufolge das größte Potenzial: bis zu 6 Gt Kohlendioxid-Äquivalent oder 2 Gt Kohlenstoff könnten im Jahr 2030 auf natürliche Weise in der Biosphäre gespeichert werden - was den gesamten derzeitigen Emissionen des Agrarsektors entspricht. Viele Maßnahmen zur vermehrten Speicherung von Kohlenstoff könnten ohne oder mit geringen Kosten umgesetzt werden. 70% der potenziellen Maßnahmen könnten in Entwicklungsländern erfolgen.

Der UNEP-Bericht dürfte bei Energiekonzernen und Schwerindustrie auf wenig Gegenliebe stoßen: Sie wollen auch bei der Beseitigung der Umweltprobleme, für die sie maßgeblich mitverantwortlich sind, Profite machen und setzen deshalb auf die Kohlendioxid-Abscheidung und -Lagerung (carbon dioxide capture and storage). Das Verfahren in mit fossilen Rohstoffen wie Kohle, Gas oder Öl betriebenen Kraftwerken, das die unmittelbare Freisetzung von CO2 verhindert, ist jedoch aufwendig und teuer und dürfte frühestens in 20 Jahren zur Verfügung stehen.

www.unep.org

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