Migration im SahelBonn (epo.de). - Die globale Erwärmung zwingt bereits jetzt Menschen zur Auswanderung aus ihrer angestammten Heimat. Wenn keine konsequenten Maßnahmen zum Stopp der Erderwärmung ergriffen werden, könnten die Auswirkungen auf Migration und Vertreibung alle negativen Erwartungen übertreffen, warnt die neue Studie "Obdach gesucht. Auswirkungen des Klimawandels auf Migration und Vertreibung", die von CARE International, dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) und dem International Earth Science Information Network (CIESIN) der New Yorker Columbia Universität verfasst wurrde.

Die Studie, die am Mittwoch in Bonn im Rahmen der Klimaverhandlungen vorgestellt wurde, präsentiert empirische Daten, die im Rahmen einer erstmaligen, weltweiten Untersuchung ermittelt wurden. Dazu bieten die Autoren Politikempfehlungen und eine Analyse sowohl der Gefahr als auch der möglichen Lösungswege. Neue Landkarten zeigen die Bedeutung des Klimawandels und die Verteilung der Bevölkerung in bestimmten Regionen.

200 MILLIONEN KLIMAFLÜCHTLINGE?

Die genaue Zahl der Menschen, die künftig aufgrund des Klimawandels auf der Flucht sein werden, ist ungewiss. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) schätzte, dass es bis zum Jahr 2050 etwa 200 Millionen Vertriebene aufgrund des Klimawandels geben wird. "Der Klimawandel hat heutzutage einen immer größeren Einfluss auf die Entscheidung der Menschen, ihre Heimat zu verlassen", sagt Charles Ehrhart, Klimakoordinator von CARE und einer der Autoren der Studie. "Die möglichen Auswirkungen eines steigenden Meeresspiegels sind alarmierend. Im dicht besiedelten Flussgebiet des Mekongs in Vietnam würde ein Anstieg von zwei Metern die Häuser von 14,2 Millionen Menschen und die Hälfte des Ackerlandes überschwemmen", so Ehrhart.

"Die meisten Menschen werden innerhalb des eigenen Landes Obdach suchen, während ein Teil in andere Länder ziehen wird", sagte Wolfgang Jamann, Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg. "So manche Vertreibung aus der Heimat könnte durch Anpassungsmaßnahmen verhindert werden." Doch Entwicklungsländern fehle es oft an Geld, um die Menschen bei der Anpassung an neue klimatische Bedingungen zu unterstützen.

Gletscher und Flusssystem im Himalaya

"Wir brauchen neue Denkanstöße und praktische Ideen, um die Gefahren zu verringern, die Klima-Migration auf menschliche Sicherheit und Gesundheit auslöst", erklärte Koko Warner vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit an der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS), die Hauptautorin der Studie.
 
"Wir müssen erkennen, dass Migration eine zwingende Reaktion auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels ist", so Warner. "Die politischen Entscheidungen, die wir heute treffen, bestimmen, ob Migration in Zukunft nur eine von mehreren möglichen Anpassungsmaßnahmen sein wird. Oder ob sie der tragische Beweis unseres kollektiven Scheiterns sein wird, weil wir nicht rechtzeitig bessere Alternativen geboten haben."
 
Die Studie "Obdach gesucht. Auswirkungen des Klimawandels auf Migration und Vertreibung" (PDF) wurde verfasst von CARE International, dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) und dem International Earth Science Information Network (CIESIN) der Columbia Universität in New York. Finanziell wurde sie vom Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) und der Weltbank unterstützt.

Karten: Himalayan glaciers and major rivers | | Runoff and population density in West Africa/Sahel | Sea level rise and population density in the Ganges Delta - Maps provided courtesy of CARE International and CIESIN at the Earth Institute of Columbia University

Interview mit Charles Ehrhart, Klimakoordinator von CARE International
 
www.care.de

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