Gaza-BerichtGenf (epo.de). – Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) weist in einem neuen Bericht auf die verzweifelte Lage von eineinhalb Millionen Menschen im Gaza-Streifen hin. Sechs Monate nach der israelischen Militäroperation in Gaza könnten die Bewohner des Gebiets immer noch kein neues Leben aufbauen. Sie seien "in Verzweiflung gefangen", erklärte das IKRK am Montag in Genf. Die Bevölkerung habe immer mehr Mühe zu überleben, Schwerkranke würden nicht versorgt. Tausende seien nach der Zerstörung ihrer Häuser ohne angemessene Unterkunft.

Eine der Hauptursachen für die Krise ist dem Bericht zufolge das vor zwei Jahren von Israel verhängte strikte Embargo. Der Personen- und Güterverkehr aus und nach Gaza ist noch immer stark eingeschränkt. Der Bericht hält außerdem fest, dass die fast 4,5 Milliarden Dollar, welche die Geberstaaten für den Wiederaufbau von Gaza zugesagt haben, nicht viel bewirken könnten, solange kein Baumaterial und keine anderen wichtigen Güter in den Gazastreifen eingeführt werden dürfen.

Laut IKRK ist die Infrastruktur insbesondere der Wasser- und Sanitärversorgung in hohem Masse unzureichend. "So wird tagtäglich nur teilweise oder gar nicht geklärtes Abwasser in einer Menge ins Mittelmeer gepumpt, die dem Inhalt von 28 Olympia-Schwimmbecken entspricht", berichtet das IKRK. Israel verzögere durch komplizierte und langwierige Einfuhrverfahren die Lieferung grundlegender medizinischer Güter wie Schmerzmittel und Entwickler für Röntgenfilme.

ÜBERLEBENSMECHANISMEN AUSGEREIZT

Die Abriegelung Gazas hat zudem zu einem steilen Anstieg der Arbeitslosigkeit und zum Zusammenbruch der Wirtschaft geführt. "Die Überlebensmechanismen insbesondere der Ärmsten sind ausgereizt. Viele müssen ihr Hab und Gut verkaufen, um genügend Nahrungsmittel kaufen zu können", erklärte Antoine Grand, Leiter der IKRK-Unterdelegation in dem Gebiet. "Langfristig wird das Sinken des Lebensstandards die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung beeinträchtigen. Die Kinder, die über die Hälfte der Bevölkerung Gazas ausmachen, sind am stärksten betroffen."
 
Das IKRK fordert in seinem Bericht die Aufhebung der Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Personen und Gütern. "Israel hat das Recht, seine Bevölkerung vor Angriffen zu schützen", sagte Antoine Grand. "Doch heisst dies, dass 1,5 Millionen Menschen in Gaza nicht das Recht haben, ein normales Leben zu führen?"
 
Zu den im Bericht aufgeführten dringenden Massnahmen gehören die Erleichterung des Imports medizinischer Güter, die Zulassung der Einfuhr von Baumaterial wie Zement und Stahl, die Aufhebung der Beschränkung des Exports aus Gaza, die Wiederöffnung der Übergänge, um den Personen- und Güterverkehr aus und nach Gaza zu fördern, die Gewährung des Zugangs für die Bauern zu ihrem Land in der Pufferzone und die Wiederherstellung des sicheren Zugangs für die Fischer zu tieferen Gewässern.
 
Gaza: Trapped in Despair (PDF)
www.icrc.org
 
 

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