Hamburg (epo). - Eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg übt nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" (Ausgabe vom 30. Mai) heftige Kritik an der Werbung für Kinderpatenschaften in Deutschland. Kinder aus Ländern des Südens würden in Katalog-ähnlicher Werbung präsentiert. Die betreffenden Organisationen vermittelten damit "einen instrumentellen Zugang zu Kindern, der dem Gedanken der Entwicklungszusammenarbeit substantiell widerspricht", heisst es laut "Spiegel" in der Untersuchung.
Insgesamt werden nach Darstellung des Nachrichtenmagazins 21 in Deutschland tätige Organisationen (darunter World Vision, Plan International, die Kindernothilfe und das CCF Kinderhilfswerk) aufgelistet, die Patenschaften vermitteln und damit weit über 100 Millionen Euro jährlich einnähmen. Fotos und Lebensläufe der für Patenschaften vorgesehenen Kinder eröffneten "eine Marktplatzsituation, die der vertrauensvollen Entwicklungszusammenarbeit konzeptionell abträglich ist", so die Wissenschaftler. Eine deratige Werbung "schadet potentiell dem Anliegen, in der bundesdeutschen Bevölkerung Wissen und Verständnis für die Entwicklungszusammenarbeit und den strukturellen Zusammenhang zwischen Über- und Unterentwicklung zu wecken".
Die neue Studie über Kinderpatenschaften, die unter Entwicklungsexperten seit langem umstritten sind, habe beim Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) eine kontroverse Debatte ausgelöst, so der "Spiegel". Der VENRO-Vorsitzende Reinhard Hermle wird mit den Worten zitiert: "Da geht es auch um Geld und Marktanteile." Die neuerliche Debatte um Kinderpatenschaften könne für den Verband "zu einer Belastungsprobe werden".
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