Die G8 Climate Scorecards vergleichen die Länder anhand von quantitativen Indikatoren, wie der Entwicklung der Treibhausgasemissionen seit 1990, der Erfüllung der Kyoto-Ziele oder dem Anteil an erneuerbaren Energien sowie auf Basis von Experteneinschätzungen zur jeweiligen Klimapolitik. Nach Angaben der Allianz und der Umweltstiftung WWF wurden die Verbesserungen seit 1990, der jeweilige Status des Klimaschutzes und die geplanten politischen Maßnahmen bewertet. In diesem Jahr wurde erstmals auch analysiert, wie konstruktiv sich die Staaten in den Klimaverhandlungen verhalten. Neben den G8 Staaten finden sich die fünf größten Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika in der Untersuchung wieder.
"Ohne eine konstruktive Führungsrolle der G8-Staaten wird es kein gutes Klimaabkommen in Kopenhagen geben", befürchtet Allianz Vorstand Joachim Faber. Der Studie zufolge ist Deutschland im Vergleich mit anderen G8-Staaten knapp vor Großbritannien und Frankreich führend im Klimaschutz. Doch kein Land sei im grünen Bereich, so die Studie.
Deutschland, Großbritannien und Frankreich haben zwar ihre aktuellen Kyoto-Ziele schon erreicht, doch die erzielten Treibhausgasminderungen und die langfristig angelegten klimapolitischen Anstrengungen reichen der Studie zufolge nicht aus, um das Ansteigen der globalen Durchschnittstemperatur auf unter 2°C zu beschränken.
"In Deutschland gibt es noch immer keine überzeugende Strategie für eine kohlenstofffreie Energieversorgung bis 2050. Um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben, muss solch eine Strategie dringend erarbeitet werden. Dann wird sich zeigen, dass Geschäftsmodelle, die mit hohem Treibhausgasausstoß einher gehen, schnell umstrukturiert werden müssen", erklärte Eberhard Brandes, Geschäftsführer des WWF Deutschland.
Japan und Italien, in den "Scorecards" auf Platz vier und fünf, haben relativ geringe Emissionen: Italien aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur, Japan dank seiner hohen Energieeffizienz. "Die derzeitige Klimapolitik in den beiden Ländern stellt aber zukünftig notwendige Reduzierungen nicht sicher", so Ecofys. Negativ auf die Bewertung wirke sich außerdem aus, dass Italien die Entscheidungsprozesse für höhere Reduktionsziele in der EU blockiere. Japan habe sich erst im Juni auf ein geringes Reduktionsziel von 8% bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 1990 festgelegt.
USA NICHT MEHR SCHLUSSLICHT
Die USA sind nicht mehr das Schlusslicht der Rangliste, sondern auf Position sieben vorgestoßen. Grund sind die ehrgeizigen Klimaschutzpläne der Obama-Regierung. In den vergangenen sechs Monaten sei in den USA mehr für eine kohlenstofffreie Wirtschaft getan worden, als in den drei Jahrzehnten davor, loben die Autoren der Studie. Die USA haben allerdings nach wie vor mit die höchsten Treibhausgas-Emissionen pro Kopf weltweit.
Auf den Plätzen sechs und acht landen Russland und Kanada. In Russland sein zwar Anfang der 1990er Jahre die Emissionen aufgrund des wirtschaftlichen Zusammenbruchs gesunken, seither aber wie in Kanada stetig gestiegen. "Politische Pläne dies zu ändern, existieren zwar teilweise in beiden Ländern, werden aber nicht umgesetzt", konstatiert die Studie.
Die Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika haben, obwohl sie keine verpflichtenden Kyoto-Ziele haben, bereits Klimaschutzpläne präsentiert oder sind in den Vorbereitungen dazu. Südafrika hat laut der Untersuchung für die Scorecards Reduktionen von 30% bis 2050 als notwendig anerkannt, Mexiko möchte 50% seiner Emissionen bis 2050 reduzieren. China und Indien bemühen sich stark um den Ausbau erneuerbarer Energien und haben für die nächsten Jahre ambitionierte Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz. Brasilien setzt sich verstärkt gegen Entwaldung ein. Die Schwellenländer sollten sich in Kopenhagen verpflichten, bis 2020 30% der prognostizierten Emissionen zu reduzieren.
G8 MUSS FÜHRUNG ÜBERNEHMEN
Was das Verhalten bei Klimaverhandlungen betrifft, werden Großbritannien, Deutschland und die USA "relativ gesehen am besten bewertet". Doch es gibt Abstriche: Deutschland sei während seiner G8-Präsidentschaft 2007 eine treibende Kraft im internationalen Klimaschutz gewesen, habe danach aber Regelungen im Rahmen des EU-Klimapaketes wie beispielsweise die Auktionierung der Emissionshandelszertifikate für die energieintensive Industrie blockiert. Als bisher einziges Land habe Großbritannien den Klimaschutz vorbildlich gesetzlich verankert und erarbeite derzeit entsprechende Umsetzungspläne.
"Wir brauchen dringend eine gemeinsame Verständigung der G8-Staaten, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2°C zu begrenzen. Die G8-Staaten müssen die Entwicklungs- und Schwellenländer beim Klimaschutz und bei Anpassungsmaßnahmen massiv finanziell unterstützen. Die G8-Staats- und Regierungschefs sollten in L'Aquila beschließen, noch diesem Jahr 2 Milliarden US-Dollar als Sofortmaßnahme für die Anpassung an den Klimawandel bereit zu stellen", forderte WWF Geschäftsführer Brandes.
Die Allianz unterstützt nach eigenen Angaben als globaler Partner des WWF die Studie, "um die Auswirkungen des Klimawandels auf Finanzdienstleistungen besser zu verstehen". Das gelte sowohl für ein Anlage- und Regulierungsumfeld, das sich den Anforderungen des Klimaschutzes anpassen muss, als auch für die Entwicklung neuer klimafreundlicher Produkte und Finanzlösungen.
Joachim Faber, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, erklärte dazu: "Die Wirtschaftskrise lässt sich mit finanziellen Mitteln entschärfen, aber kein Geld der Welt wird uns retten, wenn wir den Klimawandel jetzt nicht begrenzen. Eine kohlenstoffarme Zukunft bietet sowohl für die G8-Staaten als auch für Schwellenländer ein erhebliches Wachstumspotenzial. Zukünftige Investitionen und Produktentwicklungen benötigen dafür verlässliche Rahmenbedingungen."
Nach der Auffassung einer breiten Mehrheit der Klimaforscher muss die globale Erwärmung auf maximal 2°C gegenüber vorindustriellen Werten begrenzt werden, damit die gefährlichsten Folgen des Klimawandels abgewendet werden können. Dafür müssten die Treibhausgas-Emissionen global bis 2050 um rund 80% gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden. Die Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen muss eine entsprechende Vereinbarung treffen, die das Kyoto-Protokoll ersetzen kann, das 2012 ausläuft. Vom G8-Gipfel in Italien werden wichtige Weichenstellung für Kopenhagen erwartet.
G8 Climate Scorecards (PDF)
www.wwf.de
www.allianz.com