Der UN-Generalsekretär appellierte an die internationale Gemeinschaft, "die Armen und Schwachen nicht alleine [zu] lassen". "Es ist höchste Zeit, um mehr für die Millenniums-Entwicklungsziele zu tun. Mit starkem politischen Willen und ausreichenden finanziellen Mitteln bleiben die Ziele noch in Reichweite – auch in extrem armen Staaten."
Dem Bericht zufolge bietet sich weltweit ein sehr unterschiedliches Bild. Erfolge bei der Bekämpfung des Hungers in den frühen 1990er Jahren – als der Anteil Hungernder von 20 Prozent (1990 – 1992) auf 16 Prozent (2004 – 2006) fiel – hätten sich 2008 umgekehrt. Das liege vor allem an den steigenden Nahrungsmittelpreisen, so die UNO. Obwohl die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel in der zweiten Jahreshälfte 2008 gefallen seien, hätten sich Lebensmittel für die meisten Menschen in armen Ländern nicht verbilligt.
Die Zahl der armen Menschen, die täglich mit weniger als 1,25 US- Dollar auskommen müssen, sank zwischen 1990 und 2005 von 1,8 Milliarden auf 1,4 Milliarden. Große Fortschritte beim Kampf gegen extreme Armut seien aber nicht zu erwarten. Umfassende Daten über die Auswirkungen der momentanen Krise gibt es laut UNO noch nicht. Es wird aber geschätzt, dass allein im Jahr 2009 zwischen 55 und 90 Millionen Menschen zusätzlich in die extreme Armut getrieben werden.
Mehr als ein Viertel der Kinder in Entwicklungsländern sind untergewichtig, heißt es im Millenniums-Entwicklungsbericht 2009. Der schwache Fortschritt bei der Kinderernährung zwischen 1990 und 2007 reiche nicht aus, um das Ziel bis 2015 zu erfüllen. Durch höhere Nahrungsmittelpreise und die Wirtschaftskrise werde die Lage noch ernster.
Die weltweite Arbeitslosenquote im Jahr 2009 könnte bei Männern 6,1 bis 7 Prozent und bei Frauen 6,5 bis 7,4 Prozent betragen. Viele Frauen bleiben dem Bericht zufolge in unsicheren und häufig schlecht oder gar nicht bezahlten Jobs gefangen. So könne keine Geschlechtergleichheit erreicht werden.
FORTSCHRITTE IN OSTASIEN, STAGNATION IN SUBSAHARA-AFRIKA
Dem Bericht zufolge gab es weltweite Fortschritte vor allem bei den stark sinkenden Armutsraten in Ostasien. Im südlichen Afrika lebten im Jahr 2005 hingegen 100 Millionen mehr Menschen in extremer Armut als 15 Jahre zuvor. Die Armutsrate blieb bei über 50 Prozent konstant.
Der Millenniums-Entwicklungsbericht belegt auch, dass es Finanzierungslücken bei Programmen zur Verbesserung der Müttergesundheit gibt (5. Ziel). Bei diesem Ziel wurden laut UNO die geringsten Fortschritte verzeichnet. Die meisten Entwicklungsländer hätten von den Geberländern seit Mitte der neunziger Jahre weniger Geld für Familienplanung erhalten, obwohl der Erfolg solcher Programme für die Gesundheit von Müttern und Kindern eindeutig bewiesen sei.
Die Fähigkeit der Staaten, selbst Entwicklungsprogramme zu finanzieren, ist ebenfalls gefährdet. Die Exportumsätze der Entwicklungsländer sind in den letzten drei Monaten von 2008 gesunken, nachdem die Finanzkrise in reichen Ländern ihre Auswirkungen zeigte. Das Verhältnis von Schulden- zu Exportquote wird sich in den Entwicklungsländern wahrscheinlich weiter verschlechtern. Dies wird vor allem in den Ländern der Fall sein, die ihre Exportquote in den vergangenen Jahren steigern konnten.
Beim G8-Gipfel in Gleneagles 2005 und auf dem Weltgipfel der UN-Generalversammlung im gleichen Jahr hatten sich die Geberländer dazu verpflicht, ihre Entwicklungshilfe zu erhöhen. Ein Großteil der Verpflichtungen gelte immer noch, so der Bericht. Allerdings verringere sich mit dem Schrumpfen der Weltwirtschaft auch der absolute Betrag dieser Verpflichtungen, deren Höhe sich prozentual am Nationaleinkommen orientiert. Für viele Entwicklungsländer würde dem Bericht zufolge ein Rückgang der Hilfshilfsleistungen nicht nur künftige Fortschritte verhindern, sondern auch einige der bereits erzielten Verbesserungen umkehren.
WICHTIGSTE FORTSCHRITTE VOR DER WIRTSCHAFTSKRISE
Im Bericht werden beachtenswerte Fortschritte vieler Länder und Regionen dargestellt, die sie vor dem radikalen Umbruch der Weltwirtschaft 2008 gemacht hatten:
- In Entwicklungsländern ist die Einschulungsrate für Grundschulen im Jahr 2007 auf 88 Prozent gestiegen, im Vergleich zu 83 Prozent im Jahr 2000.
- Im südlichen Afrika und Südasien ist die Einschulungsrate zwischen 2000 und 2007 um 15 beziehungsweise 11 Prozentpunkte angestiegen.
- Die Sterberate von Kindern unter fünf Jahren ist trotz des gleichzeitigen Bevölkerungswachstums weltweit von 12,6 Millionen auf etwa neun Millionen im Jahr 2007 stetig zurückgegangen. Obwohl die Kindersterblichkeit im südlichen Afrika weiterhin am höchsten ist, wurden auch dort bemerkenswerte Verbesserungen in zentralen Bereichen erzielt. Dazu gehört die Verteilung von Moskitonetzen für die Betten, um die Malariagefahr – eine der häufigsten Todesursache von Kindern – zu senken. Durch nachträgliche Impfungen konnte außerdem ein drastischer Fortschritt beim Kampf gegen die Masern erzielt werden.
- Weltweit wurde 1996 der Höhepunkt bei der Zahl der Neuansteckungen mit HIV erreicht. Seitdem ist die Zahl auf 2,7 Millionen im Jahr 2007 gesunken. Die geschätzte Anzahl der AIDS-Toten scheint ihren Höhepunkt 2005 mit 2,2 Millionen Opfern erreicht zu haben. Seitdem ist die Zahl auf zwei Millionen im Jahr 2007 gesunken. Dies liegt teilweise an dem verbesserten Zugang zu antiretroviralen Medikamenten in ärmeren Ländern. Trotzdem wächst die Anzahl der Menschen auf der Welt, die mit HIV leben. Im Jahr 2007 gab es geschätzte 33 Millionen Infizierte. Das liegt vor allem daran, dass Menschen, die mit dem Virus infiziert sind, mittlerweile länger überleben.
The Millennium Development Goals Report 2009 (PDF, 8MB)
www.un.org/millenniumgoals