g8L'Aquila/Aachen (epo.de). - MISEREOR befürchtet, dass die G8 Staaten bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt auf die falschen Mittel setzen. Im Entwurf der G8-Erklärung stünden trotz des erklärten Ziels der Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft hauptsächlich industrielle Technologien im Vordergrund, kritisierte das katholische Hilfswerk am Mittwoch in Aachen. "Mehr Geld für die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern ist dringend notwendig", sagte MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer. "Industrielle Agrartechnologie wie Hochertragssaatgut, Gentechnik, Agrarchemikalien oder Mechanisierung sind aber für die Hungerbekämpfung kontraproduktiv.

Im Entwurf des Abschlusserklärung des G8 Gipfels im italienischen L'Aquila sei der Zugang zu verbessertem Saatgut und Düngemitteln als Priorität eingestuft, so Sayer. Ebenso würden in dem Dokument privatwirtschaftliche Initiativen gelobt, die sich der Verbreitung von Methoden der sogenannten "Grünen Revolution" widmen. Die Veröffentlichung des viel beachteten UN-Weltagrarberichts im Jahr
2008 habe hingegen gezeigt, "dass diese Art der Landwirtschaft an den Bedürfnissen der hungernden Menschen vorbei geht."

Für "widersprüchlich" hält man bei MISEREOR zudem die Beteuerung, Kleinbauern müssten mehr Teilhabe an Märkten haben, während gleichzeitig ein liberalisierter weltweiter Agrarhandel vehement verteidigt werde. "Von einer ungehemmten Marktliberalisierung in der Landwirtschaft profitierten vor allem kapitalstarke Betriebe und nicht die Kleinbauern", betonte Josef Sayer.

Sayer wies darauf hin, eine tatsächliche Stärkung der Kleinbauern und die Bekämpfung des Hungers setze den "Schutz und die Förderung lokaler Märkte sowie mehr Investitionen in ökologische Landwirtschaftsmethoden" voraus. Auch hinsichtlich des Klimawandels sei die ökologische Landwirtschaft "die nachhaltige Lösung". "Die industrielle Landwirtschaft mit ihrem großflächigen Anbau und der Ausbringung von Kunstdünger hat dagegen beträchtliche klimaschädliche Auswirkungen", erklärte Sayer.

Belege für die Potentiale einer Technologiewende in der Landwirtschaft gebe es inzwischen genug, so MISEREOR. Eine Philippinen-Studie des Hilfswerks hatte kürzlich nachgewiesen, dass die Produktivität von kleinbäuerlichen Betrieben, die agrarökologische Methoden anwenden, höher ist als bei konventionell wirtschaftenden Betrieben. Das Einkommen per Hektar sei bei den ökologisch wirtschaftenden Bauern bis zu 1,5 Mal höher als bei den konventionellen Bauern.

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