Wasser. Foto: UNICEFStockholm (epo.de). - In Stockholm ist am Sonntag die Weltwasserwoche eröffnet worden. Das wichtigste internationale Fach- und Dialogforum zum Thema Wasser lockt jedes Jahr mehr als 2.000 Wissenschaftler und Beobachter in die schwedische Hauptstadt. Die steigende Nachfrage und die Folgen des Klimawandels machten den Zugang zu Trinkwasser immer schwieriger, erklärte das Kinderhilfswerk UNICEF. "Der Klimawandel verschärft die Wasserknappheit in den ärmsten Regionen der Erde. Regierungen müssen besser dafür sorgen, dass trinkbares Wasser als Allgemeingut auch den ärmsten Bevölkerungsschichten zur Verfügung steht", forderte die Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks UNICEF in Deutschland, Regine Stachelhaus.



97 Prozent der Wasserreserven der Erde sind Salzwasser, von den verbleibenden drei Prozent Süsswasser sind etwa 70 % in den Polkappen der Erde als Eis gefangen. Die übrigen 30 % sind überwiegend Bodenfeuchtigkeit oder unterirdisches Grundwasser. Weniger als 1 % des Süsswassers stehen dem Menschen als Trinkwasser zur Verfügung. Der UN World Water Development Report weist darauf hin, dass rund 70 % des Wasser von der Landwirtschaft, 22 % von der Industrie und 8 % von Haushalten verbraucht werden.

Den Vereinten Nationen zufolge haben 884 Millionen Menschen, von denen die Hälfte in Asien leben, keinen Zugang zu sauberem, aufbereitetem Trinkwasser. Sie sind von Wasser aus Teichen, Bächen und Flüssen, Bewässerungskanälen oder unsauberen Brunnen abhängig. 4.500 Kinder unter fünf Jahren sterben laut UNICEF täglich an den Folgen. Ein Kind in einem Industrieland verbraucht 30 bis 50 Mal mehr Wasser als ein Kind in einem Entwicklungsland. Die UNO schätzt, dass im Jahr 2030 fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten leben, wo Wasser Mangelware ist.

Dennoch hat sich die Versorgung mit Trinkwasser nach Angaben der Vereinten Nationen seit 1990 deutlich verbessert. Derzeit haben 5,7 Milliarden Menschen sauberes Trinkwasser zur Verfügung - 1,6 Milliarden mehr als im Jahr 1990. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Wassermangel und Armut: die Zahl der Menschen ohne ausreichende Trinkwasserversorgung deckt sich in etwa mit der Zahl derer, die von einem Einkommen von unter 1,25 US-Dollar pro Tag leben müssen.

Frauen beim Wasserholen in Pakistan. Foto: GTZ

Frauen beim Wasserholen in Pakistan. Foto © GTZ



DEFIZITE BEI SANITÄREN ANLAGEN

Noch größere Defizite gibt es bei der Versorgung mit sanitären Anlagen. 2,5 Milliarden Menschen müssen ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen auskommen. Darunter sind 1,2 Milliarden Menschen, die ihre Notdurft ausschließlich im Freien verrichten müssen - oft an öffentlich zugänglichen und einsehbaren Plätzen. Zwar ist der Anteil der Menschen, denen selbst einfache Latrinen nicht zur Verfügung stehen, von 31 % im Jahr 1990 auf 23 % 2006 gesunken. Doch das Millenniums-Entwicklungsziel, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Menschen ohne sanitäre Grundversorgung zu halbieren, ist noch in weiter Ferne.

Die Umweltschutzorganisation WWF fordert verstärkte internationale Anstrengungen im Kampf gegen die weltweite Wasserkrise. "Die Auswirkungen des Klimawandels, die zunehmende Verbauung durch Infrastruktur für Wasserkraft, Schifffahrt und der steigende Bedarf an landwirtschaftlichen Gütern und Nahrungsmitteln sind die größten Herausforderungen für eine nachhaltige und gerechte Wassernutzung", sagte Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser beim WWF Deutschland. Aufgrund der menschenverursachten Erderwärmung schmelzen etwa die Gletscher im Himalaya rapide ab, was die Wasserversorgung von mehreren hundert Millionen Menschen in Bangladesh, China, Indien, Nepal und Pakistan bedroht.

Angesichts der wachsenden, weltweiten Probleme sei es geradezu paradox, dass die UN-Konvention für ein nachhaltiges, verantwortungsvolles und vor allem grenzüberschreitendes Management von Trinkwasservorkommen noch immer auf Eis liegt. "Die internationale Staatengemeinschaft hat es bisher nicht geschafft, dieses wichtige Abkommen zu ratifizieren und umzusetzen", kritisierte Geiger. Doch nur so könnten in Zukunft Konflikte um Wasserressourcen geschlichtet und gelöst werden. Die UN-Konvention dient als Rahmen für die Bewirtschaftung grenzüberschreitender Vorkommen, wie etwa Flüsse, Seen oder unterirdische Wasserreservoire, die sich im Hoheitsgebiet mehrerer Staaten befinden. "Gerade zur Weltwasserwoche, die unter dem Motto des grenzüberschreitenden Wassermanagements steht, sollten sich noch mehr Länder zu dieser Konvention bekennen und sie anerkennen", forderte Martin Geiger.

Deutschland präsentiert in diesem Jahr nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zahlreiche Beiträge zu den Themen grenzüberschreitendes Wassermanagement, nachhaltige Sanitärversorgung, Monitoring des Wassersektors, Finanzierung nachhaltiger Wasserversorgung, Klimawandel sowie Grundwassermanagement. Die deutsche Entwicklungspolitik arbeitet mit über 30 Partnerländern im Wasser- und Abwasserbereich zusammen und ist mit einem Engagement von rund 350 Millionen Euro pro Jahr einer der drei größten Geber weltweit.

Fotos: Oxfam, UNICEF, GTZ

www.worldwaterweek.org


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