acdicYaoundé/Bonn (epo.de). - Die kamerunische Bürgerbewegung "Association Citoyenne de Défense des Intérêts Collectifs" (ACDIC) deckte im Herbst 2008 einen Korruptionsskandal im Umfeld des Agrarministeriums auf. Umgerechnet 1,8 Millionen Euro, vorgesehen zur Stabilisierung der Maispreise, so die Anschuldigung, landeten in den Taschen korrupter Beamter. Eine Regierungskommission hat die Vorwürfe jetzt bestätigt.

ACDIC wird unter anderem vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) und Organisationen aus der Schweiz und den Niederlanden unterstützt. Nach der Enthüllung der Korruption waren mehrere Mitarbeiter der Bürgerbewegung verhaftet worden. Eine Protestdemonstration von Bauern wurde gewaltsam aufgelöst. ACDIC-Präsident Bernhard Njonga sei, während er sich auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen aufhielt, zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er zu dieser nicht genehmigten Demonstration aufgerufen hatte, berichtete der EED am Donnerstag in Bonn.

Die Antikorruptionskommission der kamerunischen Regierung veröffentlichte nach mehreren Monaten Recherche jetzt eine namentliche Liste mit 47 Personen aus dem Umfeld des Agrarministeriums und von Beamten auf Provinzebene. Sie werden der Unterschlagung staatlicher Gelder beschuldigt, die dazu vorgesehen waren, den Maispreis zu stützen. Mais ist eine der Hauptanbaufrüchte der kamerunischen Landwirtschaft.

"Wir begrüßen die ehrliche Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse und sind auch stolz darauf, dass wir durch unsere Proteste mit dazu beigetragen haben, die Korruption im Agrarministerium aufzudecken. Endlich wird dieses Verbrechen, unter dem die gesamte kamerunische Gesellschaft leidet, ernsthaft bekämpft", erklärte Bernhard Njonga.

In einer Erklärung verspricht ACDIC, weiter über die Verteilung der Mittel für die Landwirtschaft zu wachen. "Aber es reicht nicht aus, dass bewilligte Hilfsgelder auch ankommen. Die Regierung müsste viel mehr Mittel zur Förderung der Landwirtschaft zur Verfügung stellen. Kleinbauern müssen genügend Anreize haben, damit es sich für sie lohnt, Mais in ausreichender Menge produzieren. Am Mais hängt bei uns alles: die direkte Ernährung der Bevölkerung und die ganze Tierhaltung", sagte Njonga.

Aus Sicht des EED hat die kamerunische Regierung einen wichtigen Schritt in der Korruptionsbekämpfung unternommen. Erwartet wird nun, dass die Urteile gegen Bernard Njonga und die anderen ACDIC-Mitarbeiter in Kamerun wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz aufgehoben werden. "Sie müssten für ihre Zivilcourage ausgezeichnet werden", sagte EED-Agrarexperte Francisco Mari.

Für Mari reicht die Bedeutung dieses Falls weit über Kamerun hinaus. "Im Vorfeld der Debatten, wie die beim G 8-Gipfel in Italien beschlossenen 20 Milliarden US-Dollar zur Bekämpfung der Nahrungskrise in Afrika verteilt werden sollen, zeigt ACDIC, dass eine aufmerksame Zivilgesellschaft ein wichtiger Garant dafür ist, dass diese Mittel nicht in dunklen Kanälen von Regierungen oder Agrarlobby verschwinden." Auf dem bevorstehenden Welternährungsgipfel in Rom im November sollte der Zivilgesellschaft deshalb ein fester Platz in den Entscheidungsprozessen und Wirkungsanalysen eingeräumt werden, fordert Mari.

www.acdic.net
www.eed.de