Hamid KarsaiKabul/Berlin (epo.de). - Der amtierende Präsident Hamid Karsai liegt bei der Präsidentschaftswahl in Afghanistan nach der Auszählung von zehn Prozent der Stimmen mit 40,6 Prozent knapp vor seinem schärfsten Rivalen Abdullah Abdullah (38,6 %). Das teilte die nationalen Wahlkommission am Dienstag in Kabul mit.

Auf Karsai entfielen demnach rund 213.000 der ausgezählten 524.000 Stimmen, auf Abdullah 203.000. Auf den dritten Platz kam der Abgeordnete Ramasan Bashardost mit 54.000 Stimmen (10,2 %). Für den früheren Finanzminister Aschraf Ghani votierten etwa 15.000 Wähler (2,9 %).

Sollte der bisherige Trend sich bestätigen, müsste eine Stichwahl voraussichtlich am 1. Oktober entscheiden. Abdullah hatte dem Regierungslager nach dem Wahlgang schwere Wahlverstöße vorgeworfen. Auch  internationale Wahlbeobachter stellten zahlreiche Unregelmäßigkeiten fest.

Die Frankfurter Rundschau berichtete von Auseinandersetzungen zwischen Karsais Regierung und den Gesandten der USA und der Europäischen Union. Während Karsai einen Wahlsieg mit großem Vorsprung verkündigen wollte, hätten die Abgesandten des Westens einen knappen Wahlsieg für politisch klüger gehalten.

Der US-Gesandte Richard Holbrooke warnte, die Bekanntgabe des Ergebnisses von lediglich zehn Prozent der Stimmen könnte in die Irre führen. Es sei zu früh, Wahlsiege zu verkünden, erklärte er nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Bereits am Montag hatte Karsais Finanzminister Hazrat Omar Zakhilwal Journalisten gegenüber erklärt, der Präsident habe mit 68 % der Stimmen gewonnen.

Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), der den Verlauf der Präsidentschaftswahl als sehr zufriedenstellend bezeichnete, erntete massive Kritik von seiten der Linksfraktion im Bundestag. "Die Bundesregierung braucht eine erfolgreiche Wahl in Afghanistan zur Rechtfertigung ihres Festhaltens am Kriegseinsatz der Bundeswehr und die redet sie sich jetzt herbei", sagte der außenpolitische Sprecher der Fraktion, Norman Paech, am Dienstag in Berlin. "Alle Meldungen über falsche Wählerregistrierungen, Wahlfälschung, verlorengegangene Stimmzettel, niedrige Wahlbeteiligung oder schon vorher gefüllte Wahlurnen verschwinden hinter der Schönfärberei des Bundesverteidigungsministers." Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sagte: "Wir sind wirklich der Meinung, dass (...) Jung immer mehr als realitätsfremder, als verantwortungsloser Schönredner auftritt."

Das amtliche Endergebnis wird Anfang September erwartet. Bei der Wahl wurden auch die Provinzräte wurden neu bestimmt. Um die 420 Mandate in den 34 Provinzen des Landes bewarben sich 3.197 Kandidaten, darunter 328 Frauen.

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