Schweizer GletscherNew York/Berlin (epo.de). - Gemeinsam mit rund 90 Staats- und Regierungschefs will UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beim UN-Klimagipfel am Dienstag in New York die internationalen Klimaverhandlungen aus der Sackgasse bringen. Ziel des Gipfels ist es laut UNO, “sowohl den politischen Willen zu mobilisieren als auch einen Impuls zu generieren, den es benötigt, um bei der Weltklimakonferenz in Kopenhagen im Dezember ein umfassendes Abkommen zu verabschieden”.

Sowohl China als auch Japan hatten im Vorfeld des UN-Klimagipfels angekündigt, ihre Strategien und Ziele zur Begrenzung von Treibhausgas-
Emissionen in New York näher zu erläutern. Auch von US-Präsident Barack Obama wird eine Klärung erwartet, welche Initiativen die USA in diesem Jahr noch auf den Weg bringen können.

Die Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS), die sich am Montag in New York traf, forderte erneut eine Begrenzung des weltweiten Temperaturanstieges auf 1,5 Grad Celsius. Die bislang von den Industriestaaten zugesagte Verringerung der CO2-Emissionen sei zu gering, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Sie laufe auf eine Erderwärmung von drei Grad hinaus. “Die Grenze muss 1,5 Grad sein, damit wir überleben können”, sagte der Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed. Bereits jetzt leide die Bevölkerung unter Küstenerosion, dem Verschwinden von Korallenbänken, der Versalzung des Trinkwassers, Überschwemmungen und Wirbelstürmen.

Die Umweltorganisation Greenpeace appellierte an die Konferenz, die festgefahrenen Positionen zu räumen. Es sei an der Zeit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu akzeptieren und “gemeinsam das Notwendige zu tun, um die Welt vor dem Absturz ins Klimachaos zu bewahren”, erklärte Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser.

“Wir müssen die Treibhausgasemissionen den wissenschaftlichen Erfordernissen entsprechend reduzieren”, forderte auch UN-Generalsekretär Ban vor der Konferenz. “Alle Länder müssen auf der Basis von gemeinsamen aber differenzierten Verpflichtungen ihren Teil dazu beitragen.”

Nach den Prognosen der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe über Klimaänderungen (IPCC) wird die Welt bis zum Jahr 2100 voraussichtlich mit einem Temperaturanstieg von 2°C bis 4,5°C, am wahrscheinlichsten von 3°C, konfrontiert sein, falls die Emissionen wie bisher ansteigen. In den IPCC-Szenarien besteht eine 50-prozentige Chance, dass die Temperatur um nicht mehr als 2°C ansteigt - das Ziel, auf das sich die G8 Staaten bei ihrem Gipfel im Juli geeinigt hatten.

ZUSAGEN AN ENTWICKLUNGSLÄNDER NÖTIG

Die deutsche Bundesregierung wird in New York von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) vertreten. "Minister Gabriel hat vor allem Forderungen im Gepäck. Forderungen, die sich gut anhören. So erwartet Gabriel vor allem von den USA und Russland mehr Engagement bei der Reduktion der Treibhausgase. Von den Entwicklungsländern fordert er ebenfalls konkrete Beiträge - bei deren Finanzierung bleibt er jedoch vage”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Umweltstiftung, Jörg Sommer.

Sommer forderte von Gabriel finanzielle Zusagen an die Entwicklungsländer von acht bis zehn Milliarden Euro pro Jahr. “Der Treibhauseffekt geht auf das Konto der Industrienationen. Wenn wir jetzt - zu Recht - von den Entwicklungs- und Schwellenländern erwarten, dass diese einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur an den Tag legen, als wir dies früher getan haben, dann müssen wir sie dabei unterstützen.”

Die Europäische Union warnte vor dem UN-Klimagipfel, die Klimaverhandlungen befänden sich “gefährlich nahe am Stillstand”. “Europas Botschaft an die Dritte Welt ist: Wenn die Staaten die Reduzierung der Emissionen ernsthaft angehen, dann helfen wir dabei”, hieß es in einem Redemanuskript von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitierte. Ohne Geld werde es kein Abkommen in Kopenhagen geben. “Aber ohne Handeln auch kein Geld”, mahnte Barroso.

"Der Gipfel ist eine der letzten Gelegenheiten, ausreichend politischen Willen in die festgefahrenen Klima-Verhandlungen zu bringen, damit auf der Weltklimakonferenz in Kopenhagen im Dezember ein umfassendes weltweites Klima-Abkommen verabschiedet werden kann", sagte Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig. Oxfam befürchtet, dass der New Yorker Gipfel zu geringe Fortschritte bringen könnte. "Hinter schönen Reden verstecken die Industrieländer die grundsätzliche Weigerung, ihren fairen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz zu leisten. Außerdem drücken sich die reichen Länder bisher um ihre Verantwortung, die armen Länder bei der klimafreundlichen Entwicklung und bei der Anpassung an die unvermeidlichen Folgen der globalen Erwärmung ausreichend zu unterstützen", so Kowalzig.

Oxfam zufolge sind die Verhandlungen für das neue Klima-Abkommen in mehreren wesentlichen Punkten festgefahren. "Die Industrieländer wollen bis 2020 ihre Emissionen um durchschnittlich höchstens 16 Prozent absenken - mehr als 40 Prozent wären aber nötig", so Kowalzig. "Wir befürchten, dass die Europäische Union einen Teil ihrer Verantwortung auf die Entwicklungsländer abwälzen will."

Zudem hätten die meisten Industrieländer, auch Deutschland, die Absicht, die finanzielle Unterstützung für die Abfederung der Klimaschäden in den armen Ländern aus den Zusagen zur staatlichen Entwicklungszusammenarbeit abzweigen. "Die ohnehin knappen Budgets der Entwicklungshilfe einfach umzuschichten ist nicht akzeptabel. Dann fehlen die Gelder in anderen Bereichen wie Grundbildung oder Gesundheitsfürsorge - dabei ist der Klimawandel eine zusätzliche Belastung, die die Industrieländer verursacht haben. Es braucht zusätzliches Geld", forderte Kowalzig.

Nach Schätzungen von Oxfam müssten die Entwicklungsländer für den Klimaschutz finanzielle Mittel erhalten, die bis 2020 auf mindestens 100 Milliarden US-Dollar jährlich anwachsen. Für die Anpassung an den Klimawandel benötigten die armen Länder zusätzlich mindestens 50 Milliarden US-Dollar jährlich.

UN Summit on Climate Change

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