g20Berlin (epo.de). - Die evangelischen Hilfsorganisationen "Brot für die Welt" und Evangelischer Entwicklungsdienst (EED) haben zum Auftakt des G20 Gipfels am Donnerstag in Pittsburgh gefordert, die G20 dürften keine Beschlüsse zur Lösung der Welternährungskrise an den armen Entwicklungsländern vorbei fällen. Die Organisationen kritisierten einen Vorschlag der US-Regierung, der vorsieht, die beim G8 Gipfel in L`Aquila versprochenen Milliardenhilfen in einen neuen Treuhandfonds der Weltbank einzubringen.

"Die wichtigen Entscheidungen über die zukünftige Welternährungs-Architektur müssen auf dem Welternährungsgipfel im November in Rom fallen", erklärte die Direktorin von "Brot für die Welt", Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Denn dann sind alle Länder zusammen und nicht nur die Regierungschefs der Industrie- und Schwellenländer."

"Wir sind dagegen, der Weltbank das Geld und die Führung zuzuschieben, wenn noch nicht einmal beschlossen ist, wie in Zukunft die vielen Programme zur Ernährungssicherung auf der Welt koordiniert werden sollen", sagte Michael Windfuhr, Menschenrechtsexperte bei "Brot für die Welt". Der vorgeschlagene Treuhandfonds der USA torpediere den umfangreichen Reformprozess der Welternährungsorganisation FAO.

In einem gemeinsamen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstrichen die Hilfsorganisationen ihre Position. "Wir haben die Sorge, dass die Schaffung eines weiteren Koordinierungs-Fonds bei der Weltbank jetzt im September eine zukünftige Koordinierung auf internationaler Ebene eher schwieriger machen wird. Wir befürchten zudem, dass eine solche Einrichtung die Umsetzung einer wirkungsvollen Reform der FAO weiter erschweren würde".

Nach Ansicht von EED und "Brot für die Welt" kann es nicht nur um eine Koordinierung der "Geberorganisationen" gehen, wie der amerikanische Vorschlag vermuten lässt. Besonders die Regierungen der Entwicklungsländer müssten von Anfang an volle Mitentscheidung und Mitverantwortung tragen. Sonst sei es nicht weit her mit dem Bekenntnis, dass die Empfängerländer selbst die Urheber der Programme sein sollen.

"Wir kritisieren auch, dass es primär um eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge gehen soll. Eine Politik, die nur auf mehr Technik und Markt im Agrarbereich der Entwicklungsländer setzt, vielleicht noch flankiert mit etwas Nahrungsmittelhilfe, geht an dem Kern der Welternährungsproblematik vorbei," betonte EED-Landwirtschaftsexperte Rudolf Buntzel. "Die gängigen Konzepte selbst sind in einer Krise. Es bedarf standortgerechter Lösungen, die auf die kulturellen, sozialen und ökologischen Belange vor Ort Rücksicht nehmen."

JEDE MINUTE RUTSCHEN 100 MENSCHEN IN DIE ARMUT

Die Entwicklungsorganisation Oxfam warnte, als Folge der globalen Wirtschaftskrise rutschten in diesem Jahr umgerechnet fast 100 Menschen pro Minute zusätzlich in extreme Armut ab. Die Einnahmen aus Exporten und die Geldüberweisungen von Migranten in der Diaspora seien drastisch eingebrochen. Zusätzlich bedrohe der Klimawandel die Lebensgrundlagen von immer mehr Menschen.

"Die G20-Staaten haben im April beim Gipfeltreffen in London wichtige Hilfen zugesagt. In Pittsburgh müssen weitere Maßnahmen beschlossen werden, um die dramatischen Folgen der Krise für arme Länder zu mildern", sagte Oxfams Entwicklungsexperte Tobias Hauschild.


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