Yvo de Boer. Foto: UNFCCCBangkok (epo.de). - Zum Abschluss der Klimaverhandlungen in Bangkok hat UN-Klimasekretär Yvo de Boer am Freitag ein mageres Ergebnis verkündet. Es gebe mehr Klarheit hinsichtlich umstrittener Passagen im Verhandlungstext, aber bei den zentralen Fragen der mittelfristigen CO2-Reduktionsziele der Industriestaaten und der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in den Entwicklungsländern gebe es kaum Bewegung, stellte de Boer fest.

Bei den seit 28. September andauernden Klimagesprächen in Bangkok sei der Wille zu erkennen gewesen, die notwendige Architektur für den Klimaschutz aufzubauen, sagte der Exekutivsekretär der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC). "Aber es bleiben beträchtliche Differenzen." Vor der letzten Verhandlungsrunde vom 2. bis 6. November in Barcelona und dem Klimagipfel in Kopenhagen (7. bis 18. Dezember) komme es nun darauf an, die Eigeninteressen zurückzustellen.

Nach UNFCCC-Angaben wurden beim Thema Technologietransfer in die Entwicklungsländer und der Frage, wie armen Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel geholfen werden kann, Fortschritte erzielt. Auch hinsichtlich einiger technischer Themen, etwa der Einbeziehung von Wäldern und der Landnutzung in das Abkommen, der Berechnung von Treibhausgasen und der möglichen Optionen im Emissionshandel gebe es eine Annäherung.

Nur geringe Fortschritte ergaben die Verhandlungen in Bangkok bei der zentralen Frage, welche mittelfristigen Ziele (bis zum Jahr 2020) sich die Industriestaaten bei der Verringerung ihrer Treibhausgas-Emissionen auferlegen wollen. Yvo de Boer lobte ausdrücklich die Ankündigung der neuen Regierung Norwegens. Diese hatte eine Reduzierung ihrer Emissionen um 40 Prozent angekündigt.

Einigkeit herrscht unter den Delegationen bislang über das beim G8 Gipfel im italienischen L'Aquila bestätigte Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Der Weltklimarat (IPCC) geht davon aus, dass hierfür eine Verringerung der Treibhausgas-Emissionen um 25 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2020 (gemessen am Ausstoß im Jahr 1990) notwendig ist. Die Industriestaaten haben bislang eine Reduzierung der Emissionen um lediglich 15 bis 23 Prozent angeboten.

Auch bei der Frage der Finanzierung von Emissionsminderungen in den Entwicklungsländern und deren Anpassung an die Folgen des Klimawandels gebe es "keine Klarheit", heißt es in der Stellungnahme des UN-Klimasekretariats. "Die Delegierten haben nun drei Wochen Zeit, sich in ihren Hauptstädten Handlungsanleitungen von ihren politischen Führern einzuholen, um ihre Arbeit zu vollenden", erklärte de Boer.

GERMANWATCH SIEHT EU IN DER PFLICHT

"Zwei Monate vor dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen haben die Zwischenverhandlungen in Bangkok zu wenig geleistet. Wenn jetzt die Regierungschefs der Welt nicht den politischen Willen aufbringen um den Stillstand zu durchbrechen, wird Kopenhagen vor die Wand fahren", kommentierte der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals. "Nach Bangkok ist ein Scheitern von Kopenhagen wahrscheinlicher als je zuvor."

Bals sieht jetzt die EU in der Pflicht: "Ein zentrales Ziel für ein ambitioniertes Kopenhagen-Abkommen sind wissenschaftsbasierte Klimaschutzziele. Die hier in Bangkok angekündigten höheren Klimaschutzziele für Norwegen und Japan sind deshalb sehr begrüßenswert. Jetzt ist die EU gefragt, als nächstes ein Signal zu senden, das internationalen Fortschritt bedeuten würde."

Die Entwicklungs- und Schwellenländer hätten sich erstmals zu ernsthaftem Klimaschutz verpflichtet, erklärte Bals. Diese Maßnahmen sowie die notwendige Anpassung an vermehrte Dürren, Überschwemmungen und klimabedingte Krankheiten müssten durch Technologie- und Finanztransfer von den Industrieländern unterstützt werden.

"Das ist die vereinbarte Grundlage des Deals in Kopenhagen", konstatierte Bals. "Aber bisher haben die Industriestaaten wenig Bereitschaft gezeigt, tatsächlich diese Unterstützung anzubieten. Dabei wäre das gerade für Deutschland nicht nur eine moralische Aufgabe. Es wäre eine Investition in die Zukunft. Ein ambitioniertes Kopenhagen-Abkommen könnte jährlich etwa 30 Milliarden Euro an Exporteinnahmen für die deutsche Wirtschaft generieren."

Hintergrund:
www.unfccc.int

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