weltagrarbericht_dt_150Berlin (epo.de). - Der Synthesebericht des Weltagrarrats IAASTD ist jetzt auch auf Deutsch erhältlich. "Der Bericht stellt den internationalen wissenschaftlichen Konsens dar, wie man die Welt auch im Jahr 2050 noch ernähren kann, ohne die Umwelt zu zerstören und Menschen in Hunger zu belassen", sagte der Vorsitzende der Vereinigung deutscher Wissenschaftler (VDW), Stephan Albrecht, bei der Vorstellung der deutschen Ausgabe am Freitag in Berlin.

Der im April 2008 in Johannesburg verabschiedete Weltagrarbericht (International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development, IAASTD) ist das Resultat einer bislang einmaligen kooperativen Anstrengung von UN- und anderen internationalen Organisationen, 60 Regierungen und mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen Erdregionen. Er ruft die Weltgemeinschaft zu fundamentalen Veränderungen in der Landwirtschaft auf, um rasant steigenden Preisen, Hunger, sozialer Ungerechtigkeit und ökologischen Katastrophen Einhalt zu gebieten.

Das alte Paradigma einer industriellen Landwirtschaft mit hohem Energie- und Chemikalieneinsatz sei nicht mehr zeitgemäß, lautet das Fazit des Berichts. Die volle Einbeziehung lokalen und indigenen Wissens, die Stärkung von Frauen, die die Hauptlast landwirtschaftlicher Arbeit in den Entwicklungsländern tragen, und ein Forschungsschwerpunkt auf kleinbäuerliche und agro-ökologische Anbaumethoden seien wesentliche Elemente einer Landwirtschaft, die den Weg aus der derzeitigen Krise weisen könnte.

"Durch den intensiven Dialog vieler beteiligter Gruppen konnten die Wissenschaftler dazu gebracht werden, verschiedene Sichtweisen in ihre Modelle mit aufzunehmen und so ihren Elfenbeinturm verlassen", sagte Cathy Rutivi vom Internationalen Konsumentenverband aus Südafrika bei der Vorstellung der deutschen Ausgabe des Berichts in Berlin.

Albert Engel, Leiter der Agrarabteilung der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, begrüßte die Verbreitung der Erkenntnisse in Deutschland sehr. "Der Bericht soll das Gewicht auch in Deutschland erhalten, das ihm in den öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskursen zukommt. Diese Art der globalen Abschätzungsprozesse sind jetzt besonders nötig, wo die Debatten über die Welternährungskrise, Klimawandel und Umwelterhaltung hoch auf der politischen Tagesordnung stehen."

Der Klimaforscher Hartmut Grassl, Vorstandsmitglied im VDW, erklärte, in dem Bericht werde "von der Welternährungsfrage her auch die ganze Dimension der Klimafrage aufgerollt. Die Antwort bleibt die gleiche, von wo aus man auch das Pferd aufzäumt: Weitermachen wie bisher ist keine Option."

Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) betonte die Wichtigkeit des Weltagrarberichts für die Entwicklungsarbeit der nichtstaatlichen Organisationen (NGOs). "Hier wird zum ersten Mal von einem offiziellen Dokument ein sozial orientiertes, agro-ökologisches Entwicklungsmodell vertreten, dass wir auch in Hunderten von Projekten in aller Welt erfolgreich zur Armuts- und Hungerreduzierungen nutzen," sagte Rudolf Buntzel, Welternährungsbeauftragter des EED.

Weltagrarbericht: Synthesebericht.
Herausgegeben von Stephan Albrecht und Albert Engel
Hamburger University Press, 286 Seiten.
Download (PDF-Datei, 2,9 MB)

Die gedruckte Ausgabe kann unter der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bestellt werden.

Hintergrund:


www.agassessment.org


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