Die Kämpfe waren vor einem Jahr im Distrikt Haut-Uélé im Norden des Kongo ausgebrochen und haben sich seither stetig ausgedehnt. Die Rebellenorganisation Lords Resistance Army hatte sich aufgrund einer Offensive der ungandischen Armee aus Norduganda in den Kongo abgesetzt und terrorisiert jetzt dort die Bevölkerung. Auch die ugandische und kongolesische Armee, die gegen die LRA vorgehen, nehmen kaum Rücksicht auf Zivilisten. Nach Ansicht von Ärzte ohne Grenzen haben humanitäre Organisationen dabei versagt, die große Not zu lindern. Eine Ausweitung der humanitären Hilfe in den Distrikten Haut-Uélé und Bas-Uélé sei dringend notwendig, so die internationale Organisation.
"Die lokale Bevölkerung ist das Ziel von Gewalt wie Mord, Entführung und sexuellem Missbrauch", erklärte Luis Encinas, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen für Zentralafrika. "Wir sprechen über taktische Gewalt, die das Ziel hat, die Menschen zu verängstigen. Patienten haben uns die brutalsten Geschichten erzählt - von Kindern, die gezwungen waren, ihre Eltern zu töten, oder von Menschen, die in ihren Häusern lebend verbrannt wurden."
Mittlerweile hat die Gewalt auch benachbarte Regionen im Südsudan und im Osten der Zentralafrikanischen Republik erreicht. Hunderttausende Menschen wurden Ärzte ohne Grenzen zufolge während des vergangenen Jahres vertrieben. Tausende Menschen fliehen aufgrund der anhaltenden Angriffe und suchen Schutz und größere Sicherheit in den Städten. In der Stadt Doruma habe sich die Bevölkerung dadurch verdreifacht. In den Städten Gangala und Banda hielten sich jeweils mehr als 20.000 Vertriebene auf, die keine Hilfe erhalten.
Flüchtlingsströme im Nordkongo. Quelle: Reliefweb
Ärzte ohne Grenzen ist in einigen Orten wie Dingila oder Niangara die einzige humanitäre Organisation. "Die Vertriebenen wurden mehrmals gezwungen zu fliehen und haben bei lokalen Familien oder in leerstehenden Gebäuden Zuflucht gesucht, fühlen sich aber immer noch nicht sicher. Ärzte ohne Grenzen leistet medizinische und psychologische Hilfe, aber auch wir können das nur begrenzt. Diese Menschen benötigen dringend Nahrung, sauberes Wasser, Unterkünfte und angemessene Lebensbedingungen", sagte Pierre Kernen, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Niangara im Westen des Distrikts Haut-Uélé.
Aufgrund der Unsicherheit und der fehlenden Infrastruktur ist Ärzte ohne Grenzen auf Flugzeuge angewiesen, um Material, Medikamente und Mitarbeiter in die Projekte zu bringen. "Humanitäre Hilfe ist in dieser Region natürlich eine Herausforderung. Wir glauben aber, dass viel mehr getan werden kann und muss, um die Folgen des Krieges für die Bevölkerung zu lindern. Humanitäre Organisationen sollten umgehend auf die Bedürfnisse der Menschen in denjenigen Regionen eingehen, die am meisten von den Kämpfen betroffen sind und die bisher vernachlässigt wurden", lautete der Appell Encinas.
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