wwf_modell_deutschland_150Berlin (epo.de). - Der CO2-Ausstoß in Deutschland kann von derzeit elf Tonnen pro Kopf und Jahr auf 0,3 Tonnen im Jahr 2050 gesenkt werden, ohne dass sich das Leben dramatisch verändert. Zu diesem Ergebnis die Studie "Modell Deutschland - Klimaschutz bis 2050" der Umweltstiftung WWF, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde. Die Kosten für eine derartige Reduktion liegen der Studie zufolge bei durchschnittlich 0,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Dafür müsse die neue Regierung jedoch langfristig planen und schnell handeln.

Die Studie geht davon aus, dass die Industriestaaten ihren Treibhausgas-Ausstoß bis 2050 um 95 Prozent gegenüber den 1990 verringern müssen, um die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen und so die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. "Modell Deutschland zeigt, dass der geforderte Wandel von der klimaschädlichen zur klimaverträglichen Wirtschaftsweise möglich und unabdingbar ist. Er schafft Stabilität, Sicherheit, Wohlstand und neue Arbeitsplätze für Deutschland", erklärte der Geschäftsführer von WWF Deutschland, Eberhard Brandes.

Die mehr als 500 Seiten umfassende Studie wurde von den Forschungsinstituten Prognos AG, Öko-Institut und Dr. Ziesing erstellt und beschreibt die erforderlichen technischen Maßnahmen und politischen Instrumente, um das 95%-Ziel zu erreichen. Der World Wide Fund For Nature (WWF) geht davon aus, dass selbst eine ambitionierte Weiterführung der bisherigen deutschen Energie- und Klimaschutzpolitik bestenfalls zu einer Reduzierung um 45 Prozent bis 2050 führen könnte. "Die Berechnung der Treibhausgasemissionen zeigt unmissverständlich, dass Deutschland mit den bisherigen Maßnahmen das geforderte Reduktionsziel dramatisch verfehlen wird", erklärte die WWF-Klimaexpertin Regine Günther.

INNOVATIONEN IN ALLEN BEREICHEN

Den Gutachtern zufolge wären gezielte Investitionen und Förderungen von Innovationen in allen Bereichen notwendig, um minus 95 Prozent zu erreichen. Zentrale Handlungsfelder seien die Stromerzeugung, der Gebäudesektor, der Straßenverkehr sowie die Industrie. Aber auch die Landwirtschaft und Landnutzung müssten einbezogen werden. "Anspruchsvoller Klimaschutz muss endlich alle Sektoren erfassen", sagte Regine Günther. "Die Mehrheit der Treibhausgasminderungen hängt von sehr langfristigen Entscheidungen ab. Die heute vermeintlich preiswerten Wege führen langfristig häufig in die Irre."

Wichtige Maßnahmen wären eine eine massive Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau der erneuerbaren Energien, die bis 2050 83 Prozent der Stromerzeugung übernehmen könnten. Dafür würden intelligente Stromnetze, massiv ausgebaute Speicherkapazitäten sowie neue Marktregeln benötigt. "Laufzeitverlängerungen der Atomkraftwerke sowie neue Kohlekraftwerke sind für das Reduktionsziel überflüssig", betonte Eberhard Brandes.

Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte der Verkehr auf deutschen Straßen zu 80 Prozent auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge umgestellt werden, prognostiziert die Studie. Die Effizienz des gesamten Fahrzeugparks müsse um 60 Prozent erhöht werden. Neben der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene könne die Nutzung nachhaltig erzeugter Biotreibstoffe wesentlich zur Emissionsreduktion im Verkehrssektor beitragen.

"Wir werden 2050 gut leben können und dabei kaum noch Treibhausgase produzieren", sagte Regine Günther. Klimaschonende Produkte und neue Technologien wie Induktionsherde beim Kochen, LED bei der Beleuchtung oder wasserfreie Waschmaschinen würden sich in den Haushalten durchsetzen. Durch eine massiv ausgebaute Dämmung könne sich der Heizwärmebedarf um rund 85 Prozent verringern. Ein geringerer und gesünderer Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten könne zu einer signifikanten Senkung von Methan- und Lachgasemissionen in der Landwirtschaft führen.

"Die Studie sendet eine klare Botschaft an die laufenden Koalitionsverhandlungen, dass der Klimaschutz ganz anders positioniert werden muss. Wenn wir Klimaschutz weiter nur als Stückwerk betrachten, werden wir nicht erfolgreich sein", prophezeite Brandes.

www.wwf.de

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