expokolumbien_150Berlin (epo.de). - Kolumbien sei "der beste Standort in Lateinamerika für Investitionen", wirbt die Deutsch-Kolumbianische Handelskammer anlässlich der "ExpoKolumbien" vom 26. bis zum 31. Oktober in Berlin. Entwicklungsorganisationen weisen auf die Schattenseiten dieser Attraktivität hin: Bei großen Investitionsvorhaben würden immer wieder Menschenrechte verletzt, mahnen terre des hommes Deutschland, FIAN, das Diakonische Werk und kolko e.V. im Vorfeld der Messe.

Ziel der ExpoKolumbien 2009 ist es nach Angaben der Deutsch-Kolumbianischen Industrie- und Handelskammer, "Deutschland das moderne Kolumbien mit all seinen Möglichkeiten und Perspektiven vorzustellen". Die kolumbianische Woche solle "Interesse am Land und seiner Komplexität wecken" uns so "zu einer tragfähigen Grundlage für intensivere Zusammenarbeit, Investitionen und bilateralen Handel" beitragen. Partner der Veranstaltung sind unter anderen die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und InWEnt.

Die Handelskammer verweist auf den Weltbank-Bericht "Doing Business 2010", demzufolge Kolumbien "die besten Rahmenbedingungen für Investitionen in Lateinamerika" biete, weil die Regierung wichtige grundlegende Regulierungen beschlossen habe, die eine Firmengründung erleichtern. Dazu zählten steuerliche Vergünstigungen während der ersten drei Jahre für kleine und mittelständische Unternehmen, Zeit- und Kostenersparnis bei der Vergabe von Baugenehmigungen und  bessere Import- und Exportbedingungen.

"Kolumbien wird als attraktives Land für Reisen und Investitionen dargestellt. Doch der eigenen Bevölkerung versagt die Regierung oftmals jeden Schutz", erklärte hingegen Andreas Meissner von terre des hommes Deutschland. "Gerade in jüngerer Zeit ist die Zahl gewaltsamer Vertreibungen wieder angestiegen und damit das humanitäre Elend für die Ärmsten."

Palmöl-Plantage in Kolumbien. Foto: tdh
Palmöl-Anbau in Kolumbien. Foto © Justicia y Paz/terre des hommes

Bei den nichtstaatlichen Organisationen steht insbesondere die massive Ausweitung des Ölpalmen-Anbaus in Kolumbien massiv in der Kritik. Fedepalma, einer der Sponsoren der ExpoKolumbien, sei als Dachverband der Palmöl-Produzenten für Nachhaltigkeit und die Wahrung von Grundrechten bei der Palmölproduktion verantwortlich, sagte Sebastian Rötters von FIAN. "Jüngst wurden in Kolumbien im Süden vom Bundesstaat Bolívar Kleinbauern von ihrem Land vertrieben. Den Antrag dafür haben zwei Fedepalma-Mitgliedsunternehmen gestellt, CI San Isidro und CI Tequendama. C.I Tequendama gehört zur Daabon-Gruppe, die auch die Kette ‚body-shop’ beliefert. Die Kleinbauern hatten die Überschreibung eines Besitztitels für dieses Land bei der kolumbianischen Landwirtschaftsbehörde beantragt. Während ein solcher Antrag von Kleinbauern läuft, dürfen die Kleinbauern laut Gesetz nicht geräumt werden, dennoch wurden die Bewohner geräumt." FIAN hatte im Juli 2009 an einer internationalen Mission teilgenommen, die die Situation vor Ort prüfte.

"Die Expo versucht den Eindruck der Normalität zu vermitteln – in Menschenrechtsfragen ist Kolumbien aber weiterhin ein Land im Ausnahmezustand", warnte Christiane Schulz vom Diakonischen Werk. "Millionen Opfer von Vertreibung warten immer noch auf die Rückgabe ihres Landes und Entschädigung – leider hat die angebliche Demobilisierung der Paramilitärs da so gut wie nichts gebracht. Immer wieder berichten unsere Partner, wie indianischen Gemeinden und Kleinbauern durch Großplantagen und Bergbau ihre Lebensgrundlage genommen wird. Ihre Rechte werden missachtet, die Menschen einfach gewaltsam vertrieben. Darüber dürfen Außenhandelskammer und Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (gtz) als Mitveranstalter der ExpoKolumbien nicht hinwegsehen."

www.expokolumbien.com
www.tdh.de

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