indien_no_fdi_100Berlin (epo.de). - Supermarkt-Ketten wie Metro, Carrefour und Wal-Mart drängen nach Untersuchungen von Oxfam mit Macht auf den indischen Markt. Millionen Arbeitsplätze seien bedroht und es bestehe die Gefahr, dass viele Menschen ihre Einkommensquelle verlieren, warnte Oxfam bei der Vorstellung der Studie "Zur Kasse bitte!" am Dienstag in Berlin. Vor allem Straßenhändler und kleine Ladenbesitzer, aber auch Kleinbauern seien betroffen.

"Straßenhändler, Ladenbesitzer und später auch Kleinbauern werden von den Handelsriesen in den Ruin gedrängt. Mittlere und größere landwirtschaftliche Betriebe gehören zu ihren bevorzugten Vertragspartnern. Kleinbäuerinnen und -bauern bleiben weitestgehend außen vor", warnte die Oxfam-Handelsexpertin und Autorin der Studie, Marita Wiggerthale.

Bislang wird Oxfam zufolge nur ein Prozent aller Lebensmittel in Indien in Supermärkten gekauft. Die Supermarktketten locke das Markterschließungspotenzial von 99 Prozent. Die Ausbreitung der großen Supermarkt-Riesen in Indien werde weitreichende soziale und wirtschaftliche Folgen haben, so Wiggerthale: "Die kleinen Tante-Emma-Läden und der Straßenhandel ersetzen in Indien für große Teile der Bevölkerung das soziale Sicherungsnetz. Das wird nun brüchig."

Im indischen Einzelhandel arbeiten derzeit rund 35 Millionen Menschen. "Der Markteintritt von Wal-Mart, Tesco, Carrefour und Metro wird Einzelhandel und Landwirtschaft - die Sektoren mit der höchsten Beschäftigung in Indien - völlig umkrempeln", erklärte Dharmendra Kumar, Direktor von India FDI Watch, einem Bündnis von Gewerkschaften, Berufsverbänden und Nichtregierungsorganisationen, das gegen die Liberalisierung ausländischer Direktinvestitionen in Indien kämpft. "Bäuerinnen und Arbeiter, Verkäufer und Ladenbesitzerinnen, genossenschaftliche Läden und Verarbeiter, sie alle wären unmittelbar negativ betroffen."

Die Liberalisierung von ausländischen Investitionen im Einzelhandel ist ein Streitpunkt in den laufenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien. Anlässlich des EU-Indien-Gipfels am 6. November warnte Oxfam-Handelsreferent David Hachfeld: "Das vorgeschlagene Abkommen würde die Möglichkeit der indischen Regierung, Handel und Investitionen entwicklungsfreundlich zu gestalten, erheblich einschränken." Oxfam Deutschland fordert den Stopp der Gespräche, bis die Verhandlungstexte öffentlich sind und sichergestellt ist, dass das Abkommen eine sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung in Indien nicht behindert.

www.oxfam.de

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