schattenberichtBerlin (epo.de). - Das Kinderhilfswerk terre des hommes und die Welthungerhilfe haben am Donnerstag in Berlin ihren 17. Bericht zur Wirklichkeit der Entwicklungshilfe veröffentlicht. Der "Schattenbericht" zu den offiziellen Entwicklungshilfe-Zahlen der OECD mit dem Titel "Kurs auf Kopenhagen" konzentriert sich auf die Finanzierung des Klimaschutzes in den Ländern des Südens und fordert von der neuen Bundesregierung ein "klares Bekenntnis, die Finanzierung des Klimawandels verbindlich sicherzustellen und als eigenständige Aufgabe in der Entwicklungspolitik zu verankern."

In der mittelfristigen Finanzplanung der Bundesregierung bis 2013 müsse jährlich ein Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe vorgesehen werden, um damit auch den Herausforderungen des Klimaschutzes zu begegnen, erklärte die Geschäftsführerin von terre des hommes, Danuta Sacher. "Im Koalitionsvertrag gibt es zu Zeitzielen keine verbindlichen Aussagen. Es wäre deshalb ein starkes Signal der Regierung, wenn sie sich noch vor dem Klimagipfel in Kopenhagen dazu bekennen würde."

Die beiden Hilfswerke weisen in ihrem Bericht zur Wirklichkeit der Entwicklungshilfe darauf hin, dass vom Klimawandel ausgerechnet die Menschen am stärksten betroffen sein werden, die ihn nicht verursacht haben und sich gegen seine Folgen am wenigsten wehren können. "Die armen Länder haben 90 Prozent der menschlichen Opfer und der wirtschaftlichen Folgekosten des Klimawandels zu tragen. Das sind Kleinbauern und Bäuerinnen auf dem Land, die unsere enormen Klimaschulden bezahlen müssen", warnte Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe.

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Quelle: 17. Bericht zur Wirklichkeit der Entwicklungshilfe

Die Finanzierung von Klimaschutzprogrammen sei eine Frage der Prioritäten, betonten terre des hommes und Welthungerhilfe. Rund 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr seien nötig, um den Klimaschutz und Anpassungsprogramme im Süden zu finanzieren. Die westlichen Industrienationen hätten im Jahr 2008 allein 265 Milliarden Dollar für Agrarsubventionen ausgegeben. "Rund 300 Milliarden Dollar fließen weltweit in die Subventionierung fossiler Brennstoffe", betonen die Hilfswerke.

Welthungerhilfe und terre des hommes fordern darüber hinaus, einen zentralen Klimaschutzfonds einzurichten, um "die wachsende Unübersichtlichkeit der internationalen Klimafonds zu beseitigen". So könne Doppelarbeit vermieden und eine stärkere Koordination erreicht werden.

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Quelle: 17. Bericht zur Wirklichkeit der Entwicklungshilfe

Der Bericht "Die Wirklichkeit der Entwicklungshilfe" ist als Schattenbericht zu den offiziellen Zahlen des Entwicklungsausschusses (Development Assistance Committee/DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) konzipiert. Er untersucht Quantität und Qualität der deutschen und internationalen Entwicklungshilfe. 


NIEBEL LOBT BERICHT

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) erklärte zu dem Bericht, er sei "für die kritische Begleitung der deutschen Entwicklungspolitik durch Nichtregierungsorganisationen und die Kirchen außerordentlich dankbar". Union und FDP hätten im Koalitionsvertrag deutlich gemacht, "dass Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz zu den Schlüsselsektoren zählen, auf die wir uns konzentrieren werden".

Im derzeitigen Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sei bereits rund eine Milliarde Euro für klimarelevante Projekte und Programme vorgesehen, sagte Niebel. "Diese Mittel müssen wir weiter ausbauen. Dabei ist mir besonders wichtig, dass die Bundesregierung mit Blick auf die Entwicklungsländer kohärent handelt."

Die Entwicklungspolitiker Ute Koczy und Thilo Hoppe von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen erklärten, der Bericht finde ihre "volle Unterstützung". Es sei "ein Gebot der Gerechtigkeit, dass die Kosten für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern so verteilt werden, dass die Emissionen der Vergangenheit und Gegenwart sowie die ökonomischen Möglichkeiten eines Landes berücksichtigt."

Koczy und Hoppe forderten die Einsetzung eines globalen Klimaschutzfonds ("Climate Change Mitigation Facility – CCMF"), der die Gelder bereitstellen sowie international gehandelte Emissionszertifikate verwalten und kontrollieren solle. "In der Entscheidungsfindung muss eine gleichberechtigte Beteiligung der Entwicklungsländer und Mitsprache von VertreterInnen der Zivilgesellschaft und indigener Bevölkerungsgruppen garantiert sein." Klimaschädliche Subventionen müssten weltweit konsequent abgebaut werden.

www.tdh.de
www.welthungerhilfe.de

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