yunus_muhammad_grameen_100Berlin (epo.de). –  Die Spitzen von mehr als hundert internationalen Organisationen der Zivilgesellschaft, darunter Amnesty International, Greenpeace, Oxfam und World Vision, beraten derzeit in Berlin über gemeinsame Strategien in Zeiten der Krisen. Am Samstag forderte der NGO-Gipfel, die Weltklimakonferenz im Dezember in Kopenhagen müsse umfassende, verpflichtende und nachprüfbare Maßnahmen zum Schutz des Klimas vereinbaren. Dabei müssten die Belange der Armen und Benachteiligten in den Mittelpunkt gestellt werden.

Die Chefs der internationalen NGOs folgten einer Einladung des Berlin Civil Society Center zu einer Tagung unter dem Titel "Global Perspectives". Es ist die bisher größte Konferenz von internationalen Hilfswerken, deren Partnern und weiteren relevanten Akteuren.

"Klimawandel und Weltwirtschaftskrise sind für Millionen der ärmsten Menschen weltweit eine lebensbedrohliche Erfahrung", mahnte Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus (Foto) aus Bangladesch. "Ich komme aus einem Land, das droht zu verschwinden", sagte der Gründer der Grameen-Bank auf der Konferenz, die noch bis Sonntag andauert.

Die Hilfswerke forderten eine Klimapolitik, die die Belange der Armen, von Kindern und von benachteiligten Bevölkerungsgruppen zum zentralen Anliegen hat. Die weltweite Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, die Beendigung der Abholzung insbesondere der tropischen Wälder und ein gerechter Umgang mit den immer knapper werdenden Ressourcen wie Wasser gehörten zu den wichtigsten Elementen eines Klimaschutzes, der weltweit die Menschenrechte respektiert.

Der deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nannte es bedenklich, dass die Geschwindigkeit der politischen Entscheidungen zum Klimaschutz mit dem Tempo des Klimawandels nicht Schritt halte. "Wenn die 192 Beteiligten der Klimakonvention den Mut, die Willensstärke und die Ausdauer besitzen, eine faire Richtlinie für die Emissionsrechte zu beschließen, würde das zeigen, dass die Vereinten Nationen in dieser wahrscheinlich schlimmsten Krise der Menschheit Nägel mit Köpfen machen können", sagte er. "Aber ich glaube nicht, dass dies erreicht wird." Eines sei jedoch gewiss: "Mit den Gesetzen der Physik kann man nicht verhandeln. Wir sind auf der Titanic, sehen den Eisberg, aber es ist kein Kapitän auf der Brücke.“

Ein mit hochrangigen Experten besetztes Podium diskutierte, wie in Zeiten wirtschaftlicher Krise Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels mit Schritten zur Bekämpfung der weltweit wachsenden Armut verbunden werden können. So definierte Irene Khan, internationale Generalsekretärin von Amnesty International,  den Klimawandel als eine Frage der Menschenrechte. Die Auswirkung des Klimawandels auf den Menschen sei eine globale Ungerechtigkeit. "Absatz 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sagt: 'Alle Menschen werden frei und mit gleicher Würde und gleichen Rechten geboren.' Dieses Konzept von Gleichheit gilt jedoch nicht, wenn wir den Klimawandel betrachten", sagte sie. Dies gelte weder in der Frage, wer für die Ursachen des Problems verantwortlich sei, noch in der Fähigkeit, sich mit dessen Folgen auseinanderzusetzen. "Da gibt es keine Gerechtigkeit und keine Gleichberechtigung."

Die Hilfswerke arbeiten während der dreitägigen Konferenz an einem Programm, das darauf abzielt, durch gemeinsames Vorgehen und eine bessere Abstimmung effektiver gegen die weltweite Armut und gegen die Folgen des Klimawandels vorgehen zu können. An dem Treffen nehmen Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen von Organisationen wie Action Aid, Amnesty International, CBM, CIVICUS, Welthungerhilfe, Greenpeace, Habitat for Humanity, Oxfam, Save the Children, terre des hommes, Transparency International, World Vision und WWF teil.

www.berlin-civil-society-center.org

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