Palmöl-Plantage in Borneo. Foto. WWFGöttingen (epo.de). - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor der Errichtung neuer Großplantagen für die Produktion von Biokraftstoffen in Entwicklungsländern gewarnt. Rund 120 Millionen Ureinwohner in Asien, Afrika und Südamerika seien dadurch von Hunger und der Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen bedroht, erklärte die Organisation am Mittwoch in Göttingen. Die GfbV forderte ein Moratorium für neue Megaprojekte zur Biokraftstoff-Erzeugung und für die Ausweitung von Großplantagen.

Der Appell der GfbV richtet sich an den Welternährungsgipfel, der vom 16. bis 18. November in Rom stattfindet. Auf der Konferenz der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) werden Delegierte aus aller Welt darüber beraten, wie Hungernden wirksamer geholfen werden kann.

"Jahrhunderte lang haben es indigene Völker geschafft zu überleben, indem sie sich neuen Bedingungen anpassten", erklärte GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Doch nun sind sie überfordert, denn der Ausverkauf von immer mehr Land an ausländische Unternehmen und der Kahlschlag der Wälder machen diese Ureinwohner heimatlos." Mit Nahrungsmittelhilfe sei dem Problem nicht beizukommen, denn wenn diese Waldmenschen nicht mehr vom Wald leben könnten, sei ihre Existenz und Identität zerstört. "Was hunderte Jahre Kolonialzeit nicht geschafft haben, wird nun innerhalb kürzester Zeit erreicht."

Allein in Indonesien seien 45 Millionen Ureinwohner bedroht, berichtete Delius. Jedes Jahr gingen dort zwei Millionen Hektar Wald verloren, mehr als zehn Millionen Hektar seien seit 2004 für neue Plantagen zur Verfügung gestellt worden. Besonders schlimm sei die Lage für die mehr als 300 indigenen Völker in Westpapua, dem Westen Neuguineas. Für neue Plantagen würden dort jedes Jahr Hunderttausende Hektar Land an in- und ausländische Konzerne verpachtet. Der starke Pestizid-Einsatz und der große Wasserbedarf der Plantagen beeinträchtigten den Anbau von Feldfrüchten auf angrenzendem Ackerland so sehr, dass es kaum mehr zu bewirtschaften sei.

Auf Kalimantan, dem indonesischen Teil der Insel Borneo, seien drei Millionen Hektar Wald für Plantagen vernichtet worden, bislang aber nur 300.000 Hektar tatsächlich mit Ölpalmen bepflanzt worden, so die GfbV. In der benachbarten malaysischen Provinz Sarawak wehrten sich Ureinwohner gegen den Kahlschlag. Seit August 2009 seien deshalb mehrere ihrer Führer verhaftet worden.

Obwohl Myanmar (Birma) regelmäßig von Hungerkatastrophen heimgesucht werde, habe die Militärregierung nun angeordnet, dass jede Provinz mindestens 202.000 Hektar Land für den Anbau der Energiepflanze Jatropha zur Verfügung stellen müsse, berichtete die GfbV. Auch in Kambodscha, Laos und Indien sei die Lage vieler indigener Völker wegen des Ausverkaufs ihres Landes dramatisch. In Indien sollen bis 2012 eine Million Hektar mit Jatropha bepflanzt werden. Selbst im indischen Bundesstaat Mizoram seien Großplantagen geplant, obwohl dort im Winter 2007 Hungersnot herrschte.

Der GfbV zufolge will Äthiopien bis 2011 drei Millionen Hektar für Großplantagen zur Verfügung stellen. Sowohl Afar-Nomaden als auch Oromo-Bauern hätten das Nachsehen. Auch in Kenia, Tansania und Uganda litten Ureinwohner an den Folgen des Raubbaues. In Südamerika sei die Lage in Kolumbien besonders dramatisch.

www.gfbv.de

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