fianlogo_klROM (epo.de). - Die Menschenrechts-Organisation FIAN hält den Entwurf der Abschlusserklärung des Ernährungsgipfels in Rom für unzureichend. Die Erklärung blende wichtige internationale Ursachen des Hungers aus, kritisierte FIAN am Montag in Rom. Dazu zählten vor allem der Ausverkauf von Land in Afrika und Asien an ausländische Staaten und Konzerne sowie das Agrardumping vieler Industrieländer.

"Der Anstieg der Anzahl chronisch unterernährter Menschen über eine Milliarde ist ein beispielloser Skandal der Weltpolitik", erklärte Flavio Valente, Generalsekretär von FIAN International. "Die Staatengemeinschaft muss ihr Versagen unmissverständlich anerkennen und die Ursachen klar benennen. Welternährungspolitik muss demokratisiert, durch eine gestärkte UNO koordiniert und am Menschenrecht auf Nahrung ausgerichtet werden."

Der Agrarexperte von FIAN Deutschland, Armin Paasch, kritisierte, der Entwurf der Abschlusserklärung erwähne weder die Tatsache, dass in Afrika und Asien große Landflächen von ausländischen Staaten und Konzernen für die Exportproduktion von landwirtschaftlichen Gütern aufgekauft würden, noch die Subventionierung von Nahrungsmittel-Exporten in den Industriestaaten, die zu einer Zerstörung der Agrarmärkte in Entwicklungsländern führen. Zur Spekulation mit Nahrungsmitteln und den Agrartreibstoffen, zwei zentralen Faktoren der Preissprünge bei Nahrungsmitteln, würden weitere Untersuchungen und Dialog, aber keinerlei Gegenmaßnahmen empfohlen. "Die reichen Länder fordern mehr Eigeninitiative von Entwicklungsländern, leugnen aber die eigene Mitverantwortung für das Recht auf Nahrung. Das ist unglaubwürdig", sagte Paasch.

FIAN erhofft sich vom Ernährungsgipfel, der vom 16. bis 18. November tagt, wesentliche Schritte zu einer demokratischen Reform und zur Stärkung der UNO im Bereich Welternährung. Bereits im Oktober hatten die Regierungen das UN-Komitee für Welternährungssicherung (CFS) grundlegend reformiert. Alle Staaten behalten gleiches Stimmrecht, und zivilgesellschaftliche Organisationen erhalten erstmals ein weitgehendes Mitspracherecht.

"Der Gipfel muss dem Komitee ein robustes Mandat erteilen", forderte Flavio Valente. "Das Komitee muss eine globale Rahmenstrategie für das Recht auf Nahrung entwickeln, entsprechende Programme koordinieren und die Ergebnisse regelmäßig überprüfen." Arbeitsgrundlage müssten die Leitlinien zum Menschenrecht auf Nahrung sein, die 2004 von den FAO-Mitgliedstaaten einstimmig verabschiedet wurden.

FIAN warnte gleichzeitig vor dem Versuch der USA und anderer Staaten, das Welternährungskomittee von vorne herein zu marginalisieren. Diese wollten die 20 Milliarden US-Dollar, welche die G8-Staaten in L'Aquila zur Ernährungssicherung zugesagt hatten, an einen Treuhandfonds der Weltbank übertragen. "Wenn die Ressourcen der Weltbank zugeschoben werden, landet die UNO auf dem Abstellgleis", warnte Valente. Weder die Regierungen von Entwicklungsländern, noch die Zivilgesellschaft dürften dann über die Vergabe der Gelder mitentscheiden. "Die deutsche Bundesregierung muss alles tun, um diesen Rückschlag zu verhindern und sich für ein starkes Mandat des reformierten Welternährungskomitees einsetzen", forderte Armin Paasch.

www.fian.de
www.fao.org/wsfs/world-summit/en/

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