fao_wfs_150Rom (epo.de). - Mit Enttäuschung haben Agrarexperten und Hilfsorganisationen auf die Ergebnisse des Welternährungsgipfels reagiert, der am Mittwoch in Rom zu Ende gegangen ist. "Leider wurde kein greifbares Ergebnis erzielt. Das war nur Gipfelroutine", erklärte Michael Windfuhr von "Brot für die Welt". Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale sagte: "Angesichts der Rekordzahl von einer Milliarde Hungernden und der Dringlichkeit des Problems sind die Ergebnisse dürftig."

Bereits am Montag hatten die Mitgliedsstaaten der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) eine vorbereitete Abschlusserklärung verabschiedet, die eine globale Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherung begründet und die "Beendigung des Hungers in der Welt" als strategisches Ziel festschreibt. Konkrete Zielvorgaben wurden aber nicht gemacht.

"Wieder einmal reagiert nach einer ernsthaften globalen Nahrungskrise die internationale Gemeinschaft hauptsächlich mit Diskussionen über institutionelle Reformen", sagte Rudolf Buntzel vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). "Wir begrüßen dennoch die Bemühungen, den derzeitigen Flickenteppich der internationalen Zuständigkeiten und des Dschungels der Institutionen zu vereinfachen."

Das bereits im Oktober beschlossene zentrale Koordinierungsgremium, das Komitee für Ernährungssicherheit (Committee on World Food Security, CFS), wurde beim Gipfel gestärkt. Mit dem CFS wird ein reformiertes Gremium geschaffen, das als eine Art Weltparlament für Ernährungssicherheit alle Aktivitäten von Rom aus steuern soll. Dennoch bleiben aus der Sicht von Brot für die Welt und des EED noch viele Fragen im Abschlusstext offen. Beispielweise bleibe ungeklärt, wie in Zukunft das Verhältnis zwischen dem Schatzmeister der Weltbank in Washington, dem eher politischen Zentrum für Welternährungsfragen - der FAO - und dem gestärkten Koordinierungsgremium CFS in Rom bestimmt wird.

"Die internationale Gemeinschaft muss es schaffen, gemeinsam an einem Strang zur Hungerbekämpfung zu ziehen", mahnte Rudolf Buntzel. "Das neue CFS sollte zur zentralen Steuerungsinstitution werden, da dort auch Entwicklungsländer, die Zivilgesellschaft und internationale Organisationen einen Platz haben. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich hierfür in den kommenden Monaten stark zu machen".

"Inhaltlich sind wir durch diesen Gipfel vorangekommen, weil das Recht auf Nahrung als Richtschnur anerkannt worden ist und im Text der Erklärung die Bedeutung von Kleinbauern als Rückgrat für die Sicherung der zukünftigen Welternährung herausgestellt wurde", sagte Michael Windfuhr von Brot für die Welt.

"Für den Gipfel gibt es leider nur die Gesamtnote mangelhaft", konstatierte Oxfam-Expertin Marita Wiggerthale. Das größte Manko sei die fehlende Unterstützung für nachhaltige Anbaumethoden. Dies schlage umso mehr zu Buche, als die Menschen in Entwicklungsländern von einer solchen Förderung gleich mehrfach profitieren würden. "Ein nachhaltiger Anbau, der die Bodenfruchtbarkeit verbessert, auf traditionelles Saatgut setzt und auf Pestizide verzichtet, reduziert den Hunger langfristig. Er schafft zudem Arbeitsplätze und mindert die Folgen des Klimawandels", erklärte Wiggerthale. "Wir brauchen keine Gentechnik, um den Hunger zu bekämpfen."

Zwar hätten die Regierungen in Rom ihre Zusage, bis 2015 die Zahl der weltweit Hungernden zu halbieren, erneuert und gleichzeitig das Ziel unterstrichen, das Recht auf Nahrung umzusetzen. Auf konkrete Finanzzusagen oder Aktionspläne hätten sie sich jedoch nicht festgelegt. "Die Erfahrung zeigt, dass solche vagen Erklärungen meistens wenig bringen", krtisierte Wiggerthale.

Hintergrund:
www.fao.org/wsfs/world-summit/en/