mutter_kind_unicef_sudanKöln (epo.de). - Zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember hat das UN-Kinderhilfswerk UNICEF beklagt, noch immer werde nur jedes dritte Baby einer HIV-infizierten Mutter vor einer Übertragung des Virus geschützt. Im Süden Afrikas sei es sogar nur jedes zehnte Kind. Nur 38 Prozent der Kinder, die AIDS-Medikamente brauchen, würden versorgt, heißt es in dem Bericht "Kinder und AIDS", den UNICEF gemeinsam mit UNAIDS, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) veröffentlichte.

UNICEF rief dazu auf, Kinder und Jugendliche weltweit besser vor HIV und AIDS zu schützen. "Es ist zu befürchten, dass die weltweite Wirtschaftskrise die Auswirkungen der AIDS-Epidemie auf Kinder und Jugendliche in Entwicklungsländern verschärft", sagte die Geschäftsführerin von UNICEF Deutschland, Regine Stachelhaus. "Die am stärksten betroffenen Länder sind bis heute nicht in der Lage, die AIDS-Epidemie aus eigener Kraft wirksam zu bekämpfen."

"Weltweit erhalten 45 Prozent der HIV-infizierten Schwangeren Medikamente, um eine Übertragung des Virus auf ihr Baby zu verhindern. Das ist ein Anstieg von fast 200 Prozent", erklärte UNICEF-Direktorin Ann Veneman. "In Ländern wie Nigeria, wo weltweit 15 Prozent aller schwangeren Frauen mit HIV leben, muss die Versorgung jedoch dringend verbessert werden." In Nigeria würden bislang nur zehn Prozent aller Schwangeren auf HIV getestet. 90 Prozent der HIV-positiven Frauen hätten keinen Zugang zu einer Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten. In Botswana und Namibia dagegen würden bereits mehr als 90 Prozent der Schwangeren behandelt, um eine Übertragung des HI-Virus zu verhindern.

Der Bericht zeigt in einigen Bereichen deutliche Fortschritte auf. So stieg der Anteil der erkrankten Kinder, die behandelt werden, deutlich - um fast 40 Prozent in einem Jahr. Doch noch immer werden Kinder seltener behandelt als Erwachsene und die Mehrheit der gefährdeten oder erkrankten Kinder bleibt unversorgt.

In den Schwellen- und Entwicklungsländern, so UNICEF, erhielten im Jahr 2008 32 Prozent der Neugeborenen einer HIV-infizierten Mutter eine prophylaktische Behandlung nach der Geburt. 2006 lag der Anteil bei nur 18 Prozent. Im Süden Afrikas erhalte bis heute sogar nur jedes zehnte Kind eine solche Behandlung. HIV-Infektionen würden dort oft nicht erkannt und infizierte Kinder nicht behandelt. Eine Untersuchung in Kamerun zeigte, dass nur 32 Prozent der Säuglinge aus einer Gruppe, die im Dezember 2007 positiv auf HIV getestet wurde, anderthalb Jahre später noch lebten und behandelt wurden.

275.700 der weltweit etwa 730.000 Kinder, die auf antiretrovirale Medikamente angewiesen sind, wurden dem Bericht zufolge 2008 versorgt. Im Jahr 2005 erhielten nur 75.000 AIDS-kranke Kinder eine solche Behandlung. Im Jahr 2008 starben 280.000 Kinder an den Folgen von AIDS. 2,1 Millionen Kinder leben derzeit mit dem tödlichen Virus. Schätzungsweise 17,5 Millionen Kinder haben einen oder beide Elternteile durch AIDS verloren. Etwa 430.000 Kinder unter 15 Jahren infizierten sich im vergangenen Jahr neu mit HIV.

In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen seien schätzungsweise 4,9 Millionen junge Menschen mit HIV infiziert, heißt es in dem Bericht. Vor allem Mädchen in Afrika südlich der Sahara seien gefährdet sich anzustecken. Sie seien von fast 75 Prozent aller Neuansteckungen unter jungen Menschen betroffen. Neben mangelhaften Gesundheits- und Sozialsystemen begünstigten sexuelle Gewalt und Diskriminierung von Frauen die Ausbreitung des Virus.

FINANZKRISE GEFÄHRDET AIDS-PROGRAMME

Der Bericht zeigt auch auf, dass die Hälfte der Neuansteckungen verhindert werden könnte, wenn die in den letzten Jahren ins Leben gerufenen Aufklärungs- und Präventionsprogramme ausgebaut würden. Doch obwohl heute wesentlich mehr Mittel bereit stünden als noch vor wenigen Jahren, sei die Finanzierung der AIDS-Programme nicht annähernd gedeckt. Insgesamt müssten ab dem Jahr 2010 rund 25 Milliarden US-Dollar aufgewendet werden. Im Jahr 2008 standen jedoch weniger als 14 Milliarden US-Dollar zur Verfügung.

Mehr als die Hälfte dieser Mittel leisteten die Entwicklungsländer selbst; ein Drittel kam aus bilateraler Entwicklungshilfe, 12 Prozent aus multilateraler Entwicklungshilfe und fünf Prozent aus der Privatwirtschaft. Vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise befürchtet UNICEF eine massive Kürzung der Mittel für den Kampf gegen AIDS.

Der UNICEF-Bericht schlüsselt detailliert auf, wozu die Gelder gebraucht werden: 605 Millionen US-Dollar sind nötig, um 80 Prozent der HIV-infizierten Schwangeren zu behandeln und so die Ansteckung des Kindes zu verhindern. 649 Millionen US-Dollar werden gebraucht, um HIV-infizierte Kinder unter 15 Jahren mit antiretroviralen Medikamenten zu versorgen. Präventions- und Aufklärungsprogramme für Jugendliche müssten mit 1,4 Milliarden US-Dollar, Präventionsprogramme gegen Gewalt an Frauen mit 326 Millionen US-Dollar finanziert werden. 2,5 Milliarden US-Dollar werden veranschlagt, um Kinder zu unterstützen, die durch AIDS zu Waisen geworden sind.

www.unicef.de
www.uniteforchildren.org

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