wtoGenf (epo.de). - Handelsexperten und Vertreter von nichtstaatlichen Organisationen aus Entwicklungsländern haben am zweiten Tag der Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation WTO in Genf deutliche Kritik am Handelsregime der WTO geübt. Sie forderten ein Ende der ständigen Liberalisierungs-Bestrebungen sowie faire und gerechte Handelsregeln, die den Schutz heimischer Märkte nicht ausschließen.  

"Die Handelsliberalisierung hat negative Auswirkungen für unsere Kleinproduzenten", erklärte Jacob Kotcho von der kamerunischen Organisation ACDIC. "Wir brauchen Handelsregeln, die nicht unter ständigem Liberalisierungsdruck stehen, und die stattdessen Regierungen den wirtschaftspolitischen Spielraum lassen, die heimischen Märkte zu schützen."

Der Handel müsse einer nachhaltigen Produktion und einem nachhaltigen Konsum dienen, forderte Meena Raman vom Third World Network. "Letztlich geht es dabei um Fairness und Gerechtigkeit." Mit Blick auf die Klimaverhandlungen kritisierte sie insbesondere das Patentrecht: "Wir haben große Sorgen, dass Monopolrechte durch Patente dazu führen, dass neue, klimafreundliche Technologien nicht schnell und breit genug angewendet werden können."

Für den Welthandelsexperten des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED), Michael Frein, der die WTO-Ministerkonferenz in Genf beobachtet, hat die WTO "die Zeichen der Zeit offenbar nicht verstanden". "Bei über einer Milliarde Menschen, die hungern, bei zunehmender Armut und Umweltzerstörung, ist eine politische Kehrtwende erforderlich", sagte Frein. Statt weiterer Liberalisierung forderte er eine zielgerichtete Politik zur Armutsbekämpfung und zum Schutz der Umwelt. "Wir brauchen eine andere Medizin, einfach die Dosis zu erhöhen, wird die Krankheit nicht kurieren", kommentiert Frein weiter.

Bei der 7. WTO-Ministerkonferenz, die noch bis 2. Dezember andauert, werden die festgefahrenen Verhandlungen der Doha-Runde zur Liberalisierung des Welthandels nicht weitergeführt. Ziel der Konferenz ist vielmehr ein politischer Austausch der WTO-Mitglieder zum Thema "Die WTO, das multilaterale Handelssystem und das gegenwärtige ökonomische Umfeld".

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