cop15Kopenhagen (epo.de). - Delegierte aus Entwicklungsländern und Umweltaktivisten haben scharfe Kritik an einem Textentwurf der dänischen Gastgeber für ein Klima-Abkommen in Kopenhagen geübt. Ein Sprecher der Entwicklungsländer nannte das Papier "unausgewogen" und warf der dänischen Regierung eine Begünstigung der Industriestaaten vor. Das Netzwerk für Klimagerechtigkeit sprach von "CO2-Rassismus".

Der sogenannte "Dänische Text" sei von einer kleinen Gruppe von Diplomaten aus Dänemark, Großbritannien, den USA und einigen wenigen anderen Ländern entworfen worden und zeige, "dass es zentralen Akteuren bei den Verhandlungen nicht darum geht, das Klima zu schützen und damit soziale Katastrophen zu vermeiden", erklärte Philip Pauls vom internationalen Netzwerk Climate Justice Action. "Stattdessen soll ein neues Abkommen dazu dienen, die ökonomische Position der Staaten des Nordens zu verteidigen. C02-Rassimus soll die Basis des neuen Abkommens sein. In diesem Fall wäre kein Abkommen besser und als Erfolg zu werten."

In dem umstrittenen Vorschlag findet sich kein Bezug auf das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll, dessen Nachfolgebkommen in Kopenhagen ausgehandelt werden soll. Der Text fordert die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius und eine Halbierung der weltweiten Emissionen bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Stand von 1990. Der Entwurf sehe vor, dass die Staaten des Nordens auch Mitte des Jahrhunderts noch zweimal mehr C02 emittieren dürften, als die Länder des Südens, berichtete die britische Zeitung "Guardian", der der Textentwurf zugespielt worden war. Außerdem sieht der Entwurf einen "Spitzenausstoß" für Entwicklungsländer vor, ab dem die Emissionen auch dort gedrosselt werden sollen. Dies lehnen die Länder des Südens entschieden ab.

"Ein solches Abkommen soll die Ungleichheit zwischen Nord und Süd zementieren und stellt die Verantwortlichkeiten für die Klimakrise auf den Kopf, indem der Süden härtere Einschnitte vornehmen soll als der Norden", sagte Alexis Passadakis von Climate Justice Action. "Statt gerechtem Klimaschutz ist nun Schadensbegrenzung in Kopenhagen das einzig Mögliche. Das heißt: der 'Dänische Text' muss weg. Nötig ist eine neue Agenda der Klimagerechtigkeit, die auf eine Null-Emissionsökonomie zielt und Reparationen des Norden an den Süden angesichts seiner historischen C02-Schuld."

Der Sprecher der in der Gruppe G77 zusammengeschlossenen Entwicklungsländer, Lumumba Stanislaus Di-Aping aus dem Sudan, nannte den Textentwurf "unausgewogen". Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen fördere "einseitig die Interessen einer bestimmten Staatengruppe", sagte Di-Aping. Mit dem Textentwurf setzten die Dänen auf ein neues Klimaabkommen, statt das Kyoto-Protokoll fortzuschreiben. Anders als im Kyoto-Protokoll vorgesehen würden damit auch den Entwicklungsländern Verpflichtungen zur Verringerung ihrer Treibhausgas-Emissionen auferlegt.

Lumumba Di-Aping kritisierte auch die im aktuellen Entwurf der Gipfelerklärung vorgesehene Summe von zehn Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klima-Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern. Das Geld reiche nicht einmal dafür aus, "genug Särge für die Menschen in den Entwicklungsländern zu kaufen", sagte Di-Aping am Mittwoch in Kopenhagen. Der sudanesische Diplomat verwies darauf, im Kampf gegen die Finanzkrise hätten die Industriestaaten mehr als eine Billion Dollar an Hilfen bereitstellen können. "Wenn die Erderwärmung das größte Risiko für die Menschheit ist, wie können Sie dann die zehn Milliarden erklären?", fragte er an die Adresse von Gipfelgastgeber Dänemark.

http://en.cop15.dk
www.climate-justice-action.org

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