cop15Kopenhagen (epo.de). - Delegierte aus Entwicklungsländern haben bei den Klimaverhandlungen in Kopenhagen am Montag ihre Teilnahme zeitweise ausgesetzt. Der von der Gruppe der afrikanischen Staaten angeführte Protest richtete sich gegen zu geringe Zugeständnisse der Industriestaaten und eine befürchtete Abkehr vom Kyoto-Protokoll.

Die in der Gruppe G77 zusammengeschlossenen 130 Entwicklungs- und Schwellenländer warfen der dänischen Konferenz-Präsidentin Connie Hedegaard vor, sie setze die Tagesordnung zu sehr im Interesse der Industrieländer fest. Das zentrale, im Kyoto-Protokoll festgehaltene Ziel der Verringerung der Emissionen in den Industriestaaten werde so zur Nebensache.

Der Sprecher der G77, der Sudanese Lumumba Stanislaus Di-Aping, sagte dem britischen Sender BBC als Begründung der Aussetzung der Verhandlungen: "It has become clear that the Danish presidency - in the most undemocratic fashion - is advancing the interests of the developed countries at the expense of the balance of obligations between developed and developing countries."

Gegenüber der "Frankfurter Rundschau" hatte Di-Aping am Montag erklärt, die von der EU angekündigte Soforthilfe für die Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern von jährlich 2,4 Milliarden Euro ab 2012 sei zu gering. "Die EU wirft uns Brotkrumen hin", kritisierte Di-Aping. Für einen ökologischen Umbau seien zwischen 300 und 500 Milliarden Euro pro Jahr notwendig.

Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen und Hilfsorganisationen forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag auf, sich in Kopenhagen für einen Erfolg der Klimaverhandlungen einzusetzen. Insgesamt unterschrieben mehr als 70 Unternehmer, Bischöfe, Vorsitzende von Entwicklungs- und Umweltverbänden, Wissenschaftler und Prominente einen Appell, der im "Handelsblatt" veröffentlicht wurde. Ein Scheitern des Klimagipfels werde katastrophale Folgen haben, warnten sie.

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